Malzhausen
"Ich mag es ungeschminkt"

MEIN LIEBLINGSSTÜCK: Anton Neff besitzt mit seinem IFA eine echte Seltenheit

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Einen solchen Motorraum sehen Besitzer neuerer Autos nicht oft: Für Anton Neff - ein Liebhaber alter Technik - ist es ein gewohnter Anblick (r.). Etwa 20 Pferdestärken leistet der Zwei-Zylinder-Motor mit 0,7 Litern Hubraum seines IFA. Nicht viel. Doch auf solche Werte kommt es Neff nicht an. Wichtiger ist ihm der Originalzustand - Fotos: Tamm

Malzhausen (SZ) Dass ein Auto mit Sammlerwert nicht nur auf Hochglanz poliert Begehrlichkeiten wecken kann, zeigt ein Beispiel aus dem Langenmosener Gemeindeteil Malzhausen. Dort steht ein automobiler Schatz, der mit ganz natürlichem Charme aufwarten kann – der IFA von Anton Neff.

Der Langenmosener Gemeinderat Anton Neff ist nicht gerade ein klassischer Autonarr. Sein Herz gehört eigentlich wesentlich größeren Geräten, nutzwertigen Maschinen. Auf zwei Stockwerken reiht sich in seiner geräumigen Garage, die eher einer Werkstatt gleicht, ein historischer Traktor an den nächsten. 18 sind es an der Zahl. Es finden sich rare Fabrikate wie ein Güldner von 1941 oder ein Ritscher, der aufgrund seiner Hamburger Herkunft durchaus selten ist in Süddeutschland. Es riecht nach Schmierfetten, nach Lösungsmittel, nach Handarbeit. Ein kleines Radio beschallt angestrengt die Szenerie mit lockerer Musik. Und mitten in diesem Schrauberparadies steht ein alter IFA.

Die Marke kannte Anton Neff zunächst nicht. „Ich wusste nur, dass es Fahrzeuge aus der DDR sind“, sagt er. Auf der Suche nach einem IFA sei er nicht gewesen, spricht von einem Zufallskauf. Das Auto erstand er schließlich vor einigen Jahren – genau kann er den Kauf nicht mehr datieren – von einem Landwirt aus der Nähe. Der habe ihn angesprochen, ob er mal etwas anderes haben wolle als immer nur Traktoren. Neff ließ sich auf den Handel ein und holte sein neues Schätzchen ab. „Es ist nicht sonderlich gut gelaufen, aber man konnte fahren“, erinnert er sich an diesen Tag. Abenteuerlich sei die erste Fahrt gewesen. „Als ich endlich auf meinem Hof angekommen war, hatte der erste Reifen schon keine Luft mehr.

Er mag an seinem IFA vor allem die Selbstmördertüren. Die seien schließlich nicht alltäglich. Fasziniert ist er geradezu von der Holzkonstruktion, die das Auto trägt, sowie vom Dach, das mit einer Art Vinyl überzogen ist. „Und mir gefällt das Urige – die geschwungenen Kotflügel und die Froschaugen“, so Neff voller Begeisterung.

Für Freunde eines gründlich polierten Lackes sieht Neffs IFA auf den ersten Blick nicht wie ein Liebhaberauto aus. Doch das ist ein Trugschluss. Neff belässt den Wagen – im Übrigen genau wie seine Traktoren – im Originalzustand. Das Prädikat „ungepflegt“ lässt er daher zurecht nicht gelten. Anton Neff mag es eben ehrlich, geradlinig und fleißig.

Genau so hat auch er sein Leben verbracht, hatte eine eigene Firma. Neff möchte, dass man seinem Auto immer ansieht, wie alt es ist. „Das Gleiche gilt auch für Menschen – ich mag es nicht gespachtelt und unnötig geschminkt“, sagt er nicht ohne ein kleines Schmunzeln. Der IFA ist technisch gepflegt und vollkommen in Schuss. Von außen dürfe man dem Wagen sein Alter ruhig ansehen. Auch sonst ist Neff ein Mann mit Idealen und voller Engagement. Der heute 67-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren mit voller Kraft im Langenmosener Gemeinderat aktiv. „Aber diese Periode wird wohl meine letzte sein“, sagt er. Er habe immer für seine Überzeugungen eingestanden. „Den Mund habe ich nie gehalten“, sagt er mit kräftiger Stimme. Mit Argumenten könne man ihn aber überzeugen – manchmal.

Zum Einsatz für die Gemeinde kommen aber noch weitere Leidenschaften. So füllt Neff seit vielen Jahren das Amt des Hornissen-Spezialisten im Landkreis Neubug-Schrobenhausen aus. Zusätzlich betreibt er ein kleines Stück Wald. Seinen Ruhestand genießt er. „Aber Beschäftigung muss einfach sein.“