Schrobenhausen
Zwischen Tennisbällen und großer Not

Vier 40-Tonner und vier Begleitfahrzeuge der Humanitären Hilfe des BRK versorgen bedürftige Familien in Rumänien

26.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:51 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Als die Jungen die nagelneuen Fußballtrikots übergezogen hatten, da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr und die Spender wurden gleich zum Elfmeterschießen herausgefordert. Und es kam, wie es kommen musste, die Rentner aus Deutschland verloren mit 5:4.

Ort des Geschehens: das Kinder- und Jugendheim von Bogdana, nahe an der Ostgrenze von Rumänien. Dort hatte die Humanitäre Hilfe des BRK-Kreisverbandes für drei Tage Station gemacht, als sie mit einem der größten Hilfskonvois der letzten Jahre unterwegs war. Zahlreiche arme Familien und soziale Einrichtungen wurden unterstützt. Der Transport fiel so umfangreich aus, weil vor zwei Monaten eine geplante Fahrt nach Odessa nicht zustande kam (wir berichteten). So waren die beiden eigenen Sattelschlepper des BRK schon lange vor der Reise mit 70 hochwertigen Krankenhausbetten samt Zubehör bepackt. Ergänzt wurden sie für die Rumänienfahrt von einem Lastzug des BRK-Kreisverbandes Kelheim und von einem Zug, den die Firma Wenger aus Brunnen zur Verfügung stellte, sowie von vier Begleitfahrzeugen für Lebensmittel und Gepäck.

Die Anreise zog sich in die Länge, immerhin waren fast 1600 Kilometer zurückzulegen. Zwei Übernachtungen waren da schon einzuplanen. Bei der Ersten spielte das Wetter mit und die Mannschaft konnte im Freien schlafen. In der zweiten Nacht kam der Regen und der Konvoi suchte Schutz im Hotel Dracula, mitten in den Karpaten. Vorsitzender und Einsatzleiter Toni Drexler war heilfroh, „dass uns absolute Sonderpreise eingeräumt wurden; wir zahlten nur 30 Dollar für das Doppelzimmer“.

Bogdana zählt gerade mal 1800 Einwohner, da stellt das Kinder- und Jugendheim mit seinen 15 Häusern eine ordentliche Größe dar. Hier wurde der Konvoi von der Neuburger Ärztin Rodica Leporda erwartet, die seit 1990 als Dolmetscherin und Mitorganisatorin wichtige Arbeit leistet. Für die Rotkreuzmannschaft war ein eigenes Haus reserviert, große Pausen wurden aber nicht eingelegt, weil gleich abgeladen wurde.

Für das Heim gab es Kleidung, Kindernahrung, Lebensmittel und Reinigungsartikel, die Kinder und Jugendlichen freuten sich über Schulartikel und Spielzeug – darunter auch die schon erwähnten Fußballtrikots und etwa 200 Tennisbälle. „Die haben zwei Tage ununterbrochen nur noch mit den Bällen gespielt“, erinnert sich Drexler.

Zweimal fuhr der Konvoi von Bogdana aus nach Dorohoi, einer Stadt, in der vor drei Jahren ein verheerendes Hochwasser ganze Häuser weggerissen hatte. Die Spuren der Flut seien weitgehend beseitigt, aber die Armut sei geblieben, berichtet Drexler. 200 der ärmsten Familien waren von der Gemeinde ausgesucht und in zwei verschiedene Schulen eingeladen worden. Dort erwartete sie ein Basispaket mit Kleidung, Grundnahrungsmitteln und Reinigungsartikeln. An beiden Tagen war auch die Polizei zugegen, die dafür sorgte, dass die Verteilung störungsfrei über die Bühne ging. Vertreter der Stadt führten Buch und kümmerten sich um besonders bedürftige oder kinderreiche Familien, bei denen die Spendenration aufgestockt oder auch einmal um einen Kinderwagen oder ein Fahrrad ergänzt wurde. Gleichzeitig wurden aus einem Sattelschlepper 35 Betten und Nachtschränkchen für die Klinik von Dorohoi abgeladen.

Weiter ging die Fahrt nach Hermannstadt, wo sich der Konvoi mit Vertretern des deutschen demokratischen Forums traf, das mit mehreren Fahrzeugen die Verteilung von Hilfsgütern an Krankenhäuser, Altenheime und Kindergärten übernahm. Die Universitätsklinik der Stadt erhielt den zweiten Satz von den Betten, die eigentlich für Odessa vorgesehen waren. Seit Jahren gehört auf diesem Streckenabschnitt der Umweg über Moschna dazu. In dem Dörfchen befinden sich eine Schule und ein Kindergarten, wo die Buben und Mädchen den ganzen Tag über betreut werden und auch Frühstück und Mittagessen erhalten. Allerdings nur diejenigen, deren Eltern es sich leisten können. Dank der Humanitären Hilfe können nun aber wieder alle satt werden, weil ein Lebensmittelvorrat für ein Jahr abgegeben wurde.

Sind die BRK-Lager nun leer? „Noch lange nicht“, erklärt Toni Drexler. Es seien so viele Hilfsgüter vorhanden, dass er schon morgen wieder fahren könne. Knackpunkt seien die Spritkosten. Benzin und Diesel würden immer teurer und die Kasse immer leerer. Er und seine Mitstreiter hoffen daher auf Spenden. Wer die Arbeit der Humanitären unterstützen will, kann auf das Konto 50 500 bei der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen (Bankleitzahl 721 518 80) Geld überweisen.