Schrobenhausen
Hier ist nichts selbstverständlich

Zum Tag des Wassers: Thomas Wächter gewährt einen Blick hinter die Kulissen der Stadtwerke

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) Hahn auf. Wasser läuft. Logisch. Doch ganz so selbstverständlich ist das nicht, auch nicht die top Qualität des Schrobenhausener Leitungswassers. Den Weg, den es zurücklegt, bevor es aus den Hähnen strömt, erklärt Thomas Wächter von den Stadtwerken zum heutigen Weltwassertag.

Zu Besuch im Hochbehälter Süd nahe der Platte. Ein leichter Schauer kann den Besucher schon mal durchfahren, wenn Thomas Wächter, Wassermeister der Schrobenhausener Stadtwerke, diesen Satz sagt: "Hinter dieser Tür befinden sich eine Million Liter Wasser." Doch Wächter wiegelt ab: Keine Sorge, aus Versehen aufgehen könne die freilich nicht. Man möchte gar nicht dran denken, bei dem Wasserdruck . . . Regelmäßig werden die riesigen Wasserkammern in den Anlagen der Stadt kontrolliert, auf Risse et cetera. Auch hier. Deshalb die Tür. Parallel zu der verläuft eine weitere Kammer, ebenfalls mit einer Million Liter frischen Schrobenhausener Trinkwassers gefüllt.

Fast schon eine Art Luxussituation bietet sich in der Stadt: "Dadurch, dass wir zwei Wassergewinnungsgebiete haben, haben wir eine hohe Versorgungssicherheit", erklärt Wächter. Würde eines tatsächlich einmal ausfallen, könne man sich gegenseitig versorgen. Von Engpässen ist ihm deshalb noch nie etwas zu Ohren gekommen.

Und das, obwohl es ja, beispielsweise für Löschwasserzwecke oder etwaige Spitzenverbräuche, auch immer einen Puffer geben müsse. Auch der sei durch die insgesamt drei Hochbehälter in Schrobenhausen - zwei im Süden, einer im Norden der Stadt -, in denen das Wasser zwischengespeichert wird, gewährleistet. Sobald der Wasserstand unter ein gewisses Niveau fällt, schalten automatisch die Pumpen an. Und dann gibt es immer noch keinen Grund, für Wächter und sein Team, aus der Ruhe zu geraten. "Dann haben wir immer noch genug Puffer, um fast noch mal einen Tag überbrücken zu können", erklärt er. Der Regierung von Oberbayern blieb das alles nicht verborgen. Die nämlich attestierte den Schrobenhausener Stadtwerken eine uneingeschränkte Versorgungssicherheit bis 2025, nur knapp die Hälfte der Wasserversorger erhielten diese Auszeichnung.

Lieber auf Nummer sicher gehen - dieses Prinzip gilt bei den Schrobenhausener Stadtwerken auch und ganz besonders bei allem, was die Qualität des Trinkwassers betrifft. Sogar noch mehr als die vom Gesundheitsamt vorgeschriebenen Wasserproben unternehmen die Stadtwerke. Und die Anlagen werden täglich angefahren. "Wasser ist das am besten untersuchte Lebensmittel", versichert Thomas Wächter.

Auch beim neuen Brunnen, den die Stadtwerke gebaut haben, gilt: Kontrollen ohne Ende. "Erst wenn alles tausendprozentig okay ist, geht er in Betrieb", verspricht Thomas Wächter.

Vor der Speicherung durchläuft das Schrobenhausener Trinkwasser die sogenannte Aufbereitung - es wird mittels Quarzsand gefiltert, erklärt Wächter. Eine Schaltwarte steuert alles. Bei einer Störmeldung gibt's bei Thomas Wächter oder einem seiner Kollegen eine Meldung aufs Handy, bei Gewitter oder Stromausfall werden unverzüglich die Notstromaggregate angeworfen.

Vom Hochbehälter aus geht das Schrobenhausener Trinkwasser auf die Reise zum Verbraucher. Auch das bedeutet viel Arbeit für die Stadtwerke: Hege und Pflege des Leitungsnetzes, das in Schrobenhausen aus 110 Kilometern Hauptleitung und 65 Kilometern Hausanschlüssen besteht. "Wir als Wasserversorger sind bis zum Wasserzähler, der von uns geliefert wird, zuständig", sagt Wächter.

Seit mehr als zwei Jahren arbeitet Wächter bei den Schrobenhausener Stadtwerken, im Januar 2016 übernahm er von Anton Breitsameter, der in wenigen Wochen ausscheidett, die Leitung des Wasserwerks; daneben gehören sechs Leute zu seinem Team. Der abwechslungsreiche Job mache ihm, der selber übrigens am liebsten Leitungswasser trinkt, enormen Spaß, versichert der 28-Jährige.

Weshalb es eigentlich in der Versorgungsanlage so mucksmäuschenstill ist - auch dafür liefert Thomas Wächter eine plausible Erklärung: "Wir schauen natürlich, dass wir nachts fördern und versuchen, so wirtschaftlich wie möglich zu arbeiten, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen." Denn das habe man immer im Hinterkopf: Bezahlen müsse ja schließlich der Bürger.

Sauberes Trinkwasser - in Deutschland ist das, anders als in den meisten Ländern der Welt, eine Selbstverständlichkeit. Was dranhängt, um den rund 16 000 Schrobenhausenern einwandfreies Wasser zu liefern, kriegen nur die Wenigsten mit. Thomas Wächter ist sich dessen bewusst: "Dadurch, dass alles versteckt ist, sieht man wenig von dem, was wir machen."

Einen Einblick in ihre Arbeit gewähren die Schrobenhausener Stadtwerke ab und zu dennoch. Beispielsweise bei Führungen für Schulklassen. Neben dem verwendeten Quarzsand oder den Filterkesseln bekommen die Gäste in der Versorgungsanlage im Süden der Stadt freilich auch die beiden riesigen Wasserkammern mit ihren rund zwei Millionen Litern Wasser zu sehen. Auch dann gilt: Die Türen bleiben zu.