Langenmosen
Robert Reisinger bei Langenmosener Löwen

Der Präsident des TSV 1860 stattete dem Fanclub einen Besuch ab

18.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

Robert Reisinger besuchte die Löwen in Langenmosen. - Foto: Vogt

Langenmosen (SZ) Ein bisschen mussten sich die Löwenfans in Langenmosen schon gedulden, ehe Robert Reisinger endlich eingetroffen war. Eine Sitzung in München, Stau auf der A9, den der 53-Jährige mit wichtigen Telefonaten füllte. So ein Präsident ist eben ständig im Stress. Erst recht, wenn es sich um den Präsidenten des TSV 1860 München e.V. handelt.

Noch dazu in diesen Tagen. Eskortiert von Fanclub-Vorsitzenden Theo Baierl und Spielerberater Michael Koppold lief Reisinger schließlich in den Saal des Gasthofs Zu Müllers in Winkelhausen ein und sprach nach einer üppigen Mahlzeit vor rund 60 versammelten Fans Klartext.
 
Transparent erzählte er noch einmal die Geschehnisse der vergangenen Wochen und Monate nach dem Zweitligaabstieg, der schließlich auch zum "schwarzen Freitag" an der Grünwalder Straße geführt hatte. Also zu jenem Tag, an dem Hasan Ismaik die Zahlung für die Drittligalizenz verweigerte und die Löwen plötzlich nicht mehr zweit-, sondern viertklassig waren. Es waren auch jene Tage, in denen Reisinger - nach dem Rücktritt von Peter Cassalette - zum Präsidenten des e.V. ernannt wurde. Die Themen, um die es sich auch in Langenmosen drehte, waren allerdings solche, die die ausgegliederte KGaA betreffen, in der sich die Lizenzspielerabteilung der Münchner Löwen seit 2002 befindet.

Dass es nicht immer leicht sei, mit dem Verhandlungspartner Hasan Ismaik zu kooperieren, machte Reisinger ebenso deutlich wie das Bekenntnis zur 50+1-Regel im deutschen Fußball. "Auf Basis von 50+1 und unserer getroffenen Vereinbarungen versuchen wir die Dinge gemeinsam auf den Weg zu bringen", so Reisinger, der aber auch klar machte, sich nicht erpressen lassen zu wollen. Auch andere Sponsoren sind vor diesem Hintergrund in Zukunft ein Thema bei den Löwen. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der Münchner Milliardär Gerhard Mey daran interessiert ist, Ismaiks Anteile an der KGaA zu kaufen.

Im Dialog mit den Fans klärte Reisinger, der dem Verein seit 1974 in verschiedenen Positionen verbunden ist, aber auch ganz alltägliche Dinge: Weshalb die Dauerkarten in dieser Saison trotz des Abstiegs derart teuer geblieben sind, fragte einer. "Ich gebe zu, der Preis ist knackig. Aber man kann es vielleicht als Beitrag jedes Einzelnen zum Neuaufbau sehen", so Reisinger. Damit konnten die Fans zumindest leben.

Reisinger kam an in Langenmosen. Weil er nicht wie viele seiner Vorgänger große Worte wählte und noch größere Ankündigungen machte, sondern vor allem ehrlich und offen redete. Aus diesem Grund gab es auch viel Negatives zu hören. "Das Positive sind dagegen Daniel Bierofka, die Mannschaft und natürlich die Fans", so der Präsident. 1200 Neuanmeldungen hätte es seit dem Absturz gegeben, dagegen nur 200 Vereinsaustritte. "Die Solidarität unter den Fans und auch den Sponsoren ist bemerkenswert", so der 53-Jährige. Es sei jetzt auch eine Chance, "wieder bodenständiger und regional verwurzelter zu denken."

"Das Beste, was ich von einem 1860-Präsidenten seit Langem gehört habe", resümierte der Fanclub-Vorsitzende Theo Baierl nach über zwei Stunden Diskussion. Am kommenden Sonntag findet im Münchner Zenith die Mitgliederversammlung statt, bei der Reisinger als Präsident bestätigt werden möchte. Die Stimmen der Langenmosener, die auch 1860-Mitglied sind, sind ihm wohl sicher.