Schrobenhausen
Warum es zurzeit kaum noch Wild gibt

60 MINUTEN. HEUTE: Von 2 bis 3 Uhr

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Gerade ist alles ruhig: In dieser Nachtschicht gibt es sogar die Zeit für ein Fotoshooting mit Uhr im Hof der Polizeiinspektion. - Foto: Straßer

Schrobenhausen (SZ) Warum ist es eigentlich möglich, dass wir so viele friedliche Geschichten über eine schlaflose Nacht in Schrobenhausen erzählen können? Einen wesentlichen Teil wird die Schrobenhausener Polizei dazu beitragen, mit ihren 24-Stunden-Tagen.

In der Polizeiinspektion sind Freunde und Helfer auch zwischen 2 und 3 Uhr anzutreffen. Wobei, wie sich herausstellt, sich die Schrobenhausener und die Polizei in den meisten Fällen durchaus gegenseitig ein bisschen Freund sind. "Die Schrobenhausener", sagt Polizist Stefan Schmatz, der in dieser Nacht die Computer- und Funkmonitore in der Polizeistation überwacht, "sind sehr sympathisch." Geradezu schwärmerisch fällt seine Lobrede auf den Schrobenhausener Bürger an sich aus. "Bevor ich beruflich hierher gekommen bin, habe ich Schrobenhausen nicht so gekannt. Ganz viele sehr nette, normale Leute sind da draußen, mit den meisten kann man einfach gut reden." Dass es ein paar Ausreißer ins Negative gibt, ein paar Wahnsinnige, sei natürlich auch klar, aber die gibt's halt überall. Und weil die meisten Schrobenhausener so brav sind, gibt es bei der Polizei durchaus auch mal ruhige Nachtschichten, in denen rein gar nichts passiert.

Aber wenn was ist, sind die Polizisten natürlich zur Stelle. "Dann pfeift es hier richtig ekelhaft", erklärt der Polizist und deutet auf die Bildschirme, "und hier wird alles rot." Für seinen Dienst ist er perfekt ausgerüstet. Da wäre zunächst einmal die Kaffeetasse - zwölf Stunden dauert die Nachtschicht. "Vespa-Servizio" steht in rot-blauer Schrift auf der Tasse. "Vor drei Jahren hab ich mal überlegt, mir eine Vespa zu kaufen", erklärt Schmatz. Für 300 Euro. Er hat es dann doch bei der Tasse belassen. Für einen Zehner. Um die Hüfte geschnallt trägt der Polizist den Rest seiner Ausrüstung: Handschellen, Pfefferspray, Pistole.

Ja, und was könnte denn etwa passieren, nachts, nach 2 Uhr in und um Schrobenhausen? Wildunfälle, zum Beispiel. Die gibt es leider oft. "Viele Jagdpächter haben praktisch kein Wild mehr, weil die Tiere alle vor Autos laufen", sagt Schmatz trocken, ohne eine Miene zu verziehen. Mit Tieren hat man als Polizist also immer wieder zu tun. Und mit viel Zwischenmenschlichem. "Oft werden wir angerufen, wenn Leute eigentlich einen Gesundheitsberater oder einen Paartherapeuten brauchen. Überall da, wo das Leben nicht mehr nach Schema F läuft", sagt der Polizist. Für ein gutes Wort ist dann schon mal Zeit, und ein Ohr leiht die Streife gern mal her - letztendlich kann die Polizei nicht bei allen Problemen weiterhelfen. Bei vielen aber schon.

Dank der Lage der Schrobenhausener Polizeiinspektion mitten in einem Wohngebiet müssen sich die Beamten hier mit weniger Kleinkram herumschlagen als zum Beispiel in Großstädten. "Da kann es schon passieren, dass einer nachts um zwei, wenn er grad an der Polizei vorbeiläuft, auf die Idee kommt, dass ihm ja vor drei Wochen was passiert ist", erzählt Schmatz. Hat er selbst schon erlebt.

Jetzt sitzt Stefan Schmatz auf seinem Drehstuhl. Die Eingänge der Schrobenhausener Polizei sind selbstverständlich videoüberwacht. Er hat alles im Blick. Und in diesem Augenblick ist gerade alles ruhig. Kann sich natürlich minütlich verändern. Eben fährt ein Polizeiauto vorbei. Nur eine Streife. Alles ruhig.

 

Zwölf Geschichten aus dem Schrobenhausener Raum, von 18 bis 6 Uhr - sozusagen erzählt im Stundentakt. Diesmal haben wir uns also eine Nacht vorgenommen, getreu dem Motto: "Schlaflos in Schrobenhausen".