Schrobenhausen
Unterricht, einmal anders

Filmseminartag am Gymnasium Schrobenhausen zum Thema "25 Jahre Deutsche Einheit"

11.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Geschichts-Talk: Medienwissenschaftler Johannes Schmitt, Zeitzeuge André Ponndorf und SZ-Redakteur Mathias Petry gestalteten gestern in der Aula des Gymnasiums einen Filmseminartag zum Thema DDR für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis neun - Foto: spe

Schrobenhausen (spe) Wie erklärt man jungen Schülerinnen und Schülern, was die DDR war, was der Mauerfall bedeutete, wie das Leben damals aussah? Am Gymnasium Schrobenhausen ging die Schulleitung gestern einen ungewöhnlichen Weg: Sie organisierte in Kooperation mit dem Institut für Bildung der Hanns-Seidel-Stiftung in München einen Filmseminartag.

Die Schüler der Klassen fünf bis zehn sahen im Kino einen Defa-Film aus dem Jahr 1984 an, „Erscheinen Pflicht“ mit Peter Sodann. Der teilweise gesellschaftskritische Jugendfilm der DDR-Filmgesellschaft, der Defa, thematisierte die Auseinandersetzung mit den politischen Verhältnissen in der Deutschen Demokratischen Republik. Der Film wurde damals kurz nach der Premiere vom System verboten und durfte nur an Schulen gezeigt werden. Direktor Edmund Speiseder hatte zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung dieses Projekt geplant, um neben den Feiern für eine friedvolle Zeit seit Ende des Zweiten Weltkriegs auch die unblutige Revolution, die Deutschland vor 25 Jahren erleben durfte, sinnvoll ins Bewusstsein junger Menschen zu rücken.

Um den Film richtig einordnen zu können, um das Umfeld zu verstehen, in dem der Film entstand, hatte das Gymnasium ein Expertenpodium in die Aula eingeladen: André Ponndorf, der seit vielen Jahren in Schrobenhausen lebt und der seine Jugend in der DDR verbracht hat. Zum Zeitpunkt der Wende war er 14 Jahre alt. Er hat hautnah erlebt, wie sich das Leben in den heutigen neuen Ländern mit dem Mauerfall veränderte – und wie es davor war. Der Medienwissenschaftler Johannes Schmitt von der Uni Erlangen sorgte für die wissenschaftliche Begleitung zum Film, aber auch zum System DDR.

Aufgabe von Mathias Petry, dem Redaktionsleiter der Schrobenhausener Zeitung, war es, die Schüler an die Thematik behutsam und einfühlsam heranzuführen und sie mit der Zeit vor 25 Jahren in Berührung zu bringen. Schließlich ist das damals Erlebte heute ein Stück Zeitgeschichte, die die Erwachsenen erlebt haben, die aber für die Generation von heute bereits weit weg ist; die Jugendlichen haben dazu kaum einen Bezug. Das wurde in der Auseinandersetzung damit und im Filmgespräch deutlich.

So ging es beim Geschichts-Talk in der Aula darum, begreifbar zu machen, wie das Leben in der DDR damals aussah, warum Menschen versuchten, sich dem Regime zu entziehen, bereit dafür, die Flucht mit dem Leben zu bezahlen. Es wurde eine intensive Fragerunde, und man merkte den Schülern an, dass sie verstehen wollten, wie sie mit dem Film „Erscheinen Pflicht“ umgehen sollen, in dessen Mittelpunkt die Tochter eines DDR-Funktionärs steht, die privilegiert aufwächst und nach dem plötzlichen Tod des Vaters auf einmal eine ganz andere Seite des Systems kennenlernt.

Das Spektrum der Themen, das zur Sprache kam, war weit: Es ging um die Fluchtversuche, um die Staatspropaganda, um das Schulsystem, um die verschiedenen Wahrnehmungen des sozialistischen Systems in der Innen- und Außenwahrnehmung – aber auch um den ganz normalen Alltag beim Einkaufen oder auch beim Schminken.