Augsburg
Fünf tödliche Schüsse

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

Augsburg (DK) Zwei Gerichtsmediziner beschrieben am Freitag vor dem Landgericht Augsburg im sogenannten Polizistenmordprozess die Verletzungen des getöteten Mathias Vieth. Während der Ausführungen saß seine Schwester mit im Gerichtssaal.

Sie hörte alles mit an.

Der Vorsitzende Richter Christoph Wiesner macht Vieths Schwester, die bisher keinen Verhandlungstag im Prozess um ihren erschossenen Bruder versäumt hat und als Nebenklägerin auftritt, darauf aufmerksam, was in den nächsten Minuten folgen wird. Sie nickt und bleibt ruhig sitzen. Meist blickt sie einfach nach vorne, dem Angeklagten Raimund M., der zusammen mit seinem bereits verurteilten Bruder Rudi Rebarczyk für den Tod ihres Bruders verantwortlich sein soll, schenkt sie keine Aufmerksamkeit.

Als der erste Gerichtsmediziner aussagt, zeigt Vieths Schwester weiter keine Reaktion. Ihr Gesichtsausdruck ist traurig, doch sie behält zu jedem Moment die Fassung. Der Mediziner erklärt, an jenem 28. Oktober 2011 gegen 6.30 Uhr am Tatort im Augsburger Siebentischwald gewesen zu sein. Der tote Polizist „lag aufgrund der vorangegangenen Reanimationsversuche entkleidet auf dem Fußweg“. Der zweite Zeuge, ebenfalls Gerichtsmediziner, führte am selben Tag einige Stunden später die Obduktion durch. Trotz Schutzweste hatte der Polizeibeamte 18 Schussverletzungen. Bei der genaueren Beschreibung herrscht absolute Stille im Gerichtssaal. Bei der Untersuchung konnte der Experte sogenannte Front-zu-Front-Schüsse nachweisen. Diese waren nicht tödlich. Das Leben kosteten Vieth die Treffer, die sein Mörder auf ihn abgegeben hatte, als er bereits hilflos am Boden lag. Fünf sollen es laut Gutachter gewesen sein, der auf Nachfrage bestätigt: Hätten keine Schüsse auf den am Boden liegenden Vieth stattgefunden, „hätte er überlebt“.