Schrobenhausen
Seine politische Leidenschaft begann früh

SZ TRIFFT den Ex-Stadtrat Günther Rief, der seit 50 Jahren bei der SPD und seit 45 Jahren bei der Awo ist

06.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:41 Uhr

Bilder aus den glorreichen Zeiten der Sozialdemokraten: Zur 50-Jahr-Feier des SPD-Ortsvereins Schrobenhausen im Jahr 1975 war der damalige Landesvorsitzende und Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel zu Gast. Das Foto rechts zeigt ihn zusammen mit Günther Rief und Bürgermeister Albert Schnell (l.). Links: Rief im Jahr 1994 in der Stadthalle bei einer Wahlveranstaltung für die damalige bayerische SPD-Spitzenkandidatin Renate Schmidt. - Fotos: privat

Schrobenhausen (SZ) Die Politik, vor allem die Schrobenhausener Stadtpolitik, interessiert ihn noch immer brennend. Als Günther Rief im Jahr 2012 vorzeitig aus dem Stadtrat ausschied, war er das dienstälteste Mitglied dieses Gremiums. In den fünf Jahren, die seither vergangen sind, hat seine Leidenschaft für alles Politische nicht nachgelassen. Wie auch?

Wen sie einmal erfasst hat, den lässt sie meist nicht mehr los. Und Günther Rief wurde von dieser Leidenschaft schon früh gepackt. Im Januar 1967 - damals war er gerade 25 Jahre alt - trat er in die SPD ein. Heute, 50 Jahre später, ist der 75-Jährige einer der ältestgedienten Sozialdemokraten der Stadt. In mittlerweile schon zwei Parteibüchern ist Riefs Zugehörigkeit zur SPD dokumentiert. Im ersten ist längst kein Platz mehr für die vielen Stempel und Marken, die jedes Parteimitglied regelmäßig erhält.

"Schon als Jugendlicher hat mich immer interessiert, was in Schrobenhausen los ist", betont Rief, der zusammen mit einem Bruder in der Regensburger Straße aufgewachsen ist. Für ihn war immer klar, dass er einmal in eine politische Partei eintreten wird. "Die Schwarzen waren mir zu arrogant", erinnert er sich. Also entschied er sich für die SPD. Nach einer Generalversammlung im Gasthaus "Bräumichl" unterschrieb er seinen Aufnahmeantrag. Das war 1967, ein Jahr, das sich für die Schrobenhausener Sozialdemokraten als sehr bewegt herausstellen sollte. Im Sommer trat Bürgermeister Fritz Stocker wegen einer schweren Krankheit zurück und verstarb wenig später. Bei der Neuwahl des Stadtoberhaupts trug SPD-Stadtrat Albert Schnell einen Überraschungssieg gegen den CSU-Kandidaten Hans Heisele davon. Die Schrobenhausener SPD war im Aufwind.

Bei der Kommunalwahl des Jahres 1972 wurden neun SPD-Bewerber in den Stadtrat gewählt - Günther Rief war einer davon. Schon damals war er ein Stimmenbringer. Von Platz 14 wurde er auf Platz neun vorgewählt.

Für Rief ging es weiter bergauf. Schon ein Jahr später, 1973, wurde er zum SPD-Ortsvereinsvorsitzenden gewählt. "Ich kann mich noch gut erinnern, wie da um die Nachfolge diskutiert wurde", erzählt er. "Bürgermeister Albert Schnell sagte 'Du machst es' und deutete dabei auf mich. Widerspruch war zwecklos."

Im Schrobenhausener Stadtrat betreute Rief verschiedene Referate, unter anderem das Sportreferat, und war Mitglied in unzähligen Ausschüssen. Zehn Jahre lang gehörte der gelernte Bankkaufmann auch dem Verwaltungsrat der Stadtsparkasse an. Legendär sind seine pointierten Zwischenrufe, mit denen er viele Stadtratssitzungen bereicherte. Er war über die Parteigrenzen hinweg geschätzt. Als er sich 2012, nach 40 Jahren, aus dem Schrobenhausener Stadtrat verabschiedete, war das Bedauern über die Parteigrenzen hinweg groß.

Günther Rief steht nicht nur für die Schrobenhausener SPD, er ist auch das Gesicht der Awo. Seit mittlerweile 45 Jahren ist er bei der Arbeiterwohlfahrt mit dabei. 1980 wurde er zum Awo-Vorsitzenden des Schrobenhausener Stadtverbands gewählt. Bis heute hat er diese Position inne und füllt sie mit dem ihm eigenen Engagement aus. Ganz besonders am Herzen liegt ihm das Awo-Kinderhaus Drei Linden, das während seines Vorsitzes permanent weiterentwickelt wurde und mittlerweile neben einem Kindergarten eine Krippe und einen Schülerhort anbietet. Darüber hinaus widmet er sich der Awo-Seniorenarbeit und sorgt dafür, dass neben den traditionellen Feiern mehrfach im Jahr Konzertfahrten stattfinden - kein Wunder, schließlich hegt Rief neben der politischen noch eine weitere Leidenschaft: diejenige für die klassische Musik und die Oper.