Winkelhausen
Kein besonders gutes Jahr für die Kartoffel

Erzeugerring und Erzeugergemeinschaft (EG) für Qualitätskartoffeln Neuburg-Schrobenhausen zogen Bilanz

02.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:08 Uhr

In den Fachgruppenbeirat der Fachgruppe „Qualitätskartoffeln“ für die Region Oberbayern Nord wurde Franz Scherer (Bildmitte mit oranger Krawatte) aus Lampertshofen einstimmig gewählt - Foto: Hammerl

Winkelhausen (SZ) Die Qualität passt bei den Kartoffeln, die Erträge ließen allerdings im Süden zu wünschen übrig, was die daraus resultierenden Preise für die Erzeuger nicht ganz ausgleichen konnten. Entsprechend gemischt ist die Stimmung der Kartoffelbauern.

„Bei 9,2 Millionen Tonnen Kartoffeln habe ich gedacht, da geht die Post ab“, drückte Norbert Ziegler, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft (EG) für Qualitätskartoffeln Neuburg-Schrobenhausen, seine Erwartung aus, dass die vorhandene Ware den Landwirten aus den Händen gerissen würde. „Der Markt hat sich aber nicht so entwickelt wie erwartet“, sagte er auf der Mitgliederversammlung der EG und des Erzeugerrings (ER) für Pflanzenbau Südbayern. Vor allem im Export funktioniere eher wenig. Immerhin aber seien die vorhandenen Mengen weitgehend verräumt und die höheren Preise hätten im Endeffekt einiges wieder ausgeglichen. „Ganz so schlecht war das Jahr also nicht“, bilanzierte Ziegler letztlich, bevor er von zahlreichen Aktivitäten berichtete, die es überwiegend auch heuer wieder geben werde, von der Kartoffelköniginnenkrönung, die diesmal in Klingsmoos bei Matthias Stelzer stattfinden werde, über Grüne Woche Berlin, Fruit Logistica, Kanada-Lehrfahrt, Kartoffelherbstbörse in Hannover und Bauernmarktmeile in München bis zu Marketingaktivitäten wie dem Kartoffelkalender und dem Kartoffelland Neuburg-Schrobenhausen.

Europaweit gebe es genügend Kartoffeln, aber in Deutschland lagen die Erträge etwa zehn Prozent unter dem Vorjahr, berichtete Gerhard Dittenhauser vom Kartoffelhändler Agropa. In Süddeutschland mussten sogar Einbußen von einem Drittel verkraftet werden, was die Erzeuger um den Export gebracht habe. Die Preisschere ginge weit auseinander, Speisekartoffeln sind um acht bis neun Euro pro Doppelzentner teurer als Veredlungs-, sprich Verarbeitungskartoffeln. Der Trend bei den Verbrauchern gehe in Richtung festkochender Kartoffeln, die mittlerweile 46 Prozent Anteil bei Speisekartoffeln erreicht haben – zulasten von mehligen und vorwiegend festkochenden Sorten.

Kurz fasste sich Franz Schoderer, zweiter Vorsitzender des ER. Drei Versammlungen hat der Vorstand absolviert, es ging um dabei um Fachgruppenthemen, Neuwahlvorbereitung, Haushaltsthemen, Homepage, Satzung und Personal, hinzu kamen zwei LKP-Fachausschusssitzungen, in denen es unter anderem auch um Grünlandberatungsprojekte gegangen sei, denn auch wenn in der Region kaum Grünland bewirtschaftet werde, „so lassen wir die Landwirte im Voralpenland nicht im Stich“. Der Preis für die Qualitätsuntersuchung der Kartoffeln erhöhe sich von rund 15 auf rund 22 Euro. Zwei Euro machten die Erhöhung aus, hinzukäme, dass der Zuschuss von der Landesanstalt für Landwirtschaft von 5 Euro je Qualitätsbefund heuer wegfiele. „Die Untersuchung sollte uns das trotzdem wert sein“, meinte Schoderer, der darauf hofft, dass die Händler wie bisher die Hälfte der Kosten tragen, allerdings sei er damit auf wenig Begeisterung gestoßen. In den Fachgruppenbeirat der Fachgruppe „Qualitätskartoffeln“ für die Region Oberbayern Nord wurde er anschließend dennoch einstimmig gewählt.

Nachdem der Vorsitzende bereits die negativen Nachrichten verkündet hatte, durfte sich Geschäftsführerin Monika Janitschek den guten widmen. Mehr als 208 000 Tonnen Kartoffeln wurden der Qualitätsuntersuchung unterzogen, zwei Drittel davon im Bereich des ER Südbayern, gefolgt von der Oberpfalz und Niederbayern. Die Mängel lagen im Jahr 2013 mit rund zehn Prozent um zwei Prozent besser als im Vorjahr. „Drahtwurmschäden waren extrem niedrig“, berichtete sie erfreut. Lediglich Fäulnis und Missbildungen waren angestiegen, was Janitschek auf die ungünstige Witterung zurückführte. Wobei die verschiedenen Sorten unterschiedlich abschnitten, Gala beispielsweise lag mit acht Prozent deutlich besser als der Durchschnitt, Marabel, im Vorjahr noch besser als der Durchschnitt, lag diesmal mit zwölf Prozent deutlich darüber.

Aus der Erzeugerringberatung berichtete Jochen Obernöder. Der Sachkundenachweis Pflanzenschutz werde ab November 2015 das einzig gültige Dokument sein für alle, die Pflanzenschutz abwenden, das gelte auch für Berater und Händler. Meisterbriefe beispielsweise reichten nicht mehr. „Altsachkundige müssen den Sachkundenachweis spätestens bis 26. Mai beantragen – bitte nicht vergessen“, mahnte Obernöder. Er stellte dann noch Neuzulassungen vor und wies auf ER-direkt hin. Für 60 Euro Jahresbeitrag sei jederzeit Handykontakt zum Berater gegeben. Sehr gut angenommen werde die Pflanzenbau-Hotline des Erzeugerrings. „Wir versuchen das zu optimieren“, versprach Obernöder mit Blick auf gelegentliche Engpässe, die zeitweise entstanden waren, wenn große Nachfrage in Spitzenzeiten zu Wartezeiten geführt hatte.

Ihr Ziel, die bayerische Kartoffel gut zu vertreten, artikulierte Franziska I. (Strixner), und Landratsstellvertreter Alois Rauscher war gekommen, „um zu hören, wie es euch geht und ob ich bei dem ein oder anderen Problem helfen kann“. Landwirtschaftsdirektor Josef Konrad wies darauf hin, dass 2,2 Millionen Verbraucher benötigt werden, um die auf 3500 Hektar Fläche im Landkreis produzierten Kartoffeln an den Mann zu bringen. Es gelte also, die bayerische Kartoffel über den Landkreis und auch über die Grenzen Bayern hinaus zu bewerben. Dass der Absatz in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent eingebrochen ist, führte Dittenhauser unter anderem darauf zurück, dass so häufig über vergleichsweise hohe Preise berichtet worden sei, dass viele Verbraucher gar nicht mehr nach Kartoffeln griffen, „ohne dass die Hausfrau weiß, was sie tatsächlich kosten“. Johann Graf vom BBV stellte die Initiative „Bayerische Kartoffel“ als wichtiges Vermarktungsinstrument vor und Hans Lohr von der Erzeugerringberatung holte sein Referat aus der vergangenen Versammlung nach. Wichtigste Spurenelemente seien Bor und Mangan. Bevor jedoch unkontrollierter Einsatz von Spurenelementen erfolge, sollte zunächst der tatsächliche Bedarf festgestellt werden. Andere Fehler könnten nicht durch Spurenelementgabe ausgeglichen werden.