Schrobenhausen
"Vielleicht hat man die AfD unterschätzt"

Europawahl im Landkreis: Die Parteien liegen im Bundestrend, die FW sind nur noch vierte Kraft

25.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:39 Uhr

Da ging die Arbeit erst richtig los: Pünktlich um 18 Uhr schlossen sich auch im Stimmbezirk 2 in der Schrobenhausener Außenstelle des Landratsamtes die Türen. Ab da hieß es fleißig Zählen für die Wahlhelfer - Foto: Tamm

Schrobenhausen (SZ) CSU, SPD, AfD – das sind die drei Parteien, die bei der Europawahl im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen am stärksten abgeschnitten haben. Die Wahlbeteiligung lag fast unverändert bei 42,3 Prozent.

Die Christsozialen des Landkreises mit deutlichen Verlusten von neun Prozentpunkten sowie die Sozialdemokraten, die sich um mehr als fünf Prozentpunkte steigerten, liegen ebenso im Bundestrend wie die Alternative für Deutschland (AfD), die allerdings in Neuburg-Schrobenhausen noch stärker abschnitt und aus dem Stand drittstärkste Kraft wurde. Sehr stark im Vergleich zum Bundesergebnis sind immer noch die 7,2 Prozent der Freien Wähler, die allerdings im Vergleich zum Ergebnis der Europawahl 2009 zwischen Gachenbach und Rennertshofen an Boden verloren haben und in der Rangliste der Parteien von Platz zwei auf vier zurückfielen.

Kurz und knapp mit „schade“ kommentierte gestern Abend CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler das Wahlergebnis seiner Partei im Landkreis: „Was damit sicherlich zusammenhängt, ist die Stromtrasse im Norden. Da weiß jeder, dass die CSU auch mitgestimmt hat.“ Doch nicht nur im Landkreis, auch bayernweit musste die CSU herbe Verluste einstecken. Mit seiner Kritik am Europawahlkampf seiner Partei hält Lengler dann auch nicht hinterm Berg. Mit „einem Bayernplan und ein paar schönen Worten vom Ministerpräsidenten“, mit einer „Abkupferung des Landtagswahlprogramms“ könne man sich nicht für Europa positionieren – vor allem, wenn „keiner mehr versteht, dass ich da dafür bin und da dagegen“. Lengler zielt damit „leicht“ auf Ministerpräsident und Parteichef Horst Seehofer, vor allem aber auf CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Der sei vielleicht noch zu jung, einen solchen Wahlkampf zu führen, meint Lengler. Das gute Ergebnis für die AfD auch im Landkreis ist für Lengler ein Zeichen, dass sich die Leute durchaus Gedanken darüber gemacht hätten, wen sie wählen wollten. Bei den AfD-Wählern „kann ich mir durchaus vorstellen, dass da auch eine CSU-Klientel dabei ist“, sagt der Kreisvorsitzende und vermutet: „Vielleicht hat man die AfD unterschätzt.“

Diesen Worten würde sich der Kreisvorsitzende der SPD mit Sicherheit nur bedingt anschließen. „Die CSU hat der AfD vielleicht sogar noch Sauerstoff gegeben“, so die These von Werner Widuckel am gestrigen Abend. Für das Wahlergebnis des politischen Gegners findet er eindeutige Worte: „Ich betrachte das Ergebnis als Ohrfeige für die CSU.“ Die Christsozialen müssten sich nun endlich mal entscheiden, ob sie am Tisch der Europakritiker oder der Befürworter sitzen wollen.

Die Alternative für Deutschland hingegen müsse nun zeigen, ob sie nur europakritische Sprüche beherrsche oder Politik gestalten können. „Ich bin mir sicher, dass diese Partei sehr schnell entzaubert werden wird“, sagt Widuckel. Vom Wahlergebnis seiner eigenen Partei zeigte sich der oberste Sozialdemokrat des Landkreises durchaus angetan. „Ich bin mit dem bundesweiten Trend zufrieden und auch wir im Landkreis haben ein ordentliches Ergebnis erzielt“, so seine Analyse angesichts der Übermacht der CSU in Neuburg-Schrobenhausen. Die Genossen hätten gezeigt, dass man trotz der zuletzt vielen Wahlkämpfe keineswegs müde sei.

 

Die Wahlergebnisse aus dem Landkreis Pfaffenhofen finden Sie auf Seite 21.