Schrobenhausen
Ein Blumengruß im Zeichen der Integration

Die muslimischen Mädchen des Schrobenhausener Integrationsvereins besuchten die Patienten des Kreiskrankenhauses

23.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:41 Uhr

Mit Blumen eine Freude machen: Die Aktion der Mädchen kam bei den Patienten gut an - Foto: Tamm

Schrobenhausen (SZ) Was liegt an den Weihnachtsfeiertagen näher, als anderen eine Freude zu bereiten. Eine außergewöhnliche Idee hatten dieses Jahr die muslimischen Mädchen des Schrobenhausener Integrationsvereins. Anlässlich des Weihnachtsfestes gingen die Türkinnen und Afghaninnen ins Kreiskrankenhaus Schrobenhausen und verteilen Blumen an die Kranken.

Nicht selbstverständlich, denn für die muslimischen Mädchen spielt das Weihnachtsfest eigentlich keine Rolle, wie Viktoria Gutmann vom Integrationsverein erklärt: „Unsere Mädchen feiern das Fest nicht, wollen aber dennoch zur Zeit passend etwas Gutes tun“, sagt sie.

An einem nasskalten Nachmittag ist es dann so weit: Nach drei Touren mit dem Auto sind endlich alle 15 Mädchen am Krankenhaus angekommen. Sie werden bereits erwartet – Schwester Jeannette nimmt sie in Empfang und führt sie durch das Haus. Von oben nach unten wollen sie sich durch die Krankenzimmer arbeiten.

Eine Tür nach der Nächsten öffnet sich für die Mädchen. Bei einigen älteren Patienten ist ein gewisses Ressentiment zu spüren. Ein Arzt kommt schnell um die Ecke und sieht den Trubel in einem Patientenzimmer. „Was ist denn das hier“, fragt er. Eine Schwester beeilt sich, die Situation zu erklären. „Blumenverschenken“, sagt sie. Der Arzt wirkt beruhigt und geht weiter seiner Arbeit nach.

Auch wegen solcher Momente gehen die Mädchen immer wieder mit ihren Aktionen in die Öffentlichkeit – Vorurteile sollen abgebaut werden. „In Schrobenhausen gibt es noch immer viele Vorurteile. Daher haben wir einmal im Monat eine sogenannte Integration, wo wir nach draußen gehen und den Menschen begegnen“, sagt Gutmann.

Die Ideen zu den Aktionen kommen meist von den Mädchen selbst. „Sie wissen, was Weihnachten für uns bedeutet und wollten einfach Menschen aufheitern, die das Fest im Krankenhaus verbringen müssen und sich vielleicht einsam fühlen“, erklärt Gutmann den Gedanken der Mädchen.

Und das kommt an. Die meisten Patienten freuen sich über die kleine Weihnachtsüberraschung. Eine Frau erklärt, dass sie die Aktion einfach nur toll findet. „Es ist doch schön, dass sie sich mit unserer Kultur befassen und am christlichen Weihnachtsfest Leute aufmuntern wollen“, sagt sie. Ein dickes Lob für die Mädchen, aber ausruhen kommt nicht infrage. Eda und Meliha schnappen sich die beiden großen Eimer, in denen die Blumen stecken, und folgen der Gruppe ins nächste Zimmer. Da fällt die Frage, ob es denn jemanden gebe, der in letzter Zeit Geburtstag gehabt habe. Schwester Jeannette lächelt: „Ja – aber da es sich um ein Neugeborenes handelt, können wir da leider nicht hin. Das wäre einfach zu früh für Mutter und Kinder.“ Irgendwann ist die letzte Tür erreicht. Jetzt sind alle Patienten mit einer kleinen Weihnachtsüberraschung bedacht worden.

Und wie muss man sich die Festtage im Wohnheim des Integrationsvereins vorstellen – wo die Mädchen doch selbst kein Weihnachten feiern? „Das ist eben eine ganz normale Woche für unsere Mädels – mehr eigentlich nicht“, beschreibt Gutmann die Stimmung im Haus. Auch Silvester würden sie nicht feiern, da sich das islamische Jahr nicht nach dem gregorianischen Kalender richtet. Ein bisschen mitfeiern würden die Mädchen aber doch oder sich mit Freunden treffen – eine Party sei eben eine Party.

Dann neigt sich der Nachmittag seinem Ende zu. Die Gruppe verabschiedet sich und wünscht allen frohe Weihnachten – und auch für Schwester Jeannette ist noch ein Blümchen übrig.