Pobenhausen
Von Scherm-Rückzieher bis Kläranlage

Rund Hundert Interessierte nahmen an der Bürgerversammlung in Pobenhausen teil

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Reges Interesse herrschte bei der Bürgerversammlung in Pobenhausen. - Foto: Schittenhelm

Pobenhausen (SZ) 5074 Menschen leben in Karlskron; was die für die Kommunalwahl relevante Statistik betrifft (hier zählen nur Erstwohnsitze) liege die Zahl jedoch um rund 90 weniger, knapp unter der 5000er-Grenze - das und mehr berichtete Bürgermeister Stefan Kumpf in der ersten von drei Bürgerversammlungen im Ortsbereich Karlskron. Rund Hundert Bürger waren dazu nach Pobenhausen gekommen.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es mehr Geburten (58) und weniger Todesfälle (36) und weniger Schüler an der Mittelschule. Statt der bisherigen 302 sind es im laufenden Schuljahr nur noch 282, das bedeute eine Klasse weniger als bisher. Kindergarten und Kinderkrippe dagegen platzen mit 165 betreuten Kindern aus allen Nähten, sodass ein dritter Kindergarten in den kommenden Jahren unumgänglich sei, so Kumpf weiter.

Auch, dass der Gesamthaushalt in diesem Jahr um drei Millionen auf etwa 15 Millionen Euro (8,7 Millionen Verwaltungs- und 6,2 Millionen Euro Vermögenshaushalt) ansteigen wird, berichtete Kumpf. Grund seien die Investitionen, etwa für die Turnhalle, die um rund eine Million Euro teurer werde, als man dies in der Kostenschätzung angenommen hatte. 82 Prozent der Gewerke sind bereits vergeben. Diese machen eine Summe von rund 5,5 Millionen aus. Insgesamt geht Kumpf derzeit von Kosten für die Sporthalle mit Mensabereich und Pausenhof von 7,7 Millionen Euro aus.

Die Schuldenentwicklung der Gemeinde - ein großer Teil der Rücklagen wird heuer voraussichtlich aufgebraucht - erreicht einen Stand von 2,5 Millionen Euro, also 506 Euro pro Bürger. Für 2018 kalkuliere man nach wie vor mit etwa 3,6 Millionen Euro Einkommenssteuer und 1,8 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen sowie Kreisumlagen in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro, so Kumpf. Demnach verbleiben rund drei Millionen Euro, um die Kosten für die Gemeindeaufgaben abzudecken. Und die sind für aktuell 79 Mitarbeiter immens hoch. Für innovative Investitionen bleibe da wenig Spielraum. Der offenbare Rückzieher, was die Erweiterungspläne bei Scherm betreffe - einer der größten Steuerzahler im Ortsbereich - würde Karlskron in seiner Entwicklungs- und Planungssicherheit ziemlich treffen, sagte Kumpf. Ausgangspunkt für alle Erweiterungspläne sei aber immer Audi selbst, wo viele Bürger aus dem Ort arbeiten. Eines müsse man sich klar machen: Irgendwo werde die Fläche entstehen, auf der Autos, die ja produziert werden, abgestellt werden können. Die Fläche werde also versiegelt, solange sich hier nicht grundlegend etwas ändere, so Kumpf.

Neben Scherm war das Thema Kläranlage ein die Versammlung bestimmendes Thema. Hier werde der Gemeinderat die Weichen stellen, vielleicht sogar in Richtung Großkläranlage. Entschieden werde auch, ob man das gesamte Klärwesen in der Gemeinde zu einer Abrechnungseinheit zusammenfasse, so Kumpf. Dies würde zu mehr Kostengerechtigkeit im Ort führen. Ausgelöst wird die Eile durch auslaufende Wasserrechte der Teichkläranlagen in Pobenhausen (2018) und Adelshausen (2020) sowie bevorstehende Änderungen, was die Ausbringung des phosphorhaltigen Klärschlammes betrifft. Die Überlegungen gehen dahin, entweder den Süden des Gemeindebereiches in einer neu gebauten Kläranlage in Pobenhausen zusammenzufassen. Hier bedürfe es jedoch auch dreier Auffangbecken und der entsprechenden Pumpwerke. Alternativ könnte man die bestehende Anlage in Karlskron mit derzeit 4500 auf bis zu 8000 Einwohnerwerte ausbauen und alles dorthin pumpen. Dann wäre nur noch eine Anlage zu betreuen. Einige Bürger sprachen sich bei der Diskussion für eine Abrechnungseinheit aus, da dies mehr Fairness bringe.

Die Kriminalitätsstatistik für Karlskron zeigt bis 2017 leicht rückläufige Zahlen. 74 polizeiliche Meldungen gab es vergangenes Jahr, vor allem kleinere Delikte. Der Grund für eine Nachfrage bei der Polizei Schrobenhausen waren 20 Einbrüche in (kommunale) Einrichtungen in den vergangenen Monaten, wo teils mehr Schaden angerichtet wurde als Nutzen erzielt, sagte Kumpf.

Im Übrigen führte er noch die geplanten Bau- und Gewerbegebiete aus. Straßäcker mit seinen 580 000 Quadratmetern laufe. Sein Ziel sei es, bis Ende des Jahres erste Grundstücksverkäufe zu erreichen. Wie der Verkauf pro Einheimische erfolgen könne, müsse der Gemeinderat klären. Das barrierefreie Wohnen am Josephenburger Weiher mit 32 Wohnungen befinde sich derzeit in der zweiten Auslegung. Mitte Juni solle der Spatenstich erfolgen, im Mai und Juni der Vorverkauf für die Bürger Karlskrons. Ebenfalls in der zweiten Auslegung befinde sich das Gewerbegebiet Brautlach 2. Hier sei das Hauptproblem die Lösung der Verkehrs- und Wasserproblematik (Erreichbarkeit der Bundesstraße sowie Hauptkanal). Diese Flächen seien für die eigenen Unternehmen aber wichtig, damit sie sich entwickeln können, Gleiches gelte für die Baugebiete.

Das Thema Ortsumgehung hänge indirekt auch mit der Scherm-Erweiterung zusammen, so Kumpf. Die derzeitige Planung könne sich noch einige Zeit hinziehen, da hier sehr viele Faktoren (unter anderem eine mögliche vierte Donauquerung) eine Rolle spielen, erklärte der Bürgermeister.

Den Bürgern selbst brannte vor allem noch ein Thema auf den Nägeln: die Barrierefreiheit innerhalb der Ortsbereiche. Als Beispiel nannte man die Zugänglichkeit des Bürgerhauses mit seiner steilen Rampe. Eine Lösung könnte eine zweigeteilte Rampe sein.