Schrobenhausen
Hinter den Kulissen brodelt es

Werner Schlingmann zur Abschaffung der Notdienste: "Es macht mich traurig"

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Werner Schlingmann leitet die ärztliche Bereitschaftsgruppe in Schrobenhausen. - Foto: Petry

Schrobenhausen (SZ) Der Schock sitzt tief, bei vielen im Schrobenhausener Land: Das Aus für örtliche Notdienste sorgt für viel Irritation. Warum ausgerechnet Schrobenhausen? Diese Frage kommt immer wieder.

Einer, der mittendrin ist, ist der Schrobenhausener Arzt Werner Schlingmann, er leitet die örtliche Bereitschaftsgruppe, der zurzeit über 30 Mediziner angehören. Er telefoniert und mailt zurzeit fast täglich in der Sache. Ob sich an der Entscheidung noch etwas ändern lässt? Allzu optimistisch klingt er nicht. Entschieden worden sei das alles am grünen Tisch, berichtet er. Eine alternative Lösung sei vorgeschlagen worden - ohne Ergebnis. "Und ich fürchte, dass die Tragweite der Entscheidungen vielen erst dann bewusst wird, wenn die Umstellung ab April 2018 wirklich greift." Gutheißen kann er die Entwicklung jedenfalls nicht. "Ich bin Schrobenhausener, ich bin hier zu Hause - es macht mich schon traurig, wenn ich sehe, dass uns wieder etwas genommen wird", sagt er.

Das System sieht vor, dass sich Ärzte aus verschiedenen Regionen die Bereitschaftsdienste nach Feierabend und am Wochenende in wenigen Praxen teilen; Schrobenhausener müssen nach Aichach, Neuburg oder Pfaffenhofen fahren, wenn sie etwas brauchen - und werden dann auch öfter als bisher auf ihnen unbekannte Ärzte treffen, die von der Kassenärztlichen Vereinigung eingeteilt werden. Ob das etwas verändert? "Wer hier als Arzt Bereitschaft macht, hat viele Patienten, gerade die chronisch kranken, über die Jahre schon einmal gesehen. Dass die Versorgung dadurch verbessert ist, kann man sich vorstellen", sagt Werner Schlingmann. Er und seine Kollegen sollen nach der Umstellung in Neuburg, Ingolstadt und Eichstätt eingesetzt werden. Sie werden sich ihrerseits mit anderen regionalen Mentalitäten auseinandersetzen müssen.

Die Aufteilung der Bereitschaftspraxen erfolgt nach dem Grundsatz, dass kein Patient weiter als 25 Kilometer zum Arzt fahren soll. "Das ist nicht neu und gilt auch für bestimmte Fachärzte", berichtet Schlingmann. Er sähe beispielsweise "einen Neurologen und einen Psychiater vor Ort als Versorgungsnotwendigkeit an" - aber dazu kommt es nicht, weil die Versorgung in Aichach, Neuburg und Pfaffenhofen gegeben sei. Jetzt also soll beim Notdienst genau so verfahren werden.

Hinter den Kulissen geht die Diskussion derweil auf der politischen Schiene weiter. Das Rathaus hat Kontakt mit der Kassenärztlichen Vereinigung aufgenommen. Fortsetzung folgt.