Schrobenhausen
Eine modische Zeitreise

P-Seminar Französisch-Teilnehmer versuchen sich als Designer und präsentieren eigene Kollektion

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Skizzen anfertigen, Stoffe auswählen, Nähen: Die Teilnehmer des P-Seminars Französisch haben ein Jahr lang an ihrer eigenen Modekollektion getüftelt. Am Donnerstag stellen sie sie vor. - Fotos: Schwendner

Schrobenhausen (SZ) Vor ziemlich genau einem Jahr wagten sich 14 Oberstufenschüler des Gymnasiums Schrobenhausen in ein Modeabenteuer: Das P-Seminar Französisch machte sich an die Realisierung, seine eigene Mode auf den Laufsteg zu bringen. Am Donnerstag wird sie öffentlich präsentiert.

Unter dem Titel "histo-MODE-rne - la France en vogue" und unter der Leitung von Studiendirektorin Karin Schwendner galt es, ausgehend von historischen Modestilen eine eigene moderne Kollektion zu entwerfen. So bestand die erste Aufgabe darin, sich anhand von Bildern, Filmen von namhaften französischen Designern wie Coco Chanel, Yves Saint-Laurent oder Christian Dior und Büchern zur Mode- und Kostümgeschichte intensiv mit der französischen Mode der vergangenen Jahrhunderte auseinanderzusetzen. Nach dieser modischen Zeitreise in die Vergangenheit befassten sich die Seminarteilnehmer mit den aktuellen Modetrends und versuchten, beide Aspekte in einem Kleidungsstück zu vereinen.

Nach einigen Wochen erstellte jeder zunächst ein Moodboard mit seinen Ideen und hatte seinen Entwurf im Kopf. Um diesen schließlich in einer professionellen Zeichnung zu Papier zu bringen, wurde eine Münchner Designerin eingeladen, die den Schülerinnen und Schülern in einem zweitägigen Kurs die wichtigsten Tricks beim Modezeichnen näher brachte. Ergebnis dieses besonderen Höhepunkts waren 14 Entwürfe, die die Nachwuchsdesigner zu diesem Zeitpunkt bereits stolz in die Reihenfolge für ihre geplante Modenschau brachten.

"Was mir am besten gefallen hat, war, dass ich während des Erstellens des Moodboards und der ersten Entwürfe gemerkt habe, dass doch Kreativität in mir steckt", erinnert sich eine Teilnehmerin an diese erste spannende Etappe. Natürlich sollte diese besondere Kollektion auch einen spektakulären Namen erhalten. Nach zahlreichen Abstimmungsrunden und noch mehr Diskussionen wurde der Kollektionsname modéjà-vu geboren. In Anlehnung an bekannte Designer entwickelten die Seminarteilnehmer ein Logo, das aus den Initialen des Kollektionsnamens besteht und durch schlichte, klare Buchstaben besticht: MDV.

Schnell merkten die Oberstufenschülerinnen und -schüler, von denen nur zwei ein bisschen Näherfahrung mitbrachten, wie schwer es war, "die eigene Idee von der Skizze in die Realität umzusetzen, da mehr Arbeit in einem Kleidungsstück steckt, als man anfangs vielleicht erwartet hat." Um sich in der Fertigung zunächst zu üben, wurde die Idee geboren, eine eigene Tasche zu designen und zu nähen. Natürlich sollte auch hier das zentrale Thema des P-Seminars nicht außer Acht gelassen werden.

Nach einem Blick in die französische Modegeschichte wurde der Pompadour, auch Réticule genannt, ausfindig gemacht, der eine Vorform der heutigen Handtaschen darstellt und nach Madame de Pompadour, der Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., benannt ist. Nun war echte Teamarbeit gefragt: Spitzen wurden aus ehemaligen Vorhängen recycelt, insgesamt mussten 200 Teile für 20 Taschen zugeschnitten werden, Quasten wurden in den französischen Farben bleu-blanc-rouge eingefärbt und schließlich wagten sich alle - viele zum ersten Mal - an die Nähmaschinen. Und nach dem Motto "Rokoko trifft Moderne" entstanden Wendetasche mit einer historischen und einer modernen Seite.

Ganz nebenbei hielten die mittlerweile nähbegeisterten Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Ausschau nach passenden Stoffen für ihr eigenes Kleidungsstück, was nicht immer ganz leicht war und bisweilen bedeutete, dass die ersten Entwürfe umgearbeitet werden mussten. So machte sich eine Schülerin vergeblich auf die Suche nach einem hellblauen Stoff mit einem goldenen Art Deco-Muster. "Da sich das Beschaffen der gewünschten Materialien als so gut wie unmöglich herausstellte, musste ich umdenken. Die gesamte Robe wurde dunkler, eleganter und mehr Chanel", sagt die Nachwuchsdesignerin.

Einig waren sich alle, dass das Erstellen des Schnittmusters eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur fertigen Kollektion darstellte. Glücklicherweise griffen den Schülerinnen und Schülern an mehreren Nähtagen viele kompetente Schneiderinnen und sogar eine Schnittdirektrice sowie eine Textil- und Bekleidungsingenieurin unter die Arme, halfen beim Umarbeiten fertiger Schnittmuster oder beim Selbsterstellen von eigenen Schnittkonstruktionen. Ihre Umsetzung wurde selbstverständlich erst mit Probestoffen getestet und einige Schüler fertigten bis zu drei Probeteile, bis sie sich an den Originalstoff wagten.

Festgehalten werden sollte die MDV-Kollektion noch in einem eigenen Modekatalog. Für das Fotoshooting mit den fertigen Modellen wählte sich das Schüler-Designer-Team das Sisi-Schloss in Unterwittelsbach als Szenerie, wo die Seminarteilnehmer in die Rolle eines Models schlüpften und ihre selbst entworfenen und gefertigten Kleidungsstücke fotografisch festhalten ließen. Dieser Termin war auch für die Seminarleiterin Karin Schwendner ganz besonders, denn "zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Kreativität, ihrem Engagement und ihrem Durchhaltevermögen geschafft haben, war großartig." Dass all das ohne die unzähligen Unterstützerinnen und Unterstützer, die die P-Seminar-Schülerinnen und -schüler finanziell, design-, schnitt- und nähtechnisch, materialmäßig, fotografisch sowie mit Rat und Tat immer wieder auf den richtigen Weg brachten, nicht möglich gewesen wäre, dessen sind sich alle bewusst.

Am Donnerstag, 25. Januar, wird das P-Seminar Französisch des Abiturjahrgangs 2016/2018 im Rahmen der französischen Woche zur Feier des deutsch-französischen Freundschaftstags nun seine eigene MDV-Kollektion um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums Schrobenhausen der Öffentlichkeit präsentierten. Neben französischen Köstlichkeiten gibt es die exklusiven Taschen à la Madame de Pompadour sowie den Modekatalog zur Kollektion, der noch viele besondere Einblicke in das Seminar und die Modegeschichte bietet. Das P-Seminar Französisch freut sich schon sehr darauf, alle Gäste auf diese modische Zeitreise mitnehmen zu dürfen, denn, so wusste Coco Chanel schon, "la mode se démode, le style jamais - Mode vergeht, Stil bleibt."