Schrobenhausen
Damit die Kirche ein "bunter Haufen" bleibt

27.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:23 Uhr

Wahlwerbung: Alex Dorow, Regionaldekan Werner Dippel, die Kandidaten Johanna Krammetsvogl und Stefan Heinzinger sowie Thomas Wienhardt (v. l.) hoffen auf viele Kandidatenvorschläge für die Pfarrgemeinderatswahlen. Die Frist läuft bereits am 3. Januar ab. - Foto: Hammerl

Schrobenhausen (ahl) Sie befassen sich mit Ehe- und Familienarbeit, Erwachsenenbildung und Ökumene, Jugend- oder Seniorenarbeit, Berufs- und Arbeitswelt, Seelsorge oder Integration ausländischer Mitbürger – und das alles ehrenamtlich: Im März werden die Pfarrgemeinderäte neu gewählt.

"Ein Pfarrgemeinderat ist kein Festausschuss," stellt Thomas Wienhardt, Referent für Gemeindeentwicklung der Diözesanregion Altbayern, klar, "sondern ein zentrales Gremium der Pfarrei." Ein Gremium, das Rechte und Pflichten habe, auf jeden Fall aber mehr sei, als es nach außen oft wirke. Anfang März wird neu gewählt, wie alle vier Jahre. Rund 77 000 Katholiken in der Region Altbayern, die die drei Dekanate Schrobenhausen, Neuburg und Pfaffenhofen umfasst, sind dann aufgefordert, ihre Vertreter zu wählen.

Derzeit sind die amtierenden Pfarrgemeinderäte noch auf Kandidatensuche, denn im Schnitt liegt die Fluktuationsrate bei 40 Prozent. Ausscheidende Mitglieder müssen zum einen ersetzt werden, zum anderen soll natürlich eine demokratische Wahl erfolgen. Und die setzt nun einmal voraus, dass der Wahlberechtigte die Auswahl zwischen verschiedenen Personen hat. "Wenn es ums Ehrenamt geht, wird es immer schwieriger, engagierte Menschen zu finden," beschreibt Regionaldekan Werner Dippel die momentane Lage, "weil so viel Ehrenamt auf wenigen Schultern ruht." Wer sich engagiere, der tue das meist in mehreren Bereichen, die Zeit werde immer weniger, Beruf und Familie forderten auch ihr Recht. Schwarz aber sieht Dippel deswegen nicht: "Gott sei Dank gibt es immer noch Menschen, die mitmachen – es wird nur schwieriger, sie zu finden".

Kandidatensuche

Gesucht und gefunden wurde beispielsweise Stefan Heinzinger. Der 19-jährige Schüler war neun Jahre lang Ministrant und möchte sich weiter in der Kirche engagieren, später auch Kommunionhelfer werden. Er wird in Pfaffenhofen, wo ein Generationenwechsel ansteht – zehn von 16 Pfarrgemeinderäten treten nicht mehr an – kandidieren. Nach dem Abitur will er studieren – Jura oder Medizin – und findet, das Ehrenamt passe jetzt gut in seinen Zeitplan hinein, "so zwischen Abitur und Staatsexamen". Sein Hauptaugenmerk will er auf Jugendarbeit setzen und für einen regen Austausch und Vernetzung zwischen Pfarrgemeinderat und Jugendgruppen sorgen. "Ich hoffe, ich werde gut aufgenommen und es heißt nicht: Was will der junge Kerl hier", sagt der 19-Jährige.

"Bestimmt nicht, eher im Gegenteil", stellt Alex Dorow sofort klar. Aus seiner Erfahrung heraus könne er sich keine Vorurteile gegenüber jungen Pfarrgemeinderäten vorstellen. Der Rundfunksprecher und Fernsehmoderator des BR unterstützt als Werbeträger des Landeskomitees die Medienkampagne der katholischen Landeskirche, mit der die Pfarrgemeinderatswahlen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden sollen. Acht Jahre war Dorow im Pfarrgemeinderat in Landsberg tätig – bevor er sich für das Amt als Kommunionhelfer und Lektor entschied.

"Die Arbeit trägt Früchte"

Der Fernsehjournalist weiß also, wofür er nun wirbt: "Die Tätigkeit erweitert das Gesichtsfeld – bei uns und bei anderen". So manches wurde in Landsberg bewegt, erzählt er, beispielsweise ein runder Tisch zum Thema Asyl geschaffen oder Meditationsstunden in der Adventszeit angeboten. Alle in der Pfarrgemeinde, von Konservativen bis Progressiven, zögen an einem Strang. "Die Arbeit trägt Früchte, die im Zweiten Vatikanischen Konzil noch gar nicht angedacht wurden", bilanziert Dorow.

In Schrobenhausen wird etwa die Hälfte der bisherigen Pfarrgemeinderäte erneut kandidieren. Ähnlich sieht es in Peutenhausen aus. Johanna Krammetsvogl, dort Pfarrgemeinderatsvorsitzende, tritt zum dritten Mal an. Acht Jahre ist sie bereits dabei, vier Jahre davon als Vorsitzende. Sie kam über die Kinder- und Jugendarbeit dazu, sich in der Kirche zu engagieren. "Mein Glaube war mir von Kindheit an sehr wichtig", sagt sie, "und das will ich weitergeben". Ihr Steckenpferd sind nach wie vor die Kinderbibeltage, die sie zusammen mit 22 Ehrenamtlichen auf die Beine stellt.

"Kirche ist Sozialraum für alle", betont Wienhardt, und: "Kirche ist ein bunter Haufen." Der Regionaldekan fügt schmunzelnd hinzu: "Ein großer Tierpark." Das spiegelt sich auch im Pfarrgemeinderat, der meist bunt zusammengewürfelt ist. Ob Hausfrau oder Landwirt, selbstständige Geschäftsfrau oder Verkäuferin, Arzt oder Krankenschwester, Lehrer, Flugzeugmechaniker, Banker oder Schüler – unterschiedliche Kompetenzen und Altersstufen sind absolut erwünscht.