Schrobenhausen (SZ) Was für ein Feuerwerk! An Leidenschaft, an Lebensfreude, vor allem aber an virtuosen Klängen. Das versprühten die Klazz Brothers & Cuba Percussion am Dienstag in der Aula des Gymnasiums - dem Verkehrsverein, der das Konzert auf die Beine gestellt hat, sei Dank.
In blütenweißen Outfits stehen sie auf der Bühne. Die Farbe der Vollkommenheit also. Passt perfekt. Denn nichts anderes ist es, was die Klazz Brothers & Cuba Percussion hier in der gymnasialen Aula abfeuern. Eine Show, die alles hat: Charme und Witz, Gefühl und unfassbar gute Instrumentalkunst, verspielte Momente - und solche für die Ewigkeit.
Man könnte versuchen, das Ganze musiktechnisch bis ins letzte Detail aufzudröseln. Welche Elemente wann genau da aufeinander prallen. Cha-Cha-Cha, Jazz, Salsa, Tango, Klassik... Wo genau die Klassik und wo dann wiederum kubanische Trommelrhythmen die Oberhand gewinnen. An welcher Stelle das Ganze zum Gesamtkunstwerk verschmilzt. Aber das würde diesem Abend nicht gerecht. Man sei sich ja selber gar nicht so recht bewusst, wie man das mit dem Verbinden dieser beiden Welten hinkriege, erzählt ein brillanter Bassist Kilian Forster augenzwinkernd. "Es sind zwei so komplett unterschiedliche Welten, nicht nur Kontinente, sondern auch Kulturen."
Eine Ahnung, wie das bei ihnen abgeht, bekommt das Publikum dann aber doch. Denn da stehen nicht nur exzellente Musiker auf der Bühne, sondern auch welche, die den Mumm haben, gängige Konventionen über den Haufen zu werfen und daraus komplett Neues, in der Form nie Gehörtes zu zaubern. Und da wäre noch ein entscheidender Fakt: Humor. Der scheint einer der Grundpfeiler dieser ganz speziellen Symbiose zu sein. So gibt es an diesem Abend auch mal ein witziges verbales Battle: Zwischen ihnen, den Vertretern der Klassik einerseits - "Bruno und ich stehen dazu, wir haben Musik studiert", sagt Forster - und "dieser etwas sehr banalen, frivolen Musik, nur laut und Party, Machomusik" andererseits (wofür Forster gespielt entrüstete Blicke der Percussiontruppe kassiert). Wie also das alles zusammenbringen? Das BAMF - bei den Klazz Brothers ist das das Bundesamt für Musikforschung - wusste Rat: "Da helfen nur noch fünf Flaschen Rum", meint Forster schmunzelnd.
Und weiter geht's, in Sachen Selbstironie: Im Hollywood-Blockbuster "Hitch, The Date Doktor", da tauche ihre Musik ja just in jener Szene auf, "in der alles schief geht, was schief gehen kann", sagt Forster schmunzelnd. An welcher Stelle genau sie musikalisch im brandneuen Denzel-Washington-Streifen "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" - der übrigens exakt heute Deutschlandpremiere feiert - mitmischen, das wissen sie noch nicht. Was folgt, ist die laut Forster "schönste Jazzballade von Johann Sebastian Bach" - ein Bach'sches "Air" zum Niederknien.
Erfrischend frech und unorthodox entstauben die fünf Herren selbst die größten, altehrwürdigsten Namen der Musikgeschichte. Edvard Griegs "In der Halle des Bergkönigs" wird mal eben zur "Höhle des Gorillas", Chatchaturjans Säbeltanz zu "Don Machete". Und der "schärfste Mambo von Mozart" wird bei den Klazz Brothers samt ihren Percussionisten zum "Mambozart". Mozart, der übrigens seinerzeit den bekanntesten Handyklingelton ever komponiert hat, sei ja in Europa eher nicht so als Salsakomponist bekannt, findet Kilian Forster. Statt des türkischen gibt's dann einen kubanischen Marsch - bei dem Bruno Böhmer Camacho mal wieder über die Tasten fetzt, als gäbe es kein Morgen. Was Böhmer Camacho am Klavier anstellt - es ist der helle Wahnsinn. Dass er als einer der führenden Pianisten des Latin-Jazz in Mitteleuropa gilt: logisch.
Die spektakulären Rhythmen zu alledem gibt's von Alexis Herrera Estevez - der auch mal eine Eigenkomposition, "ein Duostück für drei Schlaginstrumente", beisteuert -, Elio Rodriguez Luis und Tim Hahn. Drummer Hahn hat dann auch das "bestzündendste Musikinstrument" dabei: Streichholzschachteln. Er schüttelt vor - das Publikum schüttelt nach. Oder versucht es zumindest. Der Großteil steigt dann doch ziemlich bald aus. Nicht so, wenn es ums Mitfeiern geht. Ein Tänzchen auf der Bühne? Da muss Elio Rodriguez Luis nicht lange bitten. Wie enorm sich das Publikum an diesem Abend in der rappelvollen Gymnasiumsaula amüsiert - es ist nicht zu übersehen. Doch auch den fünf Herren auf der Bühne scheint dieser Auftritt in Schrobenhausen eine Menge Gaudi zu bereiten. Vollkommen richtig, Herr Forster! Fünf Jahre darf es nicht wieder dauern, bis Klazz Brothers & Cuba Percussion das nächste Mal in der Stadt aufschlagen!
Ute De Pascale
