Schrobenhausen
Ein bisschen Ökostrom für den Hausgebrauch

Mikrowindräder gibt es auch im Schrobenhausener Land wirklich rentabel sind sie allerdings nicht immer

10.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Foto: Detlef Fuhrmann

Schrobenhausen (SZ) Wie viele Windkraftanlagen es rund um Schrobenhausen gibt? Die Antwort scheint leicht zu fallen: acht. Vier Windräder drehen sich bei Englmannsberg, vier weitere bei Gerolsbach - das weiß man, schließlich sieht man sie schon von Weitem. Doch es gibt noch ein paar Anlagen mehr. Die sieht man nur aus der Nähe. Denn sie sind kleiner. Viel kleiner.

 

Wenn die Windradbetreiber von der Menge an erzeugtem Strom reden, dann geht es, wie unlängst beim Gerolsbacher Windpark (wir berichteten), um Millionensummen - nicht in Euro, sondern in Kilowattstunden (kWh). Im Gröbener Forst wurden seit Inbetriebnahme im vergangenen Herbst bereits mehr als neun Millionen kWh Strom produziert. Ausgelegt sind die drei Windräder auf einen Jahresertrag von zirka 16 Millionen kWh, sollen also Strom für 4600 Durchschnittshaushalte liefern, für die ein Jahresverbrauch von jeweils 3500 kWh angesetzt wird. Allerdings kostet der Spaß auch etwas: Knappe 14 Millionen, dieses Mal Euro, mussten aufgebracht werden, um die drei Riesenmühlen zum Laufen zu bringen.

Doch geht es nicht auch eine oder einige Nummern kleiner, so wie bei Solarparks und Photovoltaikmodulen auf dem Garagendach? Um diese Frage zu beantworten, hat die SZ drei Besitzer von Kleinwindanlagen besucht. Hier unterscheidet man übrigens zwischen Mikrowindanlagen (bis zu 5 Kilowatt), Miniwindanlagen (5 bis 30 KW) und Mittelwindanlagen (30 bis 100 KW). Bei den kleinen Windmühlen rund um Schrobenhausen handelt es sich um genehmigungsfreie Mikrowindanlagen. Sie werden auf Hausdächer oder auf Masten im Garten montiert. Anders als bei den großen Windrädern braucht es eine ordentliche Brise, damit die Kleinanlagen ihre Nennleistung erbringen können. Windstärke 6 (bis zu 50 Kilometer pro Stunde) sollte es schon sein. Das ist ganz ordentlich und in unserer küstenfernen Gegend, gerade in Bodenhöhe, eher die Ausnahme.

Das musste auch Windradbetreiber Heinz Wolf in Schachach (Gemeinde Gerolsbach) feststellen, denn seine Hoffnungen, die er an seine Anlage gestellt hatte, haben sich nicht erfüllt. 2013 errichtete er - nach einigem Hickhack bei der Genehmigung - als Ergänzung zu seiner Photovoltaikanlage ein zehn Meter hohes Windrad. Sein Modell war laut Hersteller das Nonplusultra, das mit Hilfe von Formel-1-Ingenieuren entwickelt worden sei. In Schachach jedoch habe es sich relativ schnell als unpraktikabel erwiesen, erzählt Wolf. Auch bei gleichbleibendem Wind habe es stets die Ausrichtung geändert, sodass es nie richtig zum Laufen gekommen sei. Und das trotz 12 000 Euro Anschaffungskosten.

Heinz Wolf beschaffte sich dann im Schwarzwald für knapp 3000 Euro ein gebrauchtes Exemplar eines anderen Modells. Dieses funktioniere zwar jetzt besser, aber wirtschaftlich sei es bei Weitem nicht. Lediglich knapp 1000 kWh werden jährlich in den Stromspeicher eingespeist. Diese Menge kann man auch für knapp 200 Euro bei einem Stromanbieter beziehen. Das Fazit von Heinz Wolf: Wirtschaftlich unrentabel - aber ideell, als Ergänzung zur Sonnenenergie sei selbst produzierter Strom aus Windkraft eine gute Sache.

Besser hat es Michael Grimm in Rosensteig (Gemeinde Aresing) erwischt. Er ist bislang begeistert von seiner kleinen Windmühle (die übrigens vom selben Typ ist wie diejenige, die in Schachach wegen Erfolglosigkeit bereits abgebaut wurde). Jedes Jahr hat Grimm mehr als 3000 Euro für die Stromversorgung seines landwirtschaftlichen Betriebs bezahlen müssen. Zwar hat auch er eine fünfstellige Summe, fast 14 000 Euro, für seine Windkraftanlage zahlen müssen, aber bei ihm scheint es sich auszuzahlen. Die jährlichen Belastungen für Strom, erklärt er, seien deutlich niedriger geworden, seitdem die Energie vom Dach direkt in das Haus- und Hofstromnetz fließt.

Und das Windrad drehe sich fast immer, berichtet der Landwirt. Wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass der Windertrag von keinen negativen Faktoren wie Wäldern, hohen Bauten oder Hügeln beeinflusst wird. Allerdings hat auch Grimm schon von anderen Windkraftfans gehört, die nicht ganz so viel Glück mit ihren Anlagen haben. Im 25 Kilometer entfernten Burgheim ist zum Beispiel die Enttäuschung bei einem Besitzer des exakt gleichen Windradtyps ähnlich groß wie bei Heinz Wolf in Schachach. Wenn man bedenkt, dass neben dem Kaufpreis und einer Lebensdauer von 10 bis 20 Jahren noch Kosten für Wartung, Instandhaltung, Versicherungen und sonstige Abgaben zu leisten sind, kann sich die erhoffte wirtschaftliche Entlastung schnell ins Gegenteil verkehren.

Ein Windrad mit drei Rotorblättern betreibt seit einigen Jahren Jakob Riedl aus Menzenbach, das zu Pfaffenhofen gehört. Auch er wollte zur Ergänzung zur bereits bestehenden Photovoltaikanlage Windenergie nutzen. Dazu investierte er fast 16 000 Euro. Allerdings habe sich das System als nicht ganz ausgereift dargestellt, berichtet er. Damit der Generator überhaupt in Schwung kommt, brauche es Wind von mindestens vier Metern pro Sekunde, also Windstärke drei. Ab da produziert das auf fünf kWh ausgelegte Windrad rund ein halbes Kilowatt. Die Maximalleistung erreiche man nur, wenn ein ordentlicher Sturm über Menzenbach zieht, berichtet Riedl.

Wegen der Luftverwirbelungen aufgrund der benachbarten hohen Gebäude bleibt auch hier der Ertrag hinter den Erwartungen zurück. Im Jahresdurchschnitt erzeugt Riedl mit seiner Kleinstwindanlage ein Kilowatt Strom, hat also einen Jahreserlös von zirka 8500 kWh. Als weitere alternative Energiequelle sei das Ganze aber eine gute Erweiterung: "A bisserl was geht immer", resümiert Jakob Riedl: "Entweder es scheint die Sonne in Menzenbach oder es geht Wind."

Ein finanzielles Risiko ist also immer dabei, wenn man sich zum Bau eines Mikrowindrads entschließt. Denn anders als bei den großen Anlagen, die oft von Firmen oder Genossenschaften betrieben werden, im Vorfeld umfangreiche Ertragsrechnungen erstellt haben und ihren Investoren oft eine feste Rendite bieten, kann sich das Windrad hinter oder auf dem Haus als Erfolgsprojekt erweisen - oder auch als Reinfall. Eines bleibt dem privaten Windmüller aber auf alle Fälle, was ein Windparkinvestor nicht hat: das gute Gefühl, Strom aus dem eigenen Garten zu verwenden.