Schrobenhausen
Bauer AG: In Krisenzeiten wacker geschlagen

Aber die Bilanz muss sich der Beurteilung von Außen stellen / Geringerer Ertrag

08.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:58 Uhr

Vor einem Jahr, im Januar 2011, begannen die Demonstrationen gegen den ägyptischen Machthaber Mubarak am Tahrir-Platz in Kairo. Das Bild zeigt den Platz am Vorabend der Demonstrationen, in nächster Nachbarschaft lagen drei Großbaustellen von Bauer. Die Baustellen standen in der Folgezeit weitgehend still. Nach dem schwierigen Jahr 2011 sehen die Prognosen für 2012 besser aus - Foto: Mayer

Schrobenhausen (mbs) Man kommt nicht drum herum: Die „Krise“ gehört am Jahreswechsel 2011/2012 auch bei der Bauer AG zu einem häufig gebrauchten Wort. In einem Bericht zur Lage des Konzerns lenkt Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, den Blick auch auf die derzeitige Großwetterlage in Politik und Wirtschaft in Krisenzeiten.

Thomas Bauer setzt dabei auf den Zusammenhalt Europas und den Erhalt des Euro. Dabei weist er zur aktuellen Schulden- und Euro-Krise – nur drei Jahre nach der Finanzkrise – auf eine allgemein feststellbare Beobachtung hin: „Die Menschen sind gelassener geworden, alle gehen mit der augenblicklichen Situation viel unaufgeregter um als vor zwei Jahren im Wirbel der Finanzkrise. Das ist gut so.“ Und Gelassenheit zählt er auch in der Unternehmensführung zu einem Wert, der den Problemen eher angemessen sei als hektisches und ängstliches Handeln.

Wie sehr sich – nicht zuletzt durch den Börsengang – die Bewertung der Unternehmens-Ergebnisse verändert hat, erläutert Thomas Bauer bei Betrachtung der Geschäftszahlen des Jahres 2011. Der Konzern schließt mit einer Leistung von etwa 1,35 Milliarden Euro ab, also mit einem kleinen Zuwachs gegenüber 2010, das Ergebnis allerdings fällt deutlich schlechter aus. Wenn die Bauer Gruppe das schwierige Jahr 2011 mit einem Gewinn von gut 30 Millionen Euro abschließt, so Thomas Bauer, „dann könnte ich damit angesichts der Umstände sehr zufrieden sein.“

Aber das Ergebnis reiche nicht. Denn „die Latte, ob wir gut sind oder nicht, wird nicht im Betrieb gelegt, sie wird von außen gelegt. Und ob man mit dem Ergebnis zufrieden sein kann, bestimmen heute nicht wir, sondern die Finanzmärkte und nach deren Maßstäben sind für ein Unternehmen wie dem unseren die 30 Millionen zu wenig.“ Er dankt allen Beschäftigten und bescheinigt „eine tolle Leistung in schwieriger Zeit.“

Dabei zeigt sich der Ausblick aufs kommende Jahr insgesamt recht positiv, die Auftragslage ist in allen Bereichen weit besser als vor Jahresfrist. Thomas Bauer bittet alle Mitarbeiter, im neuen Jahr mit Konzentration ans Werk zu gehen und ergänzt: „Unsere Innovation muss noch mehr Fahrt aufnehmen!“

Beim Blick auf die einzelnen Firmenbereiche berichtet Peter Teschemacher, Geschäftsführer der Bauer Spezialtiefbau GmbH, dass sich im Jahr 2011 eine ganze Reihe Projekte verzögerte, dass die Krise erschwerend gewirkt hat und der politische Umbruch im Nahen Osten auch wichtige Märkte beeinflusste. Für das kommende Jahr sieht Teschemacher gute Perspektiven, da größere Aufträge teils eingegangen, teils zu erwarten sind.

Dieter Stetter, Geschäftsführer der Bauer Maschinen GmbH, kann für seinen Bereich ein relativ gutes Ergebnis vorweisen. Der Maschinenbau liefert wieder den höchsten Beitrag zum Konzerngewinn, aber die Auftragslage, so Stetter, lässt zu wünschen übrig. Ausgebaut wird derzeit das Service-Netz. Gemeinsam freuen sich Bau und Maschinenbau über ein glänzend gelungenes Gemeinschaftsprojekt: Binnen weniger Monate wurde ein Bohrgerät für Gründungen auf dem Meeresgrund konstruiert und gebaut, unter schwierigsten Bedingungen konnte die erste Bohrung zum Erfolg geführt werden.

Über die Entwicklung der Bauer Resources berichtet Geschäftsführer Johann Mesch. Gute Zahlen meldet der Materialverkauf der GWE, doch bei Projekten agierte man nicht immer glücklich. Während die große Pflanzenkläranlage im Oman mit einer wichtigen Auszeichnung bedacht und der Auftrag verdoppelt wurde, zeigten sich Schwierigkeiten in Jordanien. Dennoch erklärt Mesch, dass man hier die Arbeiten für die Wasserversorgung der Hauptstadt Amman in den letzten Wochen einigermaßen auf Kurs bringen konnte.

Heinz Kaltenecker, Vorstandsmitglied der Bauer AG, beschreibt die Lage in den Firmen Schachtbau Nordhausen und Spesa Spezialbau und Sanierung. Schachtbau Nordhausen schlug sich – mit einer Umstrukturierung – passabel durch das schwierige Jahr 2011 und geht mit guten Perspektiven – vor allem im Bergbau – in die Zukunft. Auch die Spesa musste sich neuen Markttrends anpassen.

Die Aufteilung der einzelnen Segmente sieht für das Jahr 2011 den Bau bei 40 Prozent der Gesamtleistung, vom Maschinenbau kommen 44 Prozent, die Resources erbringen 16 Prozent. 74 Prozent seiner Leistung erbringt der Bauer Konzern im Ausland, der Rest entfällt auf das Deutschland-Geschäft.