Schrobenhausen
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Premiere von Thomas "Die Lokalbahn" am Schrobenhausener Gymnasium: 180 begeisterte Zuschauer

28.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Szenen aus dem Stück: Bürgermeister Friedrich Rehbein (oben r.) wird von Anton Hartl (Tabea Schäfer) eingeseift für die Rasur und die Geschäftsleute von Dornstein, die wütend auf den Bürgermeister sind.

Schrobenhausen (SZ) "Großartig" hätte der gute alte Ludwig Thoma, seines Zeichens deutscher Schriftsteller, gesagt, wenn er gesehen hätte, wie außergewöhnlich sein im Jahre 1902 uraufgeführtes Werk "Die Lokalbahn" von der Theatergruppe des Gymnasiums Schrobenhausen inszeniert wurde.

Hat er aber nicht. Dafür sahen aber am Montagabend an die 180 total begeisterte Zuschauer die satirische Schilderung des bayerischen Alltags und spendeten frenetischen Beifall. Ungewöhnlich schon der Beginn der Aufführung. Auf einer Großbildleinwand neben der eigentlichen Bühne stellt sich mit Filmeinspielungen jeder der Schauspieler, begleitet von bayerischer Blasmusik aus dem Lautsprecher, persönlich mit originellen Worten vor.

"Bei uns liegt die Politik schon im Bluat", prahlt der rechtskundige Bürgermeister von Dornstein Friedrich Rehbein - bestens dargestellt von Kilian Gruber. Auf der mit einem Holztisch und Holzbänken spartanisch ausgestatteten Theaterbühne warten gespannt seine Ehefrau Anna (gespielt von Juliane Stark), seine Tochter Susanna (Amelie Pfeiffer) und sein Bruder Karl Rehbein, Major a.D. (Gregor Stark), auf die Rückkehr von Gemeindechef Rehbein. Der hatte nämlich "gestern Abend in der Stadt eine Unterredung mit dem Minister wegen der Bahn".

Die bayerische Kleinstadt Dornstein soll ans Eisenbahnnetz angeschlossen werden, der Bahnhof liegt aber eine "Viertelstunde vor der Stadt" gibt zornig der Major a.D. von sich. Adolf Beringer, Amtsrichter und Bräutigam von Susanne (Paul Hildsberg) - ein ganz Gescheiter - entgegnet salopp: "Entweder kommt die Bahn dorthin, wo sie die Regierung haben will oder sie kommt gar nicht!"

Der Bürgermeister selbst haut kräftig auf die Pauke: "Ich sparte nichts, was gesagt werden musste", berichtet er von seiner Unterredung und deutet damit an, dass er dem Minister die Leviten gelesen hat. Überhaupt hat es das Gemeindeoberhaupt im Laufe des Stückes nicht leicht und versucht, es jedem recht zu machen: den mittelständischen Unternehmen und dem Fremdenverkehr, was mehr Steuereinnahmen bedeutet. Aber auch denjenigen, die die Beschaulichkeit der Kleinstadt erhalten wollen.

Vor allem möchte der Bürgermeister auch wiedergewählt werden. Die "Lügenpresse" namens Petra Heitzinger (Chiara Zapf), Redakteurin des Dornsteiner Wochenblattes bringt mit ihrer überzogenen Berichterstattung ("Seit Brutus, jenem bekannten Tyrannenhasser des Weströmischen Reiches, ist vielleicht niemand mehr mit so viel Recht gefeiert worden wie unser all verehrter Herr Bürgermeister!") weitere Unruhe in das Stadtleben. Überraschend zieht eine fünfköpfige Blaskapelle samt der ganzen Spielerschar in den Saal ein.

Irgendwie, so hat es den Anschein, könnte die über 100 Jahre alte lustige Politikerschelte von Ludwig Thoma mit all ihren Querelen problemlos in die Jetztzeit von Schrobenhausen übertragen werden. Mehr soll hier nicht verraten werden, schließlich stehen ja noch weitere Aufführungen an. Ein großes Lob gebührt der Regie von Silvia Eckert-Wagner mit dem Assistenten Konstantin Stark, die insgesamt 16 Theaterspieler und weitere über 30 Personen für Licht- und Tontechnik, Maske, Kostüme, Bühnenaufbau, Plakat, Souffleuse, Kamera und Filmschnitt zu einem grandiosen Ensemble formten. Eines ist sicher: Sollten die Theaterakteure mal in ihrem Leben keine Anstellung in ihrem Beruf finden, so können sie sich immer noch als Volksschauspieler verdingen, denn das, was sie auf der Bühne darboten, war einfach großartig.

Weitere Aufführungstermine von "Die Lokalbahn" sind am Mittwoch, 29. Juni, und am Donnerstag, 30. Juni, jeweils um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums Schrobenhausen. Karten gibt es für fünf Euro in den Schulpausen in der Aula bei der Bühne und an der Abendkasse.