Stadt kämpft gegen Hochwasser

Paar erreicht höchsten Pegel seit vielen Jahren – Evakuierungen möglich

03.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:04 Uhr
Voller Einsatz bei Dauerregen: Ob im Paarbereich In der Au bei Mühlried oder an anderen Stellen: Die Einsatzkräfte kämpften unentwegt gegen das Hochwasser. −Foto: Stark

Schrobenhausen (SZ) Die Paar ist so bedrohlich hoch wie seit Jahren nicht mehr – selbst 28 000 Sandsäcke konnten sie in Schrobenhausen kaum in ihrem Flussbett halten. 120 Einsatzkräfte kämpfen seit Sonntag gegen das Hochwasser. Bis in die Nacht hinein war unklar, mit welchem Erfolg.

Am Sonntagnachmittag um halb drei waren in Schrobenhausen die ersten Sirenen zu hören – und in den folgenden Stunden sollte es nicht besser werden, eher viel schlechter: Irgendwann war die höchste Meldestufe, 3,30 Meter, überschritten, die ersten Radwege gesperrt und die Paar nur noch knapp unterhalb der Uferlinie. Die Weilach hatte sogar schon ihr Flussbett verlassen.
 

Da hatten Bürgermeister und Rettungskräfte schon mehrere Ortsbesichtigungen hinter sich, immer hoffend, dass es dann doch nicht so schlimm kommen würde wie befürchtet. Aber es hörte – wie schon fast immer in den zurückliegenden Tagen – einfach nicht auf zu regnen. In der Nacht auf Sonntag war bei der Firma Leinfelder die letzte von vier Schleusen ganz geöffnet worden, eine Entspannung der Lage war indes nicht in Sicht.
 
Beim Bauhof Schrobenhausen wurden tausende Sandsäcke gefüllt, die dann später an die neuralgischen Punkte gebracht wurden: Unter anderem in der Au in Mühlried, direkt beim Leinfelder-Gelände, der Paarstraße sowie zwischen Mühlrieder Weg und Schleifmühlweg. Währenddessen füllten sich immer mehr Wiesen mit Wasser, der Radweg zwischen Mühlried und Sandhof musste deswegen als erster gesperrt werden. Viele Bürger waren zusammengekommen und schauten gemeinsam auf die Wassermassen, fast alle der selben Meinung: Das kann eng werden.
 
Eng wurde es zunächst einmal mit Sandsäcken. Die Schrobenhausener orderten zusätzliche beim Kreisbauhof in Neuburg, inklusive einer weiteren Sandfüllmaschine. Damit bestückten sie dann die Paarufer – „so weit die Sandsäcke reichen“, wie Bürgermeister Karlheinz Stephan am Abend erklärte. „Mehr können wir nicht tun.“ Mobilen Hochwasserschutz wie beispielsweise in Neuburg, den gibt es in Schrobenhausen nicht.
 
Dafür aber neue Hochwasserschutzmaßnahmen wie die Regenrückhaltebecken in Sandizell und Steingriff. Einige Bürger hatten aber den Sonntag über moniert, die teuren Becken seien gar nicht voll gelaufen und damit womöglich nutzlos gewesen. Ein Vorwurf, den der Bürgermeister so nicht stehen lassen wollte. „Die Rückhaltebecken laufen erst voll, wenn noch stärkere Hochwasserereignisse als dieses stattfinden“, sagte Stephan noch am Nachmittag. Am Abend war dann klar, dass man es mit einem größeren Ereignis zu tun hatte – und der Bürgermeister berichtete, er sei gerade mit Landrat Roland Weigert am Dammwerk beim Langenwiesbach in Steingriff gewesen, wo sich schon viel Wasser gesammelt habe. Stephan: „Das ist alles Wasser, das der Stadt erspart geblieben ist.“
 
Aber es wollte weiter nicht aufhören zu regnen. Da half es auch wenig, dass 120 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Schrobenhausen und der Ortsteile Mühlried, Edelshausen, Sandizell und Hörzhausen sowie aus Aresing permanent gegen die Wassermassen kämpften.
 
Am späten Abend gab es eine Lagebesprechung mit Landratsamt, Stadt, Feuerwehr und Polizei, in der man sich allmählich auf das Szenario einstellte, dass das Wasser auch die Altstadt erreicht. Denn man musste einkalkulieren, dass es die Nacht über weiterregnet. „Wir rechnen mit noch mal 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter Regen bis Montag“, sagte Landratsamtssprecher Thomas Assenbrunner. So stand auch im Raum, das Seniorenzentrum am östlichen Bürgermeister-Stocker-Ring in der Nacht zu evakuieren. Die Einrichtungen wurden zumindest schon einmal vorgewarnt.
 
Doch kurz vor 23 Uhr erklärte der Bürgermeister, nach einer weiteren Besprechung: „Momentan scheint alles unter Kontrolle.“ Drei bis vier Lagen Sandsäcke seien an weiten Teilen der Paar deponiert – und es werde ständig nachgeordert: „Wir müssen permanent nachlegen, so lange die Paar steigt“, sagte Stephan. Und die stieg auch weiterhin. Stephan: „Wir stellen uns auf eine lange Nacht ein.“