Schrobenhausen
Die innere Stimme sagt Ja zu Schrobenhausen

Georg Leonhard Bühler trat im Pfarrsaal zum Antrittsbesuch vor die Gläubigen

19.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Sehr sympathisch, so der erste Eindruck, den viele der Gläubigen von Georg Leonhard Bühler (o.) haben. Neben Infos zur neuen PG gab es auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen (u.). −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Das Interesse ist groß, der Pfarrsaal St. Jakob an diesem Mittwochabend gesteckt voll: Pfarrer Georg Leonhard Bühler, der ab September die neue Pfarreiengemeinschaft (PG) Schrobenhausen betreuen wird, stellte sich den Gläubigen vor. Und es gab auch einen Einblick, was der Wechsel bedeutet.

Genau am Eingang hat sich Georg Leonhard Bühler positioniert. Kräftiger Händedruck. Stets ein Lächeln im Gesicht. Sympathisch wirkt der 50-Jährige. Recht viel besser könnte das erste Sich-gegenseitig-Beschnuppern an diesem Abend kaum laufen. Dass das Ganze an einem der ersten lauen Vorsommerabende jenes Jahres, in dem der große Wechsel hin zur neuen PG über die Bühne geht, stattfindet ? vielleicht ein gar nicht so schlechtes Omen. Dekan Werner Dippel jedenfalls ist um eine lockere Atmosphäre bemüht: "Gestritten habt ihr aber nicht?", wendet er sich, als alle im Saal Platz genommen haben, an Bühler, der ziemlich weit von seiner "Hausfrau", so die offizielle Bezeichnung von Silke Schönefeldt, die ebenfalls mit nach Schrobenhausen ziehen wird, Platz genommen hat. Aber nein, wiegeln die beiden ab. "Wir haben im Dekanat schon mehrere Pfarreiengemeinschaften, die im Zuge der Raumplanung zusammengefasst sind", versichert Dippel dann, "sie arbeiten, planen, leben, feiern und glauben zusammen. Und so, denke ich, wirds auch hier sein."

"I hoff, ihr verstandet mi, wenn i au moi was auf Schwäbisch schwätz", wendet sich schließlich Bühler an seine Gäste. Er sei nun mal "a waschechter Schwab". Einem Anruf des Generalvikars Mitte Januar habe er es zu verdanken, dass er hier heute stehe, erzählt Bühler. Nach insgesamt 19 Jahren in Nersingen sei es aber irgendwo auch an der Zeit für Neues. Seine innere Stimme jedenfalls, die sage eindeutig Ja zu Schrobenhausen.

Wie das alles abläuft, wenn es in Kürze, laut Dippel, "ans Eingemachte" geht, das erläutert Gemeindeentwickler Thomas Wienhardt (kl. Foto). Selbstverständlich sei die Errichtung einer Pfarreiengemeinschaft ein großer Veränderungsprozess. Deshalb versuche man, die Prozesse so zu gestalten, dass der Übergang möglichst gut funktioniere. "Es geht ums Einbinden und darum, Entscheidungsräume und Kommunikationswege zu schaffen." Und Wienhardt versichert: "Was wir nicht tun, sind Entscheidungen zu treffen - die werden vor Ort getroffen."

Doch was genau macht nun eigentlich eine Pfarreiengemeinschaft aus, was bleibt, was verändert sich? Dazu müsse man noch einen Schritt weiter zurückgehen, findet Wienhardt: Was macht Kirche generell aus? Sie halte die zentrale Botschaft von Leben und Wirken Jesu wach, solle inspirieren, Lebensrelevanz besitzen. Kirche sei der Rahmen, der dafür sorgen soll, "dass Glaube und Leben zusammenkommen". Natürlich sei Kirche auch ein Lebensraum, der sozialisiere. Und: "Kirche ist wesentlich auch eine Organisation, die sich im Rahmen des Sozialen und Gesellschaftspolitischen engagiert." Dabei immer im Mittelpunkt: der Mensch. Es gebe "so etwas wie den Auftrag der Kirche", so Wienhardt weiter, beispielsweise den Einsatz für den anderen, den Glauben feiern und leben. Die Werkzeuge, die diesem Auftrag dienen sollen: Gremien, Personal, Organisationsformen, Verwaltung. In einer Pfarreiengemeinschaft übernehme der Pfarrer die Leitung. Ehrenamtliche, Senioren- oder Bibelkreis, Ministranten et cetera könnten sich auf unterschiedlichsten Wegen einbringen.

Bewusst habe die Diözese Augsburg den Weg in Richtung Pfarreiengemeinschaften gewählt, um Pfarreien nicht auflösen zu müssen. Dennoch gelte es, auf Personalschwierigkeiten zu reagieren. Die Pfarreien blieben in ihren Strukturen auch grundsätzlich erhalten. "Nur eben, dass wir den Rahmen anpassen müssen", sagt Wienhardt. Dabei versuche die Diözese, "einen langsamen, verträglichen und Sie bewusst mitnehmenden Weg zu wählen". Deshalb sei auch wichtig, "dass Sie in den Gremien einen Mitwirkungsraum erhalten". Auch müsse mit der veränderten Interessenslage der Menschen entsprechend umgegangen werden . Allsonntäglich zur Kirche zu gehen, das gelte heute nicht mehr für jeden, ist Wienhardt bewusst.

Das Gremium, das nun für die rund 10310 Schrobenhausener, Steingriffer, Edelshausener, Hörzhausener und Mühlrieder Katholiken neu komme, sei der Pastoralrat, dessen Gesamtleitung der Pfarrer innehabe. Rolle des Pastoralrats sei, die Verbindung zum Pfarrgemeinderat zu gewährleisten sowie an Leitungsaufgaben mitzuwirken. Übergangsweise werde zuvor ein Koordinationsteam eingerichtet, das dann in den Pastoralrat übergehe, berichtet Wienhardt. Bezüglich des Pfarrbüros wird es künftig folgendermaßen aussehen: Das Hauptbüro bleibt in Schrobenhausen, in Mühlried wird es ein Nebenbüro geben.

Schließlich legt Thomas Wienhardt den Gläubigen ans Herz, nicht nur alles negativ zu sehen, die Nachbarpfarrei nicht "als katholisches Ausland" anzusehen, sondern vielmehr das Gemeinsame als Chance zu nutzen. Synergien und neue Impulse könnten sich so ergeben. So wie es beispielsweise in Karlskron der Fall sei, wo sich die Pfarreiengemeinschaft in der Trauerbegleitung oder im Krankenhausbesuchsdienst einbringt. Oder in der Pfarreiengemeinschaft Urdonautal, wo es die "Weihrauch-Mafia" gebe, einen Jugendchor, der quer durch die PG toure. Zum zeitlichen Rahmen sagt Wienhardt: "Es wird bissl dauern, bis wir durch sind, eineinhalb bis zwei Jahre", schätzt er.

Das Schlusswort gebührt schließlich Werner Dippel: "Meine Pfarreiengemeinschaft Burgheim besteht seit 20 Jahren, sie war damals ein Pilotprojekt ? heute könnte man es sich ohneeinander fast nicht mehr vorstellen."

Ute De Pascale