Ja ist denn schon der 1. April?

26.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr

Zu "Konzertmuschel im Museumsviertel" (SZ vom 19. Oktober):

Da blättert man eines Morgens in der Zeitung und denkt sich voller Entsetzen, man hat den kompletten Winter verschlafen und es ist schon der 1. April. Da will doch glatt einer ein Bushäuschen in den Museumsgarten bauen. Man denkt zuerst, ein leicht zu durchschauender Aprilscherz. Aber voller Entsetzen muss man feststellen: Es ist erst Oktober und es geht um Kultur.

Und wenn es in Schrobenhausen um Kultur geht, was immer das auch bedeutet, dann brechen alle Dämme der Vernunft. Eine wahrlich super Idee, auf einem der schönsten, idyllischsten Plätze in Schrobenhausen, der gleichzeitig auch extrem abgelegen ist, ein Buswartehäuschen, auch als Konzertmuschel bezeichnet, zu errichten.

Abgesehen davon, dass es nur eine Kleinigkeit wäre, hier für die Sommermonate ein Sonnensegel aufzuspannen mit einigen Paletten und Holzbohlen, eine superluftig-leichte Bühne für die Sommermonate zu erstellen, die man im Winter auch wieder abbauen kann, wird so ein Glas-Holz-Gebäude, wie es auch immer aussehen sollte, den Platz endgültig zerschneiden. Und natürlich wird das Häuschen auch extrem anfällig für Vandalismus und unsachgemäße Nutzung als Klohäuschen sein. Hier wäre noch von Interesse, ob der Lions-Club für die regelmäßige Säuberung und Instandhaltung der Hütte sorgt.

Viel besser würde das Teil doch im Freibad stehen, hier würde es baulich nicht stören und könnte dort zu einer zusätzlichen Belebung führen. Man müsste sich halt nur mal etwas einfallen lassen. Oder auch eine Möglichkeit: Der Lions-Club Schrobenhausen-Aichach stellt sein Denkmal (denn sicher soll ja eine fette Plakette vom Lions-Club dran) gleich nach Aichach auf den Obi-Parkplatz zu den Gartenhäuschen. Da kann es optisch keinen Schaden anrichten.

Es ist schon verwunderlich, dass die Stadt Schrobenhausen, die ja für alles Beauftragte hat, anscheinend nicht wirklich einen Plan für die Zukunft hat, sondern sich in Kleinkram verstrickt. Und wenn es mal was Größeres wird, wie die Sanierung des Stadtplatzes, dann ist es absolut unverständlich, warum dort, trotz des geballten Fachwissens, ein Minirandstein als Stolperfalle gebaut wird. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dieser Randstein besonders im Winter, wenn er unsichtbar unter Schneematsch liegt, nicht eine extreme Sturzgefahr für Fahrradfahrer darstellt, was mir auch schon einige Fahrradfahrer berichtet haben. Aber ich bin ja kein Fahrradfahrer und kenne mich auch nicht aus.

Noch mal zur Konzertmuschel. Nicht alles, was geschenkt ist, ist gut. Wenn die Stadt Schrobenhausen aber alle ihre schmucken freien Flächen mit irgendwelchen Kulturhighlights zupflastern will, bin ich auch gerne bereit, alleine und auf eigene Kosten irgendwo im Stadtgebiet ein weiteres hochkulturelles Bushäuschen aufzustellen. Natürlich mit einer dicken Plakette mit meinem Namen dran, denn wer baut sich nicht gerne für ein paar Tausend Euro sein eigenes Denkmal?

Aber in einer Stadt, die ihre Zukunft schon verspielt zu haben scheint, kommt es darauf ja auch nicht mehr an. Unser Krankenhaus löst sich auf, unsere Kfz-Zulassungsstelle besteht nur noch aus einer Notbesetzung, unsere schon vor Jahrzehnten benötigen Umgehungsstraßen wurden nie gebaut und werden auch nie gebaut, was die Ausweisung von Neubaugebieten, um der extremen Wohnungsnot zu begegnen, praktisch unmöglich macht. Vielleicht sollte der Schrobenhausener Stadtrat mal über die Fraktionsgrenzen hinweg, die richtig großen Probleme angehen, anstatt sich über sinnlosen Kleinkram zu einigen.

Alfred Holzer,

Schrobenhausen