Schrobenhausen
Noch nicht zu kalt für ein Eis

Michaelidult lockte wieder zahlreiche Besucher in die Schrobenhausener Innenstadt

27.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Foto: Gerlinde Drexler

Schrobenhausen (SZ) In diesem Freiluftkaufhaus gibt es Socken, Gewürze, ganz viel Krimskrams, den man sonst nur schwer bekommt, und sogar Schals aus südamerikanischer Hühnerschwanzfederwolle. Die Schrobenhausener Dult ist jedes Mal eine Welt für sich, irgendwie.

Mit großen Augen schaut der kleine Lukas auf das Treiben rund um sich. Sechs Monate ist er alt und sitzt gemütlich im Kinderwagen. Mama Stefanie aus Berg im Gau nutzt das schöne Wetter und hat den Spaziergang nach Schrobenhausen auf die Dult verlegt. Am Stand mit den Wollmützen hat ihr spontan die mit dem Bärengesicht und den drolligen Ohren gefallen. Lukas hält brav still, als er sie aufgesetzt bekommt, obwohl sein Gesicht fast bis zur Nasenspitze darin verschwindet. Seine Mutter lacht, als sie ihm die Mütze wieder vom Kopf zieht. Da müsse er erst noch reinwachsen, meint sie. Den Gang über die Dult genießt sie. „Man gruschdelt sich durch“, sagt sie. Und vielleicht gibt es dann auch noch einen Kaffee.

Auch die vierjährige Mia Fischer aus Obergrasheim und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Fabienne machen große Augen. Sie stehen mit ihrer Mutter und den Großeltern am Glückshafen vor den Gewinnen. Die farbigen Tröten haben es den beiden Schwestern besonders angetan. Beim Losen hatten sie Glück und können sich als Gewinn tatsächlich jede ein solches Pfeiferl aussuchen. Mia hat auch sofort den Bogen raus, wie es funktioniert, und trötet los. Die beiden Schwestern sind glücklich und Mama Katharina Fischer hat jetzt Muße, noch etwas über die Dult zu stöbern. Auch wenn’s nun manchmal etwas lauter wird neben ihr.

Die Dult ist ein riesiges Freiluftkaufhaus, das sich über die ganze Schrobenhausener Innenstadt erstreckt. Es gibt Gewürze, Gestecke, Socken, Suppen, Kleidung, Reißverschlüsse in allen Farben, Tischdecken, Kleidung für Erwachsene und für Puppen, Schinken, Süßigkeiten, Scheren, Krimskrams und Obst. „Man findet hier Sachen, die es sonst nicht so leicht zu kaufen gibt“, sagt eine Schrobenhausenerin. Und es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Die Besucher schlendern über den Markt. „Hallo, na, wie geht’s Euch“, ruft eine Besucherin im Vorbeigehen einem Bekannten zu. Ein Händler preist einen Schal an, der aus südamerikanischer Hühnerschwanzfederwolle sei. Beide, Händler und Kundin, lachen darüber. Eine Mutter zieht die Tochter von einem anderen Stand weiter. „Nein, wir haben schon so viel Glump daheim“, sagt sie.

Am Obststand von Corinna Nehmer können die Besucher probieren, wie die Äpfel und Orangen schmecken. Die meisten würden dann auch etwas kaufen, manche auch erst auf dem Rückweg, sagt Nehmer. Sie kommt seit über zehn Jahren zur Dult nach Schrobenhausen und hat inzwischen auch eine ganze Reihe von Stammkunden.

Monika Jenzel aus Aresing lässt sich lieber ein Eis schmecken. Ob es nicht zu kalt dafür ist? „Deshalb stehe ich ja in der Sonne“, sagt sie schmunzelnd. Jenzel sitzt im Rollstuhl. Die vielen Leute würden nicht stören, aber auf dem Kopfsteinpflaster sei es schwierig zu fahren, sagt sie. Ihr Mann Mario hat schon beobachtet, dass Rollstuhlfahrer umgekippt sind. Das Ehepaar genießt dennoch den Besuch der Dult. „Man trifft die Leute, die man unter der Woche nicht trifft.“ Und außerdem sei an einem Dulttag meistens schönes Wetter.

Mit etwas schönerem Wetter hatte dagegen ein 60-Jähriger aus Lichtenau gerechnet. „Die Sonne lässt sich betteln“, sagt er und wirft einen Blick Richtung Himmel. Ein Eis hat er sich trotzdem gegönnt. Zuerst war er mit seiner Familie beim Essen, anschließend ging es zum Bummeln in die Innenstadt. „Wir sind zu viert da, aber momentan habe ich alle verloren“, sagt er und sieht sich suchend um. Früher oder später würden sie schon wieder auftauchen, meint er optimistisch und widmet sich wieder mit Genuss seinem Eis.