Gröbern
Frisch gesegnet ab zur Ausfahrt

In Gröbern steigt am 19. Mai eine Motorradweihe - zugunsten eines 25-Jährigen, der im Rollstuhl sitzt

23.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
Ziehen gemeinsam an einem Strang, um eine Motorradweihe auf die Beine zu stellen: Alfred Schrätzenstaller, Beate Weichenrieder, Roland Hofberger, Bärbel Rössler und Litti (vorne, v.l.) sowie Sigi Wagner, Jennifer Schrätzenstaller, Erich Wörle und Sabine Gärtner (mittlere Reihe, v.l.) und Andi Holzmann, Franziska Weber, Pascal Hofberger, Dennis Maas (hinten, v.l.) −Foto: Weichenrieder

Gröbern (SZ) Man müsse gar nicht so weit schauen, findet Beate Weichenrieder. Bewegende Schicksale, die gebe es auch im näheren Umfeld. Deshalb stellen sie und ihr Lebensgefährte am 19. Mai in Gröbern eine Motorradweihe auf die Beine ? zugunsten eines 25-Jährigen, der auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Eigentlich sei es ihr Lebensgefährte Roland Hofberger gewesen, dem die Idee seit langer Zeit im Kopf herumspukte. Die Idee nämlich, Menschen, denen es nicht so gut geht, unter die Arme zu greifen. Deshalb haben sich die beiden im vergangenen Jahr dazu entschlossen, eine Motorradweihe mit Spendenaktion zu organisieren. Erst mal nur, um zu sehen, ob so etwas überhaupt angenommen wird. Und das wurde es. An die 100 Leute waren da, zirka 60 davon mit dem Motorrad - und das, obwohl im Vorfeld kaum für die Veranstaltung geworben worden war.

Das soll heuer anders laufen. Der Erfolg vom Vorjahr spornte die beiden an, das Ganze größer aufzuziehen. Los geht es am 19. Mai auf dem Hof von Alfred Schrätzenstaller jun. in Gröbern bei Waidhofen, und zwar mit einem Würstlfrühstück um 10 Uhr. Im Anschluss nimmt Pfarrer Johann Menzinger die Motorradweihe vor, bevor es dann direkt zur Ausfahrt geht. Mit Kaffee und Kuchen klingt der Tag schließlich aus.

Das alles wird auf Spendenbasis aufgezogen. "Wir verlangen nichts für Essen und Getränke, es ist alles kostenlos", erzählt Beate Weichenrieder. Schließlich habe das auch im vorigen Jahr prima funktioniert. Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele an einem Strang zogen, etwa nur einen Teil der Kosten verlangt haben; der Metzger habe sogar die Weißwürste spendiert, "das war wirklich toll", freut sich Weichenrieder. Genug Geld sei dabei zusammengekommen, um ihrem damals achtjährigen Neffen Michael, der an spinaler Muskelatrophie leidet, einen speziellen Laptop mit entsprechender Schulsoftware zu finanzieren. Ohnehin sei das Ganze für Michael eine aufregende Geschichte gewesen. "Er hat sich gefreut wie ein Schnitzel", erinnert sich Weichenrieder. Auch, weil er selber an der Ausfahrt teilnehmen durfte.

Das hat auch der junge Mann vor, dem der Erlös der diesjährigen Motorradweihe zugutekommt. Nach mehreren Schlaganfällen sitzt der 25-jährige Pfaffenhofener im Rollstuhl. Ebenso wie sein Vater, den die Multiple Sklerose an den Rollstuhl fesselt. "Die Familie ist wirklich gebeutelt", sagt Weichenrieder.

Womit sich Menschen wie sie zusätzlich zu ihren Erkrankungen herumschlagen müssen, das weiß Beate Weichenrieder nur allzu gut. "Ich bekomme über meinen Bruder mit, was alles schief läuft." Bei Krankenkasse und sonstigen Kostenträgern an dringend Benötigtes zu gelangen ? "das sind wirklich Kämpfe", weiß die Pfaffenhofenerin. Was sie mit am meisten ärgert: "Es geht immer ums Geld."

Das ist irgendwo auch bei der Motorradweihe der Fall ? hofft man schließlich auf möglichst spendierfreudige Teilnehmer ?, aber ums Finanzielle geht es nicht ausschließlich. "Uns ist auch wichtig, dass wir einen schönen Tag haben", sagt Weichenrieder. So wie es im vorigen Jahr der Fall war.

Angesprochen dürfen sich übrigens alle fühlen, auch wer mit dem kleinsten Mofa um die Ecke kommt, versichert Beate Weichenrieder. "Zweiradfahrer ist für mich immer Zweiradfahrer." Will heißen: die, die flotter unterwegs sind, genauso wie die gemächlicheren Fahrer.

Eine Anmeldung braucht es für die Motorradweihe übrigens nicht. Der Hof von Alfred Schrätzenstaller jun. in Gröbern, auf dem das Ganze über die Bühne geht, wird ausgeschildert. Worauf nun freilich alle hoffen: dass das Wetter mitspielt, denn einen Ersatztermin gibt es nicht.

Ute De Pascale