Schrobenhausen
Ein Schloss im Vorgarten

Herbert Andres baute einst Miniausgabe des Schlosses Neuschwanstein

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Die Liebe zum Detail beweist auch eine Minikutsche.

Schrobenhausen (SZ) Einmal Schloss- oder Burgbesitzer sein - davon träumt der eine oder andere normale Hausbesitzer sicherlich schon mal. Doch meistens bleibt es beim Traum. Bei der Familie Sabine und Robert Augustin auf der Platte in Schrobenhausen sieht das anders aus.

Als Burgwächter bezeichnet sich das junge Ehepaar mit einem Schmunzeln in den Gesichtern seit sie vor sechs Jahren ihr Wohnhaus bezogen haben.

Während Steinfiguren, Zwerge oder kleine Gartenteiche den Vorgarten anderer Gartenliebhaber zieren, steht vor dem Haus der Augustins das Schloss Neuschwanstein als Miniaturausgabe auf dem grünen Rasen. Und zwar schon sehr lange. Genau genommen seit dem Jahre 1957. Damit kann das Minischloss in diesem Jahr quasi seinen 60. Geburtstag feiern. Erbaut hat das Klein-Neuschwanstein der Opa von Sabine Augustin.

Herbert Andres (1931 - 2010) war gelernter Maurer und Stuckateur. Damals gab es noch lange und kalte Wintermonate und die Arbeit auf dem Bau ruhte in der Zeit. Genau zu so einer Zeit wurde auch die Idee geboren, ein Schloss zu bauen. In unzähligen Stunden in der Garage oder im Keller wurden kleine Fragmente aus großen Steinen geklopft. Die naturgetreue Nachbildung der Blechverkleidung und die filigrane Ausarbeitung von Fahne und Spitzdach übernahm Rudolf Andres (1911 - 1988) als ausgebildeter Schlosser. Vermutlich diente ein altes Foto des Schlosses, das immer noch im Besitz der Familie ist, als Vorlage für den Bau.

Stein für Stein wurde auf das Grundgerüst angebracht. Dabei investierte der Schlossbauherr viel Zeit und Mühe. Das Ergebnis konnte sich danach wahrlich sehen lassen. Mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, nagt der Zahn der Zeit an dem Bauwerk. Wind, Regen, Hagel, Frost und Schnee haben ihre Spuren hinterlassen. Robert Augustin bessert, soweit es ihm möglich ist, immer wieder mal die eine oder andere schadhafte Stelle aus.

Im kommenden Winter wird das Schloss, wie in den 60 Jahren zuvor, mit einer Plane gegen die Wettereinflüsse geschützt. Im Frühjahr heißt es dann wieder, Plane weg und freie Sicht auf Schloss Neuschwanstein in Schrobenhausen. Bei einem Blick aus dem Küchenfenster sieht Sabine Augustin dann immer wieder Spaziergänger, Schulklassen oder Kindergartenkinder, die am Zaun innehalten und das kleine Kunstwerk begutachten.