Schrobenhausen
Überall ist Frankreich

Woche zur Feier der Städtepartnerschaft ist angelaufen Helmut Eikam beleuchtet die Anfänge

22.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr
Die Städtepartnerschaft zwischen Schrobenhausen und Thiers wird zurzeit auf vielerlei Weise gefeiert: mit einer Altstadtgalerie in Schrobenhausener Geschäften, mit besonderen Speisekarten in ausgewählten Restaurants, mit Lesungen und Vorträgen wie dem am Sonntag im Verkehrsverein mit (Bild, v.l.) Jürgen Gruschwitz, Manuela Kreitmair, Helmut Eikam, Hartmut Giehl und Inge Eberle. −Foto: mpy/mbs

Schrobenhausen (SZ) Es ist nicht zu übersehen: Die Woche der deutsch-französischen Freundschaft in Schrobenhausen ist angelaufen, das zeigt sich auf unterschiedlichste Weise. In den nächsten Tagen soll das Savoir-vivre, das spezielle Lebensgefühl, nach Bayern überschwappen.

Die Speisekarten in der Heimat 2 und beim Bau'rnbräu sehen in diesen Tagen anders aus als sonst, die Schaufenster der Altstadt ebenso - überall ist Frankreich, heute Nachmittag und Abend auch in der Stadtbücherei und in der Buchhandlung am Lenbachplatz. Frankreich feiern, das haben sich die Ehrenamtlichen vom Städtepartnerschaftsverein vorgenommen, und es sieht so aus, als ob das auch gelingt. Hartmut Giehl hat das Programm ausgearbeitet.

Auch der Verkehrsverein macht mit, das Sonntagsforum stand im Zeichen der französischen Partnerschaftswoche, mit Musik des Flötenquartetts der Städtischen Musikschule unter Fredi Halbleib samt Europahymne und Fähnchen. Etliche waren da, die sich aktiv in die Städtepartnerschaft eingebracht haben, natürlich Manuela Kreitmair und Jürgen Gruschwitz, die Vorsitzenden des Verkehrs- und des Partnerschaftsvereins.

 

Vizebürgermeisterin Inge Eberle erinnerte an die Unterzeichnung der Élysée-Verträge am 22. Januar 1963, mit denen nach Jahrhunderte langen Spannungen - heute kaum noch zu verstehen - die deutsch-französische Freundschaft besiegelt wurde. Partnerschaften sollten diesen Vertrag beleben, und schon 1966 eröffnete die Katholische Landjugend einen zeitweise intensiven Kontakt mit der Stadt Dax in Südfrankreich. Inge Eberle war damals selber in Dax dabei und erwähnte eine berührende Geschichte: In einer der Gastfamilien wollte ein älterer Mann von den Besuchern nichts wissen, er war als Kriegsgefangener nach Deutschland verschleppt worden. Aber nach einer Woche verbitterter Zurückhaltung hat er die Besucher in deutscher Sprache versöhnt verabschiedet. Die Beziehung nach Dax hatte auch Hauptredner Helmut Eikam auf dem Zettel, er nannte Jakob Tyroller aus der Högenau als damals treibende Kraft.

Dann erzählte Eikam, wie ab 1983 die Partnerschaft mit Thiers angebahnt wurde, wie ein paar Enthusiasten einen Zirkel bemühten, um den Bereich einzugrenzen, der mit einer Tagesfahrt zu erreichen war. Ein kurzer Kontakt führte schnell zur ersten Sondierungsfahrt: Die Stadt suchte eine bayerische Blaskapelle für ihren großen Umzug beim Fest der Messerschleifer; die Herstellung von Schneidwerkzeug aller Art ist die Schlüsselindustrie der Stadt. Kurzfristig hatte damals nur die Blaskapelle Petershausen den Termin noch frei, und so war Schrobenhausen mit Blasmusik und bayerischer Tracht vertreten. In der Folge ging Thiers nach kurzem Zögern auf die Schrobenhausener Avancen ein.

Die Kraft hinter dem konkreten Leben der Partnerschaft lag in Schrobenhausen bei Stadt und Stadtrat, beim Verkehrsverein und der Städtischen Musikschule. Den wesentlichen Teil der organisatorischen Arbeit leistete über viele Jahre eine begeisterte "Viererbande" mit Helmut Eikam, damals zweiter Bürgermeister, Helmut Mevissen, Lehrer für Französisch am Gymnasium, Verkehrsvereinsvorsitzendem Hans Scholz und dem mittlerweile verstorbenen Hans Stichlmair, damals Musikschulreferent.

Die Partnerschaft wurde im Sommer 1986 in Schrobenhausen festlich besiegelt, ein Jahr später in Thiers. Viele weitere Schritte folgten, eine Baumpflanzung für die Partnerschaft, in Schrobenhausen die Benennung eines Platzes nach Thiers, dort die Ausweisung eines etwas verlorenen Gässchens als "Rue Schrobenhausen." Sichtliche Freude machte Helmut Eikam die Referenz an französischen Wein; er schilderte, wie ein paar Auserwählte aus der Schrobenhausener Delegation die schwierige Aufnahme - viel Wein trinken! - in eine traditionsreiche Wein-Bruderschaft erreichten.

Helmut Eikam hatte Bilder aus den frühen Jahren der Partnerschaft mitgebracht, und ergänzte seine Erinnerungen mit ein paar Anekdoten. Er erinnerte an die Übersetzungen von Helmut Mevissen, der sich auch auf offener Bühne den Spaß erlaubte, manche Aussage ins Ironische zu verdrehen. Oder etwa die Schilderung, wie der damalige Bürgermeister Josef Höllbauer nachts alleine auf einer Parkbank den Partnerschaftsball in Thiers verschlief.