Schrobenhausen
Die Tafel sucht helfende Hände

Schlittenbauer: Warenversorgung klappt gut - Weitere ehrenamtliche Kräfte werden dringend gebraucht

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Die für die Tafel gespendeten Waren werden an diesen Tischen in der Regensburger Straße für die Ausgabe aufbereitet und übersichtlich in die Regalen im Abholraum geräumt. - Foto: Heidrun Budke

Schrobenhausen (SZ) Womit sich zahlende Arbeitgeber schwer tun, das ist bei der Tafel kein Problem: flexible Arbeitszeitmodelle. Hier kann jeder entscheiden, wie viele Stunden man sich einbringen möchte - ob nur einen Nachmittag im Monat bis zur "beinahe Halbtagskraft" - vieles ist möglich.

"Derzeit hat die Schrobenhausener Tafel 80 Mitglieder, davon arbeiten etwa 35 Personen aktiv mit", stellt Engelbert Schlittenbauer, Vorsitzender des Vereins, fest. Er schätzt, dass dem etwa 120 Ausweisinhaber gegenüberstehen. Dahinter verbergen sich rund 250 bis 270 Personen - eben der Ausweisinhaber, der Ehepartner und die Kinder -, die bei der Tafel Lebensmittel abholen dürfen. Für deren Versorgung werden in Schrobenhausen und Pöttmes durch die Tafel zirka 45 bis 50 Tonnen "Rohware" pro Jahr eingesammelt. Schlittenbauer spricht von Rohware und meint damit den Zustand der Lebensmittel, in dem sie bei den Spendern eingesammelt werden.

Und an diesem Punkt kommen die ehrenamtlichen Helfer ins Spiel: Die Ware muss beim Spender geprüft und abgeholt, an den Standort der Tafel in die Regensburger Straße gefahren, dort aufbereitet und in die Regale geräumt werden. Und natürlich zu guter Letzt am Abholtag an die Berechtigten ausgegeben werden.

Das klingt nach viel Arbeit und das ist es auch: Montags wird lediglich an einem Geschäft Ware abgeholt, 15 Läden sind es immer dienstags und freitags fahren Ehrenamtliche 13 Lebensmittelmärkte an, immer vormittags. Die Touren dauern meistens etwa vier bis fünf Stunden, denn es wird nicht nur abgeholt, sondern an Ort und Stelle kurz durchgeschaut, ob alles verwendbar ist. Alle Spendermärkte sind in Schrobenhausen, Waidhofen und Pöttmes. "Das ist eigentlich feindliches Land", lacht Schlittenbauer, denn jede Tafel hat ihr eigenes Einzugsgebiet und Pöttmes gehört zu Aichach, aber die hätten so viel Ware in Pöttmes, dass man sich das einfach teile. Vier Fahrer und vier Beifahrer übernehmen diese Aufgabe derzeit. Das sind alles Männer, denn die Kisten sind oft schwer, müssen von einer Rampe gehoben und ins Auto getragen werden.

In den Räumen der Tafel an der Regensburger Straße werden die Kisten ausgeladen und weiter verarbeitet: Alles wird ausgepackt und sortiert, auf Mindesthaltbarkeitsdaten und unbeschädigte Verpackungen geprüft. Obst und Gemüse wird "aufbereitet". Soll heißen: Es wird so hergerichtet, dass es sauber ist, keine faulen Stellen hat, einfach ansehnlich ausschaut. Brot wird in Tüten verpackt. Dann wird die ganze Ware in Regale geräumt - entweder gleich in den Abholraum oder in die Kühlung. Drei bis vier Stunden brauchen die Helferinnen, bis alles gut verstaut ist.

Die Frauen haben offensichtlich Spaß an der Arbeit mit den Lebensmitteln, sie unterhalten sich, lachen, arbeiten flott und laufen immer wieder hin und her, um Nachschub zu holen oder Fertiges einzuräumen. "Wenn jemand neu dazu kommt, probiert man am besten aus, was am meisten Freude macht", meint Evi Dinkel, eine der Aktiven. Sie erzählt, dass sie seit gut zwei Jahren dabei ist. Schon bei Beginn ihrer Rentenzeit sei klar gewesen, dass sie ehrenamtlich etwas machen wolle, die Tafel war ihre erste Wahl.

"Mitglied im Verein muss man nicht sein, um helfen zu dürfen", stellt Schlittenbauer klar. Lediglich das Gesundheitszeugnis, die sogenannte Erstbelehrung, die durch das entsprechende Amt oder einen zugelassenen Arzt erteilt wird, müsse man vorlegen. Und dann könne sich jeder aussuchen, wie viele Stunden an welchem der Tage man mithelfen wolle. Evi Dinkel sei inzwischen "beinahe Halbtagskraft", scherzt Schlittenbauer und Dinkel lacht herzlich, während sie weiter Brot verpackt und zustimmend nickt. "Es macht mir einfach Spaß", sagt sie.

Nur an die Helfer, die bei der Ausgabe am Mittwochvormittag dabei sind, stellt der Vereinsvorsitzende eine besondere Anforderung: viel Fingerspitzengefühl. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zunächst kommen etwa 60 Abholer innerhalb von knapp drei Stunden. Zwar gibt es ein gutes System, wer wann kommen darf, aber trotzdem sind das viele Menschen auf einmal. Die Klienten, wie die Abholer offiziell heißen, werden immer nach und nach zuerst an die Anmeldung, wo der Ausweis geprüft und die Abholung notiert wird, und danach an die Abholtheke vorgelassen. Dort bekommt jeder einen Korb mit Waren, der speziell für seine Familiengröße gepackt wird. Dabei sollen die Mitarbeiterinnen der Tafel vor allem auf die Anzahl der Kinder, auf besondere Anforderungen durch Glauben oder Krankheiten achten. Und natürlich sollen alle Klienten ein vergleichbares Warensortiment erhalten, damit jeder zufrieden ist und sich nicht benachteiligt fühlt. Dafür sucht Schlittenbauer vor allem Menschen, die vielleicht Verkaufserfahrung haben und sich mit Menschen ein bisschen auskennen.

Wer Interesse hat, wendet sich an die Schrobenhausener Tafel, Regensburger Straße 19 in Schrobenhausen, oder an Vorsitzenden Engelbert Schlittenbauer, Telefon (0160) 94 72 19 56, oder per E-Mail an vorstand@tafel-sob.de.