Kleinhohenried
Ausstellung rund um die Kartoffel

Eduard Paminger, Bürgermeister von St. Ägidi, als Gastredner – Startschuss für Leader-Projekt

28.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Der siebenjährige Sebastian Seemeier erklärte Kartoffelkönigin Kathrin I., Rosenkönigin Veronika I. und Maikönigin Heike I. eine alte Kartoffelsortiermaschine. Fritz Koch, Leiter des Freilichtmuseums, stellte Festredner Eduard Paminger (Foto r., l.) vor - Fotos: Hammerl

Kleinhohenried (SZ) Die Ausstellung selbst kam fast ein wenig zu kurz. Festakt und Kartoffelsuppe liefen ihr klar den Rang ab. Am Sonntag wurde im Haus im Moos die Kartoffelausstellung eröffnet, die den Startschuss für das Leader-Projekt „Unser Kartoffel Land Neuburg-Schrobenhausen“ markiert.

Festredner Eduard Paminger, Bürgermeister von St. Ägidi in Österreich und mittlerweile Austragsbauer, berichtete vom Erfolg der Kartoffel aus dem Sauwald. Sie als Marke zu installieren, ist fünf Kartoffelbauern gelungen, obwohl Fachleute ihnen prophezeit hatten, das sei nicht zu schaffen. Es waren durchaus Parallelen zum Donaumoos erkennbar. Wie das Moos, dessen Geschichte Fritz Kothmayr als Vertreter des Kulturhistorischen Vereins geschildert hatte, so war auch der Sauwald eine eher benachteiligte Gegend gewesen. Die Wäldler galten als rückständig, keiner habe sich getraut, sich zum Sauwald zu bekennen. Tradition hatte hier – wie im Moos auch – die Kartoffelvermehrung, in der Blütezeit gab es 200 Betriebe dort, doch bereits in den 80er Jahren begann mit dem Siegeszug des Maises der Niedergang der Erdäpfel. Bis die Kartoffelbauern beschlossen, eine Erzeugergemeinschaft zu gründen und ihr Produkt professionell zu vermarkten. Die Anfänge seien schwer gewesen. „Der Glaube unserer Berufskollegen an das Projekt war sehr bescheiden“, berichtete Paminger, „fünf Berater und vier Bauern waren anwesend“.

Vor 25 Jahren wurde die Sauwald Erdäpfel KG von fünf mutigen Kartoffelerzeugern gegründet, die bald darauf Messen besuchten, ihrem Produkt ein Logo verpassten und mit Gastronomie und Konsumentenschützern zusammenarbeiten, Projekte an Schulen laufen haben und mit der ökologisch gesunden Gegend werben. Mittlerweile beliefern sie große, auf regionale und Premiumprodukte spezialisierte Supermarktketten, haben längst Wien mit den Sauwaldäpfeln erobert und ihre Vermarktungspartner hätten erkannt, dass auch ein Produkt für eine Supermarktkette werben kann, wenn es eine Marke ist. „Motivation ist Treibstoff für den Erfolg“, schloss der Festredner seinen Vortrag, „und wer Erfolg haben will, der braucht Unterstützer – vom Schulkind bis zum Konsumentenschützer“.

Drei Dinge entnahm Landrat Roland Weigert für sich dem Vortrag: Ideen sprängen weiter von Ort zu Ort, auch scheinbar ausgetretene Wege führten zu neuen Zielen und böten „Riesenchancen für Landwirtschaft und Ökologie“. Im Moos sei dringend eine Flurbereinigung erforderlich, sonst müsste die nächste Generation das ausbaden, ergänzte Weigert und unternahm noch einen kurzen Exkurs zu Birkhuhn und Flüchtlingsströmen. Hubert Linseisen von der Leaderkoordinationsstelle Oberbayern Nord im AELF Ingolstadt sah im Kartoffelprojekt gemeinsam mit dem Bienenprojekt einen sich schließenden Kreis.

Gleich drei gekrönte Häupter waren zur Ausstellungseröffnung gekommen. Kartoffelkönigin Kathrin I. versuchte, die bereits um 15 Minuten überzogene Zeit wieder wettzumachen, betonte, ihre liebsten Termine seien die, bei der ihr Produkt im Mittelpunkt stehe, gab aber auch zu bedenken, dass Produkte, die wie die Kartoffel stets verfügbar seien, Gefahr liefen, für selbstverständlich gehalten und somit geringer geschätzt zu werden. Da Regionalität zunehmend gefragt sei, sieht sie neue Chancen für die Kartoffel, ganz besonders im Anbaugebiet, das das zweitgrößte Deutschlands und das größte zusammenhängende Anbaugebiet Süddeutschlands sei.

Gemeinsam mit Rosenkönigin Veronika I. und Maikönigin Heike I. sah sie sich anschließend in der Ausstellung um, die bis einschließlich Sonntag, 20. September, zu sehen ist. Von Sebastian Seemeier ließen sich die Königinnen die alte Kartoffelsortiermaschine erklären. Fachmännisch drehte der Siebenjährige am Rad, zeigte den jungen Damen, wie die Maschine rüttelt, wo die kleinen Kartoffeln durchs Sieb fallen und ließ sie wissen, dass er mittlerweile zu Hause „eine grüne Sortiermaschine, die mit Strom geht“ habe.