Schrobenhausen
Heimatgeschichte einmal ganz anders

11.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:25 Uhr

Freuen sich über den ersten Band der Reihe "Schrobenhausener Land": Bürgermeister Karlheinz Stephan (v.l.), die beiden Autorinnen Eleonore Wöhrle und Mechtild Hofmann sowie Stadtarchivar Max Direktor (hinten), der für die Buchgestaltung verantwortlich war. - Foto: Drexler

Schrobenhausen (gdr) Zuerst war es eine lose Artikelserie in der Schrobenhausener Zeitung über die Geschichte alter Häuser. Die Serie stieß bei den Lesern auf so großes Interesse, dass es sie nun auch in Buchform gibt. Am Donnerstagabend präsentierten die beiden Autorinnen ihr Debütwerk.

Mehr und mehr füllt sich die Buchhandlung an der Stadtmauer mit Besuchern. Die beiden Autorinnen Mechtild Hofmann und Eleonore Wöhrle haben schon einen Blick in ihr Erstlingswerk geworfen und darüber gestaunt, wie gut dank moderner Bildbearbeitungstechniken die alten Bilder darin aussehen. "Im Original war auf manchen nur noch undeutlich etwas zu sehen", erinnert sich Wöhrle, Kulturredakteurin der SZ. Sie hat die Texte zu den Bildern verfasst, die Hofmann über mehrere Jahre zusammen getragen hat.

Als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv habe Hofmann vor vielen Jahren ihr Interesse an Gebäuden aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt und angefangen, es zu pflegen, sagt Max Direktor, Leiter des Stadtarchivs. Das Thema hatte es der Schrobenhausenerin so angetan, dass sie Leute besuchte, in Fotoalben stöberte und mit viel Recherchen und Kleinarbeit eine beeindruckende Dokumentation zusammentrug. Das Ergebnis sind mehrere Ordner, die mit Fotos und Dokumenten der Stadtgeschichte gefüllt sind. Mindestens einen Meter würden sie einnehmen, demonstriert Direktor.

Eine Sammlung, die zuerst Basis für eine Artikelserie in der Schrobenhausener Zeitung war und nun auch in Buchform zum Schmökern und Hineinvertiefen einlädt. Das findet jedenfalls Laudatorin Marlies Bauer, die sich von "Gebäude, Gesichter, Geschichten – Schrobenhausen 1900 – 1930" zu Gedanken rund um das Thema Bauen hat inspirieren lassen. Der Jugendstil habe in den Zwanzigerjahren als totaler Kitsch gegolten, erinnert sich die 80-Jährige, die im Laufe ihres Lebens die verschiedensten Baustile erlebte. Sie erzählt, wie Fachleute einst ihren Schwiegervater "belaberten", dass der barocke Giebel an seinem Haus nicht in eine gotische Stadt passe und er das unbedingt ändern müsse, philosophierte über den Einfluss von Zeitgeist und praktischen Erwägungen beim Bauen.

Wie man mit Bauten, die aus dem 19. Jahrhundert stammten umging, habe sie "intensiv erlebt, als es um das alte Rathaus ging", sagt Bauer. Über das damals immer wieder angeführte Argument "es ist ja fast nur noch 19. Jahrhundert" könne sie sich noch heute aufregen. "Obwohl ich mir den Mund fransig geredet habe", sei es ihr nicht gelungen, dass auch nur ein einziger Stadtratskollege gegen den Abriss gestimmt habe. "Ein Haus sollte schön sein und der Stadt zur Zierde gereichen", ist Marlies Bauers Ansicht.

Zur Zierde gereicht der Stadt als Herausgeber auf jeden Fall das Buch, in dem die Autorinnen in 24 Kapiteln der Schrobenhausener Geschichte auf den Spuren sind. Das Geschäft von Johanna Mühlbauer, ein Paradies für Kinder, wird darin wieder zum Leben erweckt, vom ersten Automobil in der Stadt und Exzentrik an der Paar erzählt. Josef Natzer, der Baumeister der kleinen Leute, hat dort genauso einen Platz wie die Villen von Rechtsanwälten und Ärzten. Jedes Kapitel ist verflochten mit den Lebensgeschichten der Menschen.

"Ein Werk, das man mit großem Genuss lesen kann", sagt Bürgermeister Karlheinz Stephan. Und ein Werk, das erst der Anfang einer neuen Serie ist. Es sei der erste Band einer historischen Serie, die unter dem Titel "Schrobenhausener Land" Themen aus Schrobenhausen und Umgebung aufgreifen wird, sagt der Leiter des Stadtarchivs.