Hohenwart
Mit dem Tandem durch Deutschland

Bei der diesjährigen Mut-Tour legten die Teilnehmer einen Zwischenstopp in Hohenwart ein

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Ein Lachen als Maske: Maria (2.v.l.) hält einen Smiley vor ihr Gesicht. Damit will sie zeigen, dass depressive Menschen ihre Krankheit oftmals hinter einem lächelnden Gesicht verstecken. - Foto: Ruppert

Hohenwart (SZ) Gute 7000 Kilometer quer durch Deutschland - auf Tandems. Schon zum dritten Mal findet die Mut-Tour statt, bei der Menschen mit Depressionen durch ganz Deutschland radeln. Die Natur und der Kontakt zu anderen Menschen stehen hier im Vordergrund.

Jetzt machte die Mut-Tour Stopp in Hohenwart.

"Viele denken: Depressive kriegen nie was auf die Kette", sagt Joseph, der schon zum zweiten Mal bei der Radtour dabei ist. Doch dass genau dieses Vorurteil nicht stimmt, beweisen die Teilnehmer auf ihrer Fahrt durch ganz Deutschland eindrucksvoll. Zwei Teams, bestehend aus jeweils sechs Personen, sind nun getrennt voneinander unterwegs.

Für Josephs Gruppe ging es vor knapp fünf Wochen in Köln los. Danach führte die Route über Landau in der Pfalz bis nach Kempten und Ingolstadt. Die Teilnehmer kommen aus allen Teilen Deutschlands. Letzter Halt sei Regensburg mit dem Mood-Festival, das unter anderem vom Bündnis gegen Depressionen organisiert wird. Damit ist die Fahrt allerdings noch nicht vorbei. Gegen Ende August werden die Radfahrteams in der Region um Bremen noch einmal für eine Woche unterwegs sein - mit dabei ein Team auf Eseln und eines mit Kayaks. Am 3. September kommen die insgesamt vier Teams gleichzeitig in Bremen an. "Mit den Tandems, den Trikots und vor allem mit Eseln oder Kayaks fällt man natürlich auf", sagt Joseph. Und genau das sei ihr Ziel. "Depressionen sind vorurteilsbelastet, man spricht in der Öffentlichkeit einfach nicht darüber", erklärt Maria. Auch sie ist bereits zum zweiten Mal dabei. Die Natur, das Übernachten in Wald und Wiese und der Kontakt zu anderen Menschen - all das tue ihnen gut.

Mit der Mut-Tour wolle man so viele Menschen erreichen wie möglich. Denn das Krankheitsbild einer Depression nehmen Betroffene und Angehörige oft nicht ernst. "Viele denken, dass man einfach faul und untüchtig ist, aber nicht, dass eine Depression die Ursache sein könnte", weiß Joseph. "Es ist eine schwere Krankheit und keine Charakterschwäche." Manche hätten nur einmal in ihrem Leben eine Depression, einige manchmal und andere dauernd. "Auch wenn man das Gefühl hat, es geht nicht mehr - es ist behandelbar. Man muss es rechtzeitig erkennen und lernen damit umzugehen", betont Maria. Die deutsche Depressionsliga sei da ein Ansprechpartner, der bundesweit handelt.