Schrobenhausen (SZ) Mit Lebensfreude pur lassen sich die Konzerte von Chorazon am besten beschreiben. Eine Freude, die auf die Zuhörer abfärbt. Entsprechend voll besetzt war am Donnerstag die Stadtpfarrkirche, wo der A-cappella-Chor ein Benefizkonzert für die "Vorweihnacht der guten Herzen" gab.
Ein Auftritt des Chores ist nicht nur ein akustisches Erlebnis, sondern auch ein optisches. Die Plätze mit einem guten Blick auf die immer in bunten Farben gekleideten Sänger, sind als erstes besetzt. Die Vorfreude, aber auch die Spannung sind groß.
Ein Spiel mit Klängen und Stille, Bewegung, Rhythmus und die Lust an der Musik erwarte die Zuhörer, hatte es in der Ankündigung geheißen. Ob die Besucher gegen die Kälte in der Kirche von Chorleiterin Cora Krötz auch zum Tanzen aufgefordert werden würden? "Zuzutrauen ist dem Chor alles", sagt eine Besucherin.
Getanzt wird während des gut einstündigen Auftrittes von Chorazon nicht, so viel sei schon mal verraten. Nur passiv zuhören wollen die Besucher aber auch nicht. Dass der Chor immer für Überraschungen gut ist, beweist er schon mit seinem ersten Auftritt. Statt sich vorne im Altarraum aufzustellen, kommen die Sänger grüppchenweise über die verschiedenen Eingänge in die Kirche. Die Zuhörer sind in der Mitte und erleben, ganz ohne Lautsprecher, einen Raumklangeffekt.
Das Programm des Chores ist vielfältig. Adventliches ist darunter, Lieder aus Afrika, von Coldplay oder von Hubert von Goisern sind dabei. Bei dem Beatlessong "Let it be" singen die Zuhörer den Refrain mit. Zuerst noch zögerlich, doch bei jeder Wiederholung werden die Stimmen mehr und kräftiger. Was die Besucher zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen: Sie singen sich gerade für den großen Auftritt ein. Denn die Chorleiterin hat ein Experiment vor.
Sie will den dreistimmigen Kanon "Dona nobis pacem" zusammen mit dem Publikum singen. Der Titel des Kanons, "Gib uns Frieden", ist auch das Motto des Abends. Mit den ausgewählten Liedern will der Chor dem Publikum eine Stunde der Ruhe und der inneren Einkehr schenken. Den Sängern, die ausschließlich Benefizkonzerte geben, geht es aber noch um mehr.
Es sei ihnen ein Herzensbedürfnis, Asylsuchende zu unterstützen, sagt die Chorleiterin. Es gehe darum, dass Menschen hier leben können. "Wir singen diese vielen schönen Lieder, um Ihnen dieses Grundbedürfnis weitergeben zu können."
Der Chor will aber auch ganz praktisch helfen. Er plant einen Ausflug für die Kinder und eine Gruppe für Frauen, die besonders unter der Unterbringung in der Gemeinschaftsunterkunft leiden, damit sie einmal in der Woche unter sich sein können. Die Spenden, die die Zuhörer an diesem Abend geben, gehen an den Verein Offene Türen. Die Mitglieder des Vereins machen sich dafür stark, dass Fremdenhass in Schrobenhausen keinen Nährboden findet. Sie schaffen Räume für Begegnung und der Verein ist ein Treffpunkt für Menschen aus aller Herren Länder.
Eine musikalische Integration aller Zuhörer war das von allen gemeinsam gesungene "Dona nobis pacem" schließlich. Als ein großer Chor sangen sie den Kanon - beinah so, als ob sie es vorher zusammen einstudiert hätten.
