Gerolsbach
Der volksnahe Superstar

Bastian Schweinsteiger lässt bei seinem Besuch in Gerolsbach keine Fanwünsche unerfüllt

19.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:11 Uhr
Ein Star zu Anfassen: Kein Autogrammwunsch blieb gestern unerfüllt - wobei Bastian Schweinsteiger auch immer wieder das Gespräch mit den Fans suchte. −Foto: Kaufmann

Gerolsbach (SZ) Er kam gestern Nachmittag tatsächlich: Bastian Schweinsteiger – mehrfacher Deutscher Meister, 100-facher A-Nationalspieler, Weltstar, Liebling der Massen. Nein, so etwas hatte der Fanklub Bayerntreue Gerolsbach zuvor noch nicht erlebt! Und dabei wird dieser heuer bereits 20 Jahre alt.

Es ist neblig an diesem Sonntag, unangenehm kalt. Prompt friert’s auch Martin Buchberger. Aber es hilft ja nichts: Der Bayerntreue-Manager muss die Stellung halten, darf seinen Platz unmittelbar vor dem Vereinslokal Buchberger-Kettner nicht verlassen. Er hat schließlich die Liste mit den Namen all derer, die eine Einlasskarte erhalten. Exakt 275 sind’s – nur Mitglieder, deren Angehörige sowie ein paar Gäste von befreundenden Fanklubs. Lediglich sie dürfen an Buchberger sowie kurz danach an zwei humorlos dreinschauenden Sicherheitsbeamten vorbei. Mehr nicht, weil in den Saal im ersten Stock einfach nicht mehr Personen reinpassen.

Egal, echten Schweinsteiger-Anhängern ist das egal. Sie kommen trotzdem – alles nur, um zumindest einen kurzen Blick auf ihr Idol erhaschen zu dürfen. Also säumt sich die Gerolsbacher Hauptstraße immer mehr mit Schaulustigen, die Feuerwehr schaut fleißig nach dem Rechten, die Blaskapelle „Mittendrin“ baut die Instrumente auf. Es ist kurz nach 14 Uhr. Nur noch der Basti fehlt.

Hans Pröbstl, der Bayerntreue-Vereinsboss, steht inzwischen ebenfalls vor der Tür – zünftig in Lederhosen, wie übrigens auch Buchberger und die anderen Vorstandskollegen. Nein, nervös sei er nicht – sagt er zumindest. Bis sein Handy klingelt. Unterdrückte Nummer. Der Basti.

Und ausgerechnet jetzt spielt die Musik auf. Wunderschön. Aber auch schön laut. Pröbstl rennt die Treppe rauf, rennt die Treppe runter, sein Mobiltelefon am Ohr – um dem Fanvolk dann erleichtert zu verkünden: „Er ist schon in Pfaffenhofen, wird in rund zehn Minuten bei uns sein.“ Gott sei Dank. Der „Fußballgott“ naht.

Und siehe da, Schweinsteiger ist tatsächlich kurz danach da – exakt um 14.19 Uhr betritt er Gerolsbacher Boden. Mit sympathischem Zahnpastawerbungslächeln, super gelaunt. Irgendwelche Starallüren? Berührungsängste mit den wartenden Fans? Absolute Fehlanzeige! Der 29-Jährige ist einfach nur gut drauf, gibt sich locker und volksnah. Im Hintergrund spielt die Musik auf, vorne wird heftig um Autogramme gerungen. Schweinsteiger grinst dabei, bleibt geduldig. Er kennt solche Situationen, er ist Profi.

Aber weiter im Programm. Beziehungsweise nach oben, in den Saal – wo die exakt 275 Glücklichen warten, die Buchberger zuvor vorbeigelassen hatte. Dort dröhnt nun „Stern des Südens“ aus den Lautsprechern – die Vereinshymne des FC Bayern. Und schon klatschen sie hier alle, erheben sich, können’s kaum fassen: Der gut gekleidete, gut gelaunte Mann, der da auf der Bühne steht – es ist ihr Basti.

„Jetz’ is’ er da“, sagt Pröbstl stolz. Fotoapparate klicken, Bürgermeister Martin Seitz lässt Schweinsteiger etwas ins Goldene Buch der Gemeinde schreiben – und irgendwie sind sie hier nun alle überglücklich.

Nur, was macht man mit einem Fußball-Weltstar mitten in Gerolsbach? Ganz klar, man stellt ihm Fragen – um die eigene Neugier zu befriedigen. Also Bastian, wie ist das denn mit Alkohol und Nikotin? „Direkt vor einem Match ist das wohl nicht so gut“, so der 29-Jährige: „Allerdings habe ich auch schon Spieler erlebt, die während der Halbzeitpause eine Zigarette rauchten.“

Der Saal lacht, Schweinsteiger lacht, alle lachen. Von wegen Pflichtveranstaltung für den Superstar von der Säbener Straße. Bereitwillig gibt er Auskunft – über Schafkopfgewohnheiten beim FCB, über die große Musikalität seiner brasilianischen Mitspieler, über die deutschen Chancen bei der WM 2016, über seinen aktuellen Fitnessstand – und so weiter, und so weiter. Hierbei langweilige Floskeln sowie Antworten, die wie auswendig gelernt wirken? Fehlanzeige! Der 29-Jährige versucht immer wieder, spaßige Elemente in seine Aussagen zu verpacken – und prompt kommt er dadurch ausgesprochen volksnah rüber. Anders ausgedrückt: Das Fanvolk ist begeistert von seinem Basti.

Warum er beim FC Bayern die Rückennummer 31 hat – und in der Nationalelf die 7? „Ich kann beide Male nichts dafür. Die Trikots lagen damals in der Kabine, ich zog sie an – und seitdem ist es halt so“, verrät Deutschlands Fußballer des Jahres 2013 lachend.

Zugegeben: Die Fragen, die er von den Gerolsbachern gestellt bekommt, sind zuvor ein bisschen gefiltert worden – allerdings nicht von ihm selbst, sondern vom Bayerntreue-Vorstand. Es geht nicht anders, denn die Schweinsteiger-Veranstaltung soll noch aus etwas anderem bestehen: dem Erfüllen von Autogramm- und Fotowünschen durch den Profi.

Und es sind extrem viele Wünsche, die er zu erfüllen hat. Definitiv jeder im Saal will etwas vom Basti – ein Erinnerungsbildchen per Handy oder gewöhnlicher Kamera, einen Schriftzug auf ein Kleidungs- beziehungsweise Papierstück. Die Bayerntreue-Verantwortlichen hatten zuvor tolle Pläne entwickelt, um dem Ganzen einigermaßen Herr zu werden – aber in der Realität erweisen die sich nun doch als unbrauchbar. Was soll’s? Schweinsteiger nimmt’s mit einem Lächeln. Beziehungsweise mit zwei, drei, sogar ganz vielen.

Der Superstar denkt gar nicht daran, genervt zu wirken auf Grund des Andrangs. Jeder einzelne Fotowunsch, jede einzelne Bitte nach einer Unterschrift wird stattdessen erfüllt – freundlich, volksnah. Knapp eineinhalb Stunden geht das so. Und die Blasmusik „Mittendrin“ spielt dabei zünftig auf.

Um 16.10 Uhr darf Schwein-steiger die Stifte endlich zur Seite legen. Ja, sogar ein Stückchen Kuchen geht jetzt für ihn – bevor er als Glücksfee gefordert ist. Der Gerolsbacher Fanklub hat es sich nämlich nicht nehmen lassen, im Laufe des Nachmittags Lose zu verkaufen – für wohltätige Zwecke, zu Gunsten der Dominik-Brunner-Stiftung und von „Herzenswünsche e. V.“.

Kaum ist das erledigt. bekommt der Superstar als Erinnerungsgeschenke einen Schal sowie ein T-Shirt überreicht. Natürlich darf auch die Ernennung zum Ehrenmitglied von Bayerntreue Gerolsbach nicht fehlen – inklusive dazugehöriger Urkunde. Sowie eines Wimpels, handgenäht von Maria Wallenäffer, der Mutter von Schriftführer Erhard – wofür die rüstige Dame prompt einen Schmatzer vom Bastian auf die Wange gedrückt bekommt.

Was der Profi anschließend mit der Gerolsbacher Blütenkönigin Lena Solich macht? Der bereits erwähnte Wimpel verdeckt es. Übrigens: Schwein-steiger ist ohne seine Sarah erschienen. Vielleicht besser so in diesem Moment.

Danach noch ein Bildchen mit der Blaskapelle, eines mit den Bedienungen und dem Wirt – und dann ist der Liebling der Massen wieder weg. Nach über zwei Stunden in Gerolsbach, nach jeder Menge Werbung in eigener Sache. Schweinsteigers letzte Worte vor der Rückfahrt nach München: „Ihr seid nette Leute hier, macht weiter so.“ Gleiches gilt für ihn.