"Für Qualität und Geschmack auch Umwege in Kauf nehmen"

02.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:09 Uhr

Interview mit dem Riedenburger Ökobrauer Maximilian Krieger über Entwicklungen am Biermarkt und das Aufkommen von Craftbier

Herr Krieger, haben sich aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren in puncto Bier Veränderungen ergeben, und wenn ja, welche?

Maximilian Krieger: Es hat auf jeden Fall Veränderungen gegeben. Zum einen technologisch, sodass die Biere immer besser wurden. Zudem kann man sagen, dass es wieder eine größere Vielfalt gibt und dass die Brauereien wieder mehr eigenständige Stile brauen und nicht mehr versuchen, Standardbiere nachzubrauen, wie noch vor 10 oder 20 Jahren.


Sind Standardbiere der Grund dafür, dass sich viele Craftbier- oder - wie Sie - Ökobrauereien entwickelt haben?

Krieger: Ja, wohl schon. Aber Öko spielt für uns noch eine andere Rolle, weil es auch um die Rohstoffe geht und um das Brauverfahren. Ökobiere zu brauen, bedeutet auch, Charakterbiere zu brauen, Biere, die sich vom Mainstream abheben, die besonders sind und einfach auch die Eigenschaften der Rohstoffe stärker herausstellen. Wir verwenden beispielsweise alte Braugerstensorten wie "Steffi", die heute kaum mehr verwendet wird, weil sie viel Eiweiß hat und wenig Ertrag. Im Gegensatz zu anderen wollen wir das Eiweiß bewusst drinhaben, weil wir damit auch einen guten Geschmack reinbekommen.



Hat sich auch bei den einzelnen Biersorten eine Veränderung ergeben?

Krieger: Ja klar. Während es noch vor ein, zwei Jahrzehnten einen Weißbiertrend gab, kann man erkennen, dass jetzt wieder mehr Helles nachgefragt wird. Der Trend geht wieder zu untergärigen Bieren. Was sich auch verändert hat, ist, dass alkoholfreie Biere inzwischen ihren festen Platz haben. Und ihr Anteil wächst immer weiter.



Sie sprechen gern von Handwerksbieren. Wie definieren Sie solch ein Bier?

Krieger: Dabei müssen Produktqualität und Geschmack im Vordergrund stehen. Man muss auch mal Umwege in Kauf nehmen, um das beste Produkt zu bekommen und nicht immer den einfachsten Weg gehen. Mit möglichst einfachen Rohstoffen und einem möglichst einfachen Brauverfahren wird immer ein Standardprodukt herauskommen.



Zum Thema Craftbier: Sie selber waren ja bei der Craftbier-Brauerei Amarcord in Rimini. Wie hat Sie das beeinflusst?

Krieger: Mich hat das sehr beeinflusst, weil die Italiener mit einem sehr innovativen und qualitativen Anspruch an die Sache rangehen. Die sind überzeugt von einem gewissen Geschmack und einer Idee und versuchen, diese zu realisieren. Dafür verwenden sie die besten Rohstoffe, vom Getreide über Honig bis zu Kaffee, und machen damit sehr besondere Biere, die über das hinausgehen, was wir unter Bier verstehen. Die Innovationsfreudigkeit und die Hochwertigkeit haben mich sehr beeindruckt.



Und wie sehen Sie Craftbier an sich? Ist das eine gute Entwicklung?

Krieger: Auf jeden Fall. Craftbier ist sehr gut für die gesamte Bierbranche, weil sich die Leute wieder mehr über Bier unterhalten. Für die Leute wird wieder wichtiger, wie Bier hergestellt wird und welche Rohstoffe drin sind. Und das ist eine gute Entwicklung, die vor allem kleinen Brauereien hilft.

Die Fragen stellte Norbert Schmidl.

ZUR PERSONMaximilian Krieger ist Chef des Riedenburger Brauhauses. Dort produziert er - wie bereits seine Eltern - Ökobiere. Er hat zudem während seiner Zeit in Italien viele Erfahrungen mit Craftbier gemacht, die er heute für eigene Biere nutzt.Schmidl