Schrobenhausen
Schneeschaufeln für mehr Sicherheit

Lediglich acht Menschen folgten Stefanie Kolodzis Aufruf, am Dreikönigstag den Busbahnhof zu räumen

07.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:48 Uhr

Tee trinken und schaufeln: Nach dieser Devise wollte Stefanie Kolodzi möglichst viele Schrobenhausener dazu bewegen, gemeinsam Schnee und Eis am Schrobenhausener Busbahnhof wegzuräumen - Fotos: oh

Schrobenhausen (SZ) Nicht meckern, sondern selber anpacken, das ist das Credo von Stefanie Kolodzi. Darum hat sie einen Aufruf gestartet, den vereisten Busbahnhof in Schrobenhausen vom Schnee zu befreien. Acht Personen mit Schaufeln und ein paar Schaulustige kamen zusammen.

„Wetten, dass in Schrobenhausen keine 25 Menschen zusammenkommen, um den Schnee am Busbahnhof wegzuräumen“ So formulierte Stefanie Kolodzi ihre Wette. Am Dreikönigstag stand sie da, und hatte ihre eigene Wette gewonnen. Lediglich acht Bürger kamen vorbei und hatten eine Schneeschaufel dabei. Eine paar Begleiter kamen noch dazu.

Wie kommt man auf so eine Idee? Kolodzi lacht. Als sie am Montag aufgestanden sei, habe sie im Laptop gesehen, dass sich in einem sozialen Netzwerk Menschen über den schlecht geräumten Busbahnhof aufgeregt hätten. Spontan sei die Idee entstanden, über den Missstand nicht einfach nur zu meckern, sondern mal selber zur Schaufel zu packen und den Kampf gegen Schnee und Eis zu beginnen.

Und das mit einem klaren Sicherheitsaspekt im Hinterkopf. Schließlich sollten Hunderte von Schülern am Mittwoch gefahrlos aus ihren Bussen aussteigen und zu den nahe gelegenen Schulen gelangen können. Schneeräummitstreiter Klaus Toll (Piratenpartei) sah das genauso. Die Stadt wolle doch, dass neben den Schülern auch möglichst viele Menschen die Altstadt besuchten. „Wenn ich mir aber die Haxen breche, fahre ich lieber mit dem Auto hinein.“

Die Vorbereitungen für den nachmittäglichen Feiertagssport waren im Hause Kolodzi schnell erledigt. Insgesamt 19 Thermoskannen mit heißem Wasser hatte die 35-jährige Initiatorin in den Kofferraum ihres Autos geladen. Zehn Teesorten hatte sie in Beuteln ebenfalls an Bord. Die Palette reichte von Erdbeere-Himbeere über Pfefferminz bis hin zu brasilianischer Limette. Jeder eifrige Schneeräumer sollte sich so kostenlos einen wärmenden Tee aufbrühen können.

Die wenigen Schaufelfreunde unter dem sonnigen Winterhimmel griffen nach einer Viertelstunde Wartezeit zu ihren Arbeitsgeräten und räumten einen Durchgang vom Parkplatz zur Stadthalle frei. Nach insgesamt 45 Minuten war die Aktion erledigt. Alle rückten wieder ab. Kolodzi: „Es war, wie ich es vermutet hatte: Es wird lieber gemeckert.“

Für Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan ist es „eine plakative Aktion, die gegen die Stadt gefahren werden sollte“. Mit einem Schmunzeln fügte er noch hinzu: „Ich kann niemandem vorschreiben, wie er seine Freizeit verbringt, solange dabei kein Schaden angerichtet wird.“ Gleichzeitig verwies Stephan auf den eingeschränkten Winterdienst, der seit Jahren im gesamten Stadtgebiet gelte. Wenn eine solche Regelung getroffen wurde, dann müsse man auch dazu stehen. Neben Zeit- und Ressourceneffizienz gebe es ökologische Erwägungen für den eingeschränkten Winterdienst: „Es wird ja nicht nur Schnee geräumt, sondern auch Salz gestreut.“

Stephans Reaktion nimmt Kolodzi gelassen hin: „Die Aktion war nicht als Angriff auf irgendjemanden bei der Stadt gedacht.“ Vielleicht liegt es daran, dass die Mühlriederin seit zwei Tagen fast ausschließlich Tee trinkt, um das heiße Wasser des Aktionstages aufzubrauchen.