Schrobenhausen
Kunst mit Durchblick

Brigitte Schuster hat im Schrobenhausener Pflegschloss ihre Ausstellung "Glas im Prozess" eröffnet

05.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) Im vergangenen Jahr würdigte die Stadt Glaskünstlerin Brigitte Schuster mit dem Kunstpreis – nun folgt mit „Glas im Prozess“ die dazugehörige Ausstellung. Gemeinsam mit vielen Besuchern wurde diese am Sonntag im Pflegschloss eröffnet.

Glasbilder wie auch Figürliches und Gefäße zeigt Brigitte Schuster in der ihr eigenen schlichten, dabei jedoch nicht minder spannenden Formgebung bei der nun eröffneten Ausstellung. Einen Hingucker bilden große Glastafeln im unteren Stockwerk des Pflegschlosses. Dargestellt sind darauf Mitglieder der Familie von Unternehmer Adolf Maier aus Pfreimd, der die Künstlerin durch die Zusammenarbeit kennt. Den Prozess der Entstehung der Kunstwerke zu erleben, das habe er als „bereichernd und inspirierend“ empfunden, sagt Maier. Zufälle en masse habe es dabei gegeben. „Wie Brigitte Schuster intuitiv die richtigen Bilder ausgewählt hat, weiß ich nicht.“ Brigitte Schuster sei ein Goldstück, so Maier weiter.

Ein einziges Mal hat er allerdings nicht so ganz recht. Dann nämlich, als er sich an die Schrobenhausener wendet: „Ihr wisst gar nicht, was ihr unter euch habt.“ Denn allen voran die vielen Besucher, die zur Vernissage gekommen sind, wissen das sehr wohl. Und auch die Stadt würdigte die Künstlerin im vergangenen Jahr mit dem Kunstpreis.

Schnell habe sich Schuster in der Szene etabliert, habe zahlreiche Wettbewerbe – regional wie überregional – gewonnen, sagt Bürgermeister Karlheinz Stephan. Ihre Glaskunstwerke seien in öffentlichen wie auch privaten Räumen zu finden. Allgemein sei bei der Museumsarbeit derzeit eine eindeutige Richtung zu erkennen. Publikumsmagnete seien heute eher die Wechselausstellungen, „am besten mit interessantem Rahmenprogramm“. Und das gebe es mit Führungen und Künstlergesprächen auch bei dieser Ausstellung, blickt Stephan auf die kommenden Wochen voraus.

Was an Brigitte Schusters Kunst besonders ins Auge sticht, ist ihr ebenso lebendiger wie harmonischer Umgang mit Farbe – was umso erstaunlicher ist, als es gerade in der Glaskunst ungemein schwierig ist, bereits bei der Herstellung das fertige Produkt im Auge zu haben. Das weiß auch Joachim Tschacher, langjähriger Künstlerfreund Brigitte Schusters. „Es muss vorausgedacht werden, erscheinen die Farben doch nach dem Brennen völlig anders als beim Auftragen.“ Und das setze eine hohe Meisterschaft und große Disziplin voraus. „Brigitte Schuster kommt es nicht auf Schönheit im landläufigen Sinne an“, sagt Tschacher. Vielmehr sei das Material an sich ihr primäres Anliegen, jenes Material, das im Gestaltungsprozess seinen eigenen Willen habe. „Es ist im Fluss, es gibt keine Pausen wie bei anderen Materialien.“ Eine exakte Planung sei daher unerlässlich. „Brigitte Schuster geht diesen schmalen Pfad mit bewundernswerter Sicherheit“, so Tschacher. Gleichzeitig knüpfe sie an die ältesten Erfahrungen der Menschheit mit diesem Material an. „Nie laut und aufdringlich sind ihre Arbeiten, immer von einem stillen Zauber“, so Tschacher.

Und auch er weiß um die Verdienste Schusters: Kulturreferent Klaus Englert, der die Künstlerin seit vielen Jahren kennt und sie entsprechend herzlich empfängt. „Ich durfte Deinen Lebensweg sehr häufig kreuzen“, sagt Englert. „Du warst immer schon unglaublich engagiert für die Kunst“. Und weiter: „Wenn es dich nicht geben würde, müsste man dich erfinden. Denn du bringst Freude mit einem Material, das unterschiedlicher nicht sein könnte“, einem Material, „das nur einmal die Chance hat, das zu werden, was es ist“. Was Brigitte Schuster daraus zaubere, sei einmalig, lobt Englert.

„Gerührt und begeistert“ sei sie ob der Wertschätzung, die ihr entgegengebracht werde, wendet sich Brigitte Schuster an ihr Publikum. „Das gibt auch Mut, weiterzumachen.“ Ganz besonders freue sie sich, dass es gelungen ist, für diese Vernissage den Multiinstrumentalisten Heinz Grobmeier mit ins Boot zu holen.

Und die Symbiose könnte tatsächlich nicht gelungener sein: Glaskunst und Glasmusik. Mit seinen selbst gebauten Instrumenten kreiert Grobmeier eigenwillige Töne – dazwischen auch mal Witziges, so etwa, als er gegen Ende der Ausstellungseröffnung an seinem „Glasschlappofon“ musiziert.

„Glas im Prozess“ ist noch bis zum 22. November im Pflegschloss zu sehen.