Schrobenhausen
Stephan: Verhältnis zu Koppold zerrüttet

Bürgermeister fordert FW-Fraktionschef auf, seinen Minijob bei den Stadtwerken zu kündigen

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Liegen im Clinch: Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (l.) hat FW-Fraktionschef Rudi Koppold (r.) in einer E-Mail aufgefordert, seinen Nebenjob bei den Stadtwerken aufzugeben.

Schrobenhausen (SZ) Der Dauerzwist zwischen Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) und FW-Fraktionschef Rudi Koppold hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Stephan fordert Koppold auf, seine Nebenbeschäftigung bei den Stadtwerken aufzugeben. „Für mich ist die Entscheidung gefallen“, sagt Stephan unmissverständlich. Koppold soll seinen 400-Euro-Job in der Immobiliensparte des Kommunalunternehmens Stadtwerke räumen. In einer E-Mail, die der Redaktion der Schrobenhausener Zeitung vorliegt, hat Stephan dem FW-Stadtrat das Vertrauen entzogen. Koppold dagegen meint, der „Bürgermeister hat emotional reagiert, deshalb habe ich nicht darauf geantwortet“.

Hintergrund für die Auseinandersetzung ist ein Grundstücksgeschäft der Leinfelder-Stiftung. Das Altenheim St. Georg, das von der Stiftung getragen wird, soll Erweiterungsmöglichkeiten bekommen. Dazu will die Stiftung das ehemalige Gelände der Firma Erhard im Mühlrieder Weg kaufen. Zusätzlich soll ein Teil des benachbarten Gebauer-Geländes erworben werden. Für genau diesen Teil gibt es eine Kaufoption eines Schrobenhausener Bauträgers, der bereit wäre, auf dem gesamten Areal seinen Grundstücksteil gegen einen anderen zu tauschen.

In der jüngsten Sitzung des Stiftungsausschusses – ihm gehören der Stadtrat und die Mitglieder des Stiftungsrates an – wurde über den Deal zum letzten Mal beraten. Das Geschäft wurde mit knapper Mehrheit von 12:10 Stimmen beschlossen, wie Stephan bestätigt. In der Debatte sei es auch um die Quadratmeterpreise gegangen, die für den Kauf gezahlt werden sollen. 215 Euro pro Quadratmeter stehen zur Disposition, der Richtwert für das vordere Grundstück direkt am Mühlrieder Weg liegt aber bei 225 Euro.

Das beschlossene Grundstücksgeschäft hält Stephan für vollkommen in Ordnung. Zumal noch ein Damoklesschwert über den Erweiterungsplänen des Altenheims St. Georg schwebt: der Hochwasserschutz. Von der Realisierung dieser Pläne, an die Stephan nach eigenen Worten glaubt, hänge auch die Erweiterung des Altenheims ab. Außerdem sei der unter dem Richtwert liegende Verkaufspreis auch aus einem anderen Grund gerechtfertigt: Auf dem ehemaligen Erhard-Gelände müssten noch Altlasten entsorgt werden (wir berichteten).

Zweimal habe der Stiftungsrat das Thema einstimmig abgesegnet. Im Stiftungsausschuss gehörte Koppold zu den unterlegenen Neinstimmen. Deshalb, davon ist Stephan überzeugt, habe Koppold die Stiftungsaufsicht bei der Regierung von Oberbayern informiert. Hätte Koppold ihn nach der Sitzung um eine Nachfrage bei der Stiftungsaufsicht gebeten, sagt Stephan, „hätte ich mich auch geärgert, aber ich hätte es überprüfen lassen“.

Das Geschäft habe „Blut, Schweiß und Tränen gekostet“, sagt Stephan über die langwierigen Gespräche. Die Zeit dränge. Nun sei die Stiftungsaufsicht am Zuge. Doch in der Urlaubszeit sei derzeit nicht mit einem schnellen Ende der Überprüfung zu rechnen.

Ein Fakt, der Stephan nochmals ärgert. Durch Koppolds Vorgehen werde das Geschäft „auf die Kippe gestellt“. Für Stephan ist klar: „So kann man nicht miteinander umgehen.“ Oder anders formuliert: „Koppold schmeißt mir immer Knüppel zwischen die Beine“, so Stephan. Und das hat nun Konsequenzen für die Zusammenarbeit zwischen Stephan und Koppold bei den Stadtwerken: „Ich werde mit ihm keine Baulandentwicklung betreiben.“

Darum hat Stephan Koppold aufgefordert, seinen Job bei den Stadtwerken aufzugeben: „Ich sehe das Vertrauensverhältnis zu Rudi Koppold als zerrüttet an.“ Der FW-Politiker könne nicht einerseits als Stadtrat gegen den Bürgermeister schießen und andererseits mit dem Verwaltungsratschef der Stadtwerke zusammenarbeiten.

Den Verwaltungsrat der Stadtwerke hat Stephan inzwischen in einer nichtöffentlichen Sitzung über den Fall informiert. Einige Mitglieder hätten versucht, ihm klarzumachen, dass er Stadtwerke, Stadtrat und Stiftung nicht miteinander vermischen solle. Stephan: „Das hat mich nicht umgestimmt.“ Lediglich zu einem persönlichen Gespräch mit Koppold hat er sich bereiterklärt.

Koppold selbst gibt sich gelassen. Über sein Verhältnis zum Bürgermeister sagt er: „Unsere Meinungen kreuzen sich, auch unsere Wege, wir sind nicht immer einer Meinung.“ Er wolle das Thema nicht zu hoch hängen, sagt Koppold. Allerdings hat auch er einen klaren Standpunkt, was sein Mandat angeht: „Wenn ich als Stadtrat meine Meinung nicht äußern darf und nicht kritisch sein darf, bin ich fehl am Platz.“