Schrobenhausen
Allein in einem fremden Land

Im Kinderheim St. Josef werden vier jugendliche Flüchtlinge betreut

19.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Haben im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen vorerst eine Bleibe gefunden und wurden von Bürgermeister Karlheinz Stephan begrüßt: (v.l.) Zackarija aus Ghana, Sharif und Tabasum aus Afghanistan und Bubacarr aus Gambia - Foto: Wöhrle

Schrobenhausen (SZ) Noch ist alles neu und ungewohnt für Sharif, Bubacarr und Zackarija in Schrobenhausen. Die drei 17-jährigen Jugendlichen leben seit wenigen Tagen im Kinderheim St. Josef. Sie stammen aus so unterschiedlichen Ländern wie Afghanistan, Gambia und Ghana, haben aber eines gemeinsam: Alle drei haben sich alleine auf die Flucht nach Deutschland begeben, sie sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zwei von ihnen haben keine Eltern mehr, alle drei haben keinen Kontakt zu Familienmitgliedern in ihrer Heimat.

Im Kinder- und Jugendheim St. Josef wurden sie herzlich aufgenommen. „Das ist eine große Herausforderung für uns“, versichert Heimleiter Herbert Reim, betont aber auch, dass sich alle im Haus der neuen Betreuungsaufgabe gerne stellen. Die Jugendlichen bewohnen einfach eingerichtete Zweibett- und Einzelzimmer in einer gemeinsamen Wohngruppe. Eine kleine Küche, in der sie gemeinsam kochen, dient zusätzlich als Aufenthaltsraum. Sharif, Bubacarr und Zackarija sind aus München, wo sie in der Bayernkaserne und in verschiedenen Hotels untergebracht waren, nach Schrobenhausen gekommen. Tabasum aus Afghanistan ist schon seit September in St. Josef. Sie hat sich schon eingelebt und spricht bereits erstaunlich gut Deutsch.

Auch für die neu angekommenen Jugendlichen ist bereits ein regelmäßiger Deutschunterricht organisiert. Sie sollen die Sprache möglichst schnell und gut lernen. Dazu gebe es eine Kooperation mit der Regens-Wagner-Berufsschule, berichtet Claudia Liebscher von St. Josef. Dreimal in der Woche bekommen die Neuankömmlinge Deutschunterricht, insgesamt 15 Stunden wöchentlich. Außerdem gibt es regelmäßiges sogenanntes Arbeitstraining: Die Jugendlichen sollen in den verschiedenen Ausbildungszweigen der Berufsschule Schnuppertrainings absolvieren. Alle vier haben viel vor. „Wir wollen lernen“, betont Bubacarr, der schon in München mit dem Deutschunterricht begonnen hat. Er weiß, dass gute Sprachkenntnisse die Voraussetzung für eine weitere Ausbildung sind. Der 17-Jährige möchte gerne Ingenieur werden. Er würde am liebsten studieren, so wie auch Tabasum, die davon träumt, Ärztin zu werden. „Aber das ist schwierig“, sagt sie. Sharif, der ebenfalls schon gut Deutsch spricht, hat sich eine Ausbildung zum Computerfachmann zum Ziel gesetzt. Und Zackarija würde sich am liebsten zum Automechaniker oder Mechatroniker ausbilden lassen.

Die unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge, die alle unter Betreuung stehen, schauen nach vorne. Über ihre Fluchterlebnisse sprechen sie nicht gerne. Alle wollen in Deutschland bleiben, eine Ausbildung machen und dann eine Arbeit finden. Und noch etwas wünschen sie sich. „Wir wollen Freunde finden“, betonen die Vier.