Schrobenhausen
Jugendtheater zum Genießen

Michael-Sommer-Mittelschule Schrobenhausen spielt "Timm Thaler" – Heute weitere Vorstellung

23.07.2014 | Stand 01.02.2017, 8:12 Uhr

Ganz anders als damals im Fernsehen: Timm Thaler (Juliane Schubert) und Baron Le Fuet (Lea Hellmich) bei der Inszenierung an der Michael-Sommer-Mittelschule - Fotos: Kielsmeier

Schrobenhausen (SZ) Die Frage, ob der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ein Lächeln oder ein Geldschein ist, stand bei der diesjährigen Premiere der Theatergruppe Incognito der Michael-Sommer-Mittelschule im Zentrum.

Mit so vielen Zuschauern hatte man wohl nicht gerechnet. Erfreut über die überaus gute Resonanz, sorgte Schulleiterin Sabine Eberle-Weiss (kleines Bild links) persönlich, mithilfe einiger Schüler, für ausreichend Sitzplätze. Und der Weg in die Mittelschule hatte sich an diesem Abend in jeder Hinsicht gelohnt. Was da Dagmar Riedinger (kleines Bild rechts) mit ihrer Theatergruppe auf die Bühne brachte, war Spitzenklasse.

Viele Jahre lang hatte Incognito stets reine Eigenproduktionen aufgeführt. Es wurde also gemeinsam überlegt, welche Geschichte man erzählen wollte und wie sie in Szene gesetzt werden konnte. In diesem Jahr hatte Dagmar Riedinger ihrer Theatertruppe das Thema vorgegeben. James Krüss’ Kinderbuchklassiker „Timm Thaler – oder das verkaufte Lachen“ aus dem Jahr 1962 sollte die Grundlage bilden. Wer denkt dabei nicht an die erfolgreiche Fernsehserie aus den Achtzigern, die Thomas Ohrner damals zum Kinderstar emporkommen ließ?

Die Geschichte vom Waisenjungen Timm Thaler, der den Verlockungen von Reichtum, Macht und Glanz nicht widerstehen kann und dafür seine wichtigste Begabung – sein herzhaftes, klingendes Lachen dem Teufel überlässt. Im Gegenzug erhält er die Gewissheit, nie mehr eine Wette zu verlieren.

Incognito entwickelten aus diesem Stoff eine ganz eigene Bühnenfassung. „Zu Beginn haben wir Motive aus der Geschichte näher untersucht und überlegt, wie man sie spielerisch umsetzten könnte“, erklärte Dagmar Riedinger. Im weiteren Verlauf wurde dann doch die Zeit so knapp, dass sie selbst das Manuskript zu Ende schreiben musste.

Etwa eine Woche vor der Premiere gab es einen derben Rückschlag für die Gruppe. Paula, die eigentlich Timm Thalers böse Stiefmutter hätte spielen sollen, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei sein. Schließlich sprang Lea Hellmich, die bereits im fünften Jahr Mitglied der Theater AG ist, für sie ein.

Mit Bravour meisterte sie die Doppelrolle Stiefmutter und Baron Le Fuet. Ständig musste sie Kleidung, Tonfall und Gestik ändern, das gelang ihr scheinbar ohne Mühe. So überzeugte sie als streitsuchende, verwöhnte Stiefmutter und mysteriöser, hinkender Baron Le Fuet, der übrigens von hinten nach vorn gelesen „Teufel“ heißt.

Immer wieder für Lacher sorgten die beiden Glückshormone Endorphin und Dopamin, wunderbar dargestellt durch Annalena Dinter und Luisa Staller, die ausgelassen und fröhlich andere vom Glück als wahres Lebenselixier überzeugten. Lediglich die Anwesenheit Le Fuets ließ sie mitunter ihre Aufgabe vergessen. Mit dessen treuen Spießgesellen Astaroth (Darlene Wittmann) und Andras (Eva Kunze) lieferten sie herrliche Wortgefechte über die Wichtigkeit von Geld oder Lachen im Leben.

Mit Sasha Gall konnte Riedinger sogar einen ehemaligen Schüler gewinnen, der Timms Vater verkörperte. Hannah Daschner brillierte in der Rolle des jungen Timm Thalers. Dabei gelangen ihr die fröhlichen wie traurigen Szenen gleichermaßen. Der heranwachsende Timm wurde ebenso überzeugend von Juliane Schubert dargestellt.

Alle Theaterspieler waren gleich in mehreren Rollen zu sehen. Mal als Besucher eines Pferderennens, dann als Matrosen oder als Geschäftsmann. Mit weißen Kisten wurden die einzelnen Szenen zügig, wirkungsvoll auf der schlichten Bühne umgesetzt. Mit wenigen Handgriffen wurden sie zu Tischen, einer Lok oder sogar zu einem Schiff formatiert. Auf eine riesige Leinwand projizierte Videos und passende Musik vollendeten das Bild.

Hinter den Kulissen sorgten Franz Tögl (Technik), Tim Beyer (Soufflage) und Basti Müller (technische Beratung) für einen reibungslosen Ablauf.

Ob Timm Thaler sein Lachen mithilfe des Steuerjungen Johnny (Nick Beyer), der als einziger Timms Geheimnis errät, zurückerobert, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Schließlich wünschen sich die Darsteller am heutigen Donnerstagabend um 20 Uhr wieder eine gut besuchte Vorstellung.

Dagmar Riedinger betonte, dass bei den unzähligen Proben immer eine angenehme Atmosphäre geherrscht habe. Es sei ein wahres Geben und Nehmen gewesen. Schulleiterin Sabine Eberle-Weiss bedankte sich im Anschluss an die Aufführung für das beherzte Engagement von Dagmar Riedinger, die neben Regie, Videoschnitt, Musik, Dramaturgie und vielem mehr, vor allem den Kindern ihre Leidenschaft für das Theater vermittelt. Die Schülerinnen und Schüler dankten es ihr, indem sie eine mehr als überzeugende schauspielerische Leistung auf die Bühne brachten.