Schrobenhausen
Wohlmuths Gemälde

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Zur Erinnerung an die Hungersnot von 1816/1817 hatte der Magistrat der Stadt Schrobenhausen beim örtlichen Maler Josef Wohlmuth ein Bild in Auftrag gegeben, das damals im Ratszimmer aufgehängt wurde und sich heute im Museum im Pflegschloss befindet. Er malte das Bild 1819.

Auf dem Bild zu sehen ist das Schrobenhausener Marktleben, wie es sich damals um das Rathaus mit seinen beiden Treppengiebeln abgespielt hatte, als Momentaufnahme. Der frühere Kreisheimatpfleger Fritz Ecker hat 1962 eine sehr detaillierte Beschreibung des Bildes veröffentlicht: Auffallend ist als Erstes ein langes Vordach an der Nord- und Westfront des Gebäudes. Das war nötig, weil sich im Erdgeschoss die Schrannenhalle befand, vor der Weizen, Korn, Gerste und Hafer angeliefert und auch verkauft wurden. Im wöchentlich veröffentlichten Schrannenanzeiger nannte man die angelieferten, die verkauften und die übrig gebliebenen Scheffel Getreide sowie die erzielten Preise und verglich sie sogar mit auswärtigen Schrannenpreisen.

Bei diesen Geschäften wurde sehr viel Geld umgesetzt. Im Jahr 1807/1808 wurden beispielsweise 1976 Scheffel Weizen mit einem Gesamtwert von 28 158 Gulden verkauft, und zusammen mit den anderen Getreidearten wechselten damals 72 079 Gulden den Besitzer.

Ein Scheffel fasste etwa 222 Liter Getreide. In der Schrannenordnung war unter anderem festgelegt, dass die Säcke von den Eigentümern gekennzeichnet sein müssen oder dass niemand gekauftes Getreide noch am selben Tag wieder anbieten durfte. Sackträger verdienten sich beim Ab- und Aufladen etwas Geld.

Ein Detail des Gemäldes gibt Einblicke in die Schrannensituation: Im Hintergrund stehen die Verkäufer bei ihren gekennzeichneten Säcken, und der aus dem Magistrat bestimmte Schrannenkommissär in Uniform mit zwei Sackträgern vor ihm in Aktion überwacht das Geschehen. Rechts ist eine Lieferung Getreidesäcke auf einem Wagen verstaut und in der Bildmitte wird von zwei Männern gerade ein Scheffel Weizen abgefüllt.

Auf die Notsituation weist der Bettler hin, der sich der Personengruppe im Vordergrund demütig nähert. Und die Mutter mit zwei kleinen, jammernden Kindern, an denen ein dicker Bürger stolz vorbeigeht, ohne sie zu beachten.

‹ŒBernhard Rödig