Schrobenhausen
Grenzenlose Begeisterung

Harmonic Brass rissen die gut 250 Besucher am Sonntag in St. Jakob zu Beifallsstürmen hin

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Flowerpower im Dreivierteltakt: Harmonic Brass hauchten jahrhundertealter Musik neues Leben ein - Foto: Staimer

Schrobenhausen (SZ) Hoch unterhaltsam vom ersten bis zum letzten Takt: Das Münchner Bläserquintett Harmonic Brass legte einen fulminanten Startschuss für die neue Kirchenkonzertreihe des Fördervereins für Kirchenmusik in St. Jakob hin.

Quasi noch auf dem Weg zurück von ihrer Schottland-Tournee verstanden es Harmonic Brass, das Kirchenschiff mit ihrem Klangkörper, Verve und Humor zu erfüllen – mal pompös-virtuos, mal beflügelnd-feinsinnig. Auf alle Fälle aber mit einer großen Portion Spielfreude. Kaum hatte das Konzert begonnen, schon schien der sprichwörtliche Funke übergesprungen zu sein. Im Nu mutierte der Altarraum zur Showbühne.

Es ist die Harmonic Brass eigene Art, wie man vermeintlich betagte Musik mit Humor und einem Augenzwinkern verpackt transportiert, die ankommt. Mag es der martialische Einzug von hinten aus dem Kirchenvorraum gewesen sein, die launig-verschmitzte Moderation durch Chefconferencier und Mann am Flügelhorn, Andreas Binder, oder die gewitzte Dramaturgie. Wahrscheinlich war es die rundweg gelungene Mischung aus allem, die das Schrobenhausener Publikum amüsierte und gleichermaßen begeisterte.

Das Programm führte quer durch Raum und Zeit. Von Händel bis Puccini, von Bizet über Bernstein zu Louis Armstrong. Harmonic-Brass-Trompeter Hans Zellner schneiderte die Stücke dem Ensemble förmlich auf den Leib, an Dichte und ausgebufft-verzahntem Wechselspiel kaum zu übertreffen, wie eine musikalische Visitenkarte.

Die fünf Musiker setzen die Vorgabe hingebungsvoll um. Sei es beim Flowerpower im Dreivierteltakt aus der Oper Lakmé von Léo Delibes oder im rassigen Carmen-Medley mit dem bockigen Trompetensolo von Elisabeth Fessler aus dem Off der Sakristei.

Pointiert und gewitzt bekam das Gros der Stücke eine szenische Umsetzung. Im Ritt durch die West Side Story begegnete man rivalisierenden Gangs. Die Carmen wurde kurvenreich und rassig-glutäugig – wie könnte es bei der Besetzung auch anders sein – durch Hans Zellner, dem Prototypen für eine südländische Schönheit, gemimt.

Nur zu fünft und doch fast orchestral, Ravels Bolero: Beeindruckend sanft pulsierend am Anfang, Instrumente und Positionen wechselten fliegend, fast tänzerisch, um in ein martialisches Crescendo zu münden. Nein, Statik ist bei Harmonic Brass ganz und gar nicht zu Hause. Ständig ist Bewegung in dem Bläserensemble.

„Die Bude ist voll!“, verkündete ein bestens gelaunter Hans Bachfischer freudig. Mit 250 verkauften Karten wurden die Erwartungen des Fördervereinsvorsitzenden mehr als erfüllt. Bachfischers Dank richtete sich an Kirchenmusikdirektor Wolfgang Hiltner und dessen Gattin, auf deren Vermittlung hin der Kontakt zu Harmonic Brass, als formidables Zugpferd für den Auftakt der neuen Kirchenmusikreihe, zustande kam.

Was Schrobenhausen betrifft sei es „Liebe auf den ersten Blick gewesen“, fabulierte Andreas Binder am Ende, hinsichtlich Gastfreundschaft wie Akustik – offen für digitale wie analoge Umarmungen. Kein Wunder, dass das Publikum der Münchner Charmeoffensive hoffnungslos erlag, sich klatschend, jubelnd und stehend dem Applaustaumel hingab und so zwei Zugaben holte.