Schrobenhausen
Mit Taschenlampen unterwegs zum Beinberg

Seit 35 Jahren wandern die MTV-Montagsturner am ersten Werktag nach Weihnachten abends zur Wallfahrtskirche bei Gachenbach

13.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr

Der Eintrag im Gästebuch zeigt, dass die Gruppe bei ihrer jährlichen Wanderung Andacht und fröhliche Runde vereint. Die Apostelgruppe hat Rolf Höfler gemalt.

Schrobenhausen (SZ) Weder Wind noch Regen oder Schnee kann die kleine Gruppe von Rentnern davon abhalten, am ersten Werktag nach Weihnachten zur Wallfahrtskirche Maria Beinberg zu wandern. Heuer schnüren sie zum 35. Mal ihre Wanderstiefel. Das Jubiläum feiern können sie streng genommen aber erst im kommenden Jahr. Einmal standen sie nämlich vor verschlossenen Türen.

30 bis 40 Zentimeter hoch lag der Schnee Ende Dezember 1981, als die Gruppe mit damals 15 Wanderern sich zum ersten Mal von Schrobenhausen aus Richtung Beinberg auf den Weg machte. Abends gegen 18 Uhr gingen sie los und eine gute Stunde später waren sie bei der Wallfahrtskirche angekommen. Unter 10 Grad Celsius wären es gewesen, weiß Gerhard Greger noch. „Es war wirklich eine Rauhnacht“, erinnert sich Willi Hammer.

Zeichnerisch festgehalten hat der bereits verstorbene Grafiker Rolf Höfler, einer der Teilnehmer, nicht nur die erste Wanderung. Im Gästebuch, das die Gruppe Pater Waldemar Regele, dem Seelsorger der Wallfahrtskirche, übergeben hatte, finden sich viele Originalzeichnungen von Höfler. Unter anderem hat er neben den jährlichen Einträgen im Gästebuch die nächtliche Wanderung durch den Wald mit den Sturmlampen dokumentiert oder die Apostelgruppe gemalt, die in Maria Beinberg steht.

Der heute 74-jährige Hammer hatte damals die Idee zu dem Marsch auf den Beinberg. Um dort eine Feier nachzuholen. Bei der Gymnastik-Turngruppe des Männerturnvereins (MTV) Schrobenhausen (der alle Wanderer angehörten) war es nämlich üblich, neue Mitglieder oder Geburtstage gemeinsam zu feiern. Bei Hammer hatte sich das irgendwie nicht ergeben, deshalb wollte er die Feier mit „den wilden Montagsturnern“, wie sie sich selber nannten, im Stüberl der Wallfahrtskirche nachholen.

Daraus ist eine Tradition geworden. Jedes Jahr wandern die Montagsturner seitdem auf den Beinberg, halten eine Andacht und feiern anschließend. Meistens sei auch Pater Waldemar dabei gewesen, erzählt Xaver Tyroller aus Aresing. Er gehört mit 69 Jahren zu den Jüngeren der Wandergruppe. Die Decker Rosl, die Haushälterin des Paters, hatte ihnen im Stüberl Nüsse, Würstl mit selbst gemachtem Senf und Platzerl aufgetischt. Manchmal gab es auch Presssack oder Leberwürste, die Pater Waldemar, ein gelernter Metzger, selbst gemacht hatte. „Danach haben wir viel Schnaps gebraucht. Die waren so was von Fett“, erinnert sich Greger lachend. Nur einmal in all den Jahren hatten sie vor einer verschlossenen Kirche gestanden, weil der Termin am Beinberg untergegangen war.

Die „Montagsturner“ sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Das Politisieren und das gegenseitige Derblecken gehören bei den Wanderungen mit dazu. Frauen sind keine dabei. Am Anfang hätte es heiße Diskussion darüber gegeben, erzählt Greger. Auch neue Mitwanderer will die Gruppe nicht, obwohl inzwischen nur noch knapp zehn Teilnehmer jedes Jahr mitgehen. Von den Sturmlampen sind sie inzwischen abgekommen. Bei den Wanderungen sind sie heute mit Taschenlampen und Stirnlampen unterwegs. Im vergangenen Jahr hatte sich die Gruppe das erste Mal nach über 30 Wanderungen auf den Beinberg verirrt. Vor lauter Ratschen hätten sie nicht auf den Weg geachtet, erinnert sich Hammer. Auf dem drei Kilometer langen Umweg, der sie fast bis Autenzell brachte, mussten die Wanderer teilweise durch hohen Schnee stapfen und brauchten doppelt so lange wie sonst. „Da ist sauber geschimpft worden“, sagt Tyroller. Heuer ist das längst eine lustige Anekdote. Eine von vielen, die im Laufe der Jahre zusammengekommen sind.