Pfaffenhofen
Der alltägliche Wahnsinn

Spitze Feder, schwarzer Humor: Herbert Klee stellte in Pfaffenhofen sein neues Buch vor

24.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Neben seiner großen Ausstellung in der Kulturhalle hatte Herbert Klee zur Vorstellung seines neuen Buchs geladen. In unnachahmlicher Weise versammelt das Werk 22 kleine Geschichten, Illustrationen und Karikaturen zum Thema der Entscheidungsfindung. Grotesk, satirisch, mit schwarzem Humor, alle Facetten der Karikatur sind im kleinen Band vertreten. - Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (SZ) Sein neues Buch mit dem Titel: "Wann dann, wenn nicht jetzt" hat Herbert Klee am Sonntagnachmittag inmitten seiner Ausstellung in der Kulturhalle vorgestellt. Darin erzählt er 22 kleine Geschichten, die mit seinen wunderbar treffenden Zeichnungen illustriert werden.

Es geht um den alltäglichen Druck, die vermeintliche oder auch reelle Kränkung durch die eigene Umwelt, die Menschen dazu bringt, Dinge zu tun, die man normalerweise nicht tun würde. Aber aus der Situation heraus ergibt sich scheinbar keine andere Handlungsoption. "Es ist nicht zu ignorieren und verschieben ist zwecklos." Dann bricht es aus den Protagonisten heraus und die Dinge nehmen ihren manchmal unheilvollen Lauf.

So erzählt Herbert Klee unter anderen die Geschichte von der wachsenden Eifersucht eines Ehemannes, der in jeder Handlung seiner Frau eine Vorbereitung zum Ehebruch vermutet und ihr heimlich hinterher schleicht. Diese Geschichte wird parallel in Bildern erzählt, mit treffendem Strich und schwarzem Humor bekommt der Betrachter das Kopfkino dazu geliefert.

Aber nicht nur Menschen, auch Tiere und Gegenstände bekommen ein Eigenleben, das auf die Unbill des Alltags reagiert: Das alte Standbild des großen Kurfürsten, welcher aufrecht auf seinem Sockel steht, mit dem Schwert in der Hand und sich nun schon so lange über die Wildbiesler ärgert. Dieser statuiert just an seinem 250. Geburtstag ein Exempel an einem der Sockelbeschmutzer und von Stund an reckt er nur noch die schwertlose Faust in den Himmel, aber das Biesel-Problem ist nachhaltig gelöst.

Nicht weniger rabiat wehrt sich ein frisch renovierter Steinway-Flügel gegen einen Klaviervirtuosen, der allzu rücksichtslos in die Tasten haut. Hier schmückt die dazugehörige Karikatur die Geschichte recht drastisch aus, denn die ansonsten in schwarz-weiß gehaltenen Bilder erhalten hier eine blutrote Ergänzung.

Herbert Klee gelingt es mit seinen Geschichten mit wenigen Worten die Situationen zu schildern, die bestimmte Handlungen beinahe zwangsläufig erscheinen lassen.

Mit seiner genauen Beobachtungsgabe und einer kräftigen Brise schwarzen Humors erzählt er skurrile Geschichten, die durch seine wunderbaren Zeichnungen eine ganz besondere Einheit bilden. Für die Freunde des alltäglichen Wahnsinns ist dieses Buch eine kleine Schatzkiste, die mit skurrilen Geschichten und tollen Zeichnungen aufwartet.