Sandizell
Nur das Wetter spielte nicht mit

Beim Mittelalterfest auf Schloss Sandizell war einiges geboten – nur kein Sonnenschein

02.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

 

Sandizell (SZ) Es hätte alles so schön sein können: das herrliche Ambiente, ein ansprechendes Programm für Jung und Alt und natürlich jede Menge engagierter Leute, die alle an einem Strang ziehen, um etwas Großes wie das Sandizeller Mittelalterspektakel aufzuziehen. Nur das Wetter spielte nicht mit.

Es ist kalt. Und es gibt Regen. Viel Regen. Und der hält natürlich viele Besucher fern.

So gesehen gab es dann doch einen extrem realistischen Einblick in die oft auch unbarmherzige Zeit des Mittelalters, erinnerte dieses Wochenende in Sandizell doch stark an die mittelalterliche „kleine Eiszeit“, jene Epoche, deren Beginn durch intensive Sturmfluten gekennzeichnet und in der das Klima allgemein rauer war, als wir es heute – eigentlich – gewohnt sind.

Doch was tun, wenn es regnet? Man rückt enger zusammen – unter Zelten, in Nebenräumen, am Lagerfeuer, unter Schirmen, erzählt sich dabei Geschichten. Dass der Rocksaum zentimeterbreit mit Schlamm bedeckt ist, die Haare nass und zerzaust – was soll’s. Die, die da waren, ließen sich die gute Laune dennoch nicht vermiesen. Vor allem dank des guten Auftakts am Donnerstag waren es unterm Strich Tausende, die das ganze Wochenende über zum Mittelalterspektakel kamen, wie die freundlichen Herrschaften am Eingang bestätigen.

„Kann uns das bisschen Wasser aufhalten“, brüllt Vasilios von den Wittelsbacher Rittern zu Aichach, den Blick erbost gen Himmel gerichtet. Es gießt wie aus Kübeln. „Nein!“, antworten die Umstehenden trotzdem. Wer wird sich denn die Blöße geben, während tapfere Ritter bei strömendem Regen mit ihren Schwertern ums nackte Überleben oder zumindest um die Ehre kämpfen?

Und dann taucht plötzlich er auf: Jack Sperrholz. Der sieht nicht nur aus wie Jack Sparrows Alter Ego, so als hätte er eben mal kurz die Black Pearl im Sandizeller Schlossgewässer vor Anker gelegt – er benimmt sich auch so, strawanzt an den Menschen vorbei und plappert sie dabei in Grund und Boden. Und während die harten Kerle weitestgehend auf Regenschutz verzichten, tänzelt Jack Sperrholz mit rot-goldenem Schirmchen durch die Gegend – herrlich schrullig wie Jack Sparrow.

Am Freitag wurde das Mittelalterfest schon am frühen Abend dicht gemacht. Auch Samstag geht es nicht, wie geplant, bis Mitternacht. Entsprechend negativ fällt die Bilanz der Händler aus. Wo weniger Besucher sind, da ist eben auch der Umsatz geringer. Am Käsestand hat man sich zu helfen gewusst, hat Holz-Paletten auf den schlammigen Boden gelegt, um nicht komplett im Matsch zu versinken. Immer wieder wird auf den Wegen Kies aufgeschüttet. Die Veranstalter bemühen sich, „nur gegen dieses Wetter kann man einfach nichts machen“, sagt Händlerin Katharina Hentrich. Bianca Weber vom Ausschank im Schlosshof ist trotz allem gut drauf. „Ich mache heute mehr Umsatz mit Glühwein als mit Bier“, verkündet sie lachend.

Tapfer ziehen die Gruppen ihr Programm, teils leicht bekleidet, durch. Die Orientalische Tanzgruppe „Perla Orientica“ zum Beispiel. Oder Trollfaust. Die ziehen am Samstagabend noch mal einige Besucher an. „Direkt aus der Hölle“ spielen sie. Und genau so hört sich das auch an. Und benehmen tun sie sich auch entsprechend, rülpsen und brüllen von der Bühne: „Habt ihr kein Leben – warum seid ihr hier“ Und dennoch: Die Musik, die sie machen, klingt gut. Gewaltig, ungestüm, aber gut.

Nachdem nun das Thema „kleine Eiszeit des Mittelalters“ beim Sandizeller Spektakel endgültig abgehakt sein dürfte, wäre im nächsten Jahr endlich mal die „mittelalterliche Warmzeit“ dran – die scheint es immerhin auch gegeben zu haben. Veranstaltern, Händlern wie Besuchern wäre es zu wünschen.