Schrobenhausen
Kalte Füße kriegen liegt im Trend

Sämtliche Vereine im Schrobenhausener Land sind im Kaltwasser-Grill-Challenge-Fieber

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Die Peutenhausener Feuerwehr hat es getan, die aus Gachenbach, Edelshausen, Berg im Gau und Hörzhausen auch, der Sandizeller Tennisverein ist dabei und viele, viele mehr. Die Rede ist von der Kaltwasser-Grill-Challenge - gepflegtes Grillieren in eiskaltem Wasser, barfuß versteht sich.

Nach der Ice Bucket Challenge - sich mit einem Kübel kaltem Wasser überschütten lassen - gibt es jetzt also einen neuen eiskalten Trend: Die Kaltwasser-Grill-Challenge. Statt von oben kommt die Kälte nun allerdings von unten, kalte Füße kriegen ist der letzte Schrei. Zugegeben, es klingt schon ein wenig befremdlich, dieses Kaltwassergrillen. Die Frage, warum sich ein klardenkender Mensch bei Minusgraden barfuß ins Eiswasser stellt und dabei Würstl röstet, ist durchaus legitim. "Es geht dabei um den guten Zeck", weiß Roman Heigl (kleines Foto), der Kommandant der Hörzhausener Feuerwehr. "Man wird als Verein von einem anderen Verein nominiert und wer es nicht macht, der muss an eine gemeinnützige Einrichtung spenden", erklärt er. Längst habe sich der Trend allerdings dahin entwickelt, die Aufgabe zu erfüllen und trotzdem zu spenden.

Heigls Truppe hat die Challenge längst gemeistert und ihr Soll erfüllt - und die Heldentat natürlich, so wie es sein soll, auf Video festgehalten und dann bei Facebook hochgeladen. An einem sonnigen Januarmorgen seien sie in voller Montur bei nur wenigen Grad über Null und schneidendem Wind losgezogen Richtung Mandelberg. Mit Grill, Würstl und einem Feuerlöscher - man kann ja nie wissen. Ziel: Eine überflutete Wiese. Und dann wurde es ernst. Schuhe aus, Grill an und rein ins knöcheltiefe Vergnügen. Und wie war's? "Saukalt war's", sagt Heigl lachend. "Einmal und kein zweites Mal", so sein Fazit. Eingebrockt hat den Hörzhausenern diesen Schlamassel übrigens die Berg im Gauer Feuerwehr. Denn wer sich so tapfer in die frostigen Fluten gestürzt hat, der darf die Bürde dann auch weitergeben, und zwar gleich an drei andere Vereine. "Wie ein Kettenbrief geht das immer weiter", sagt Heigl. In Hörzhausen habe sich mittlerweile schon jeder Verein der Challenge gestellt und auch im restlichen Schrobenhausener Land wird eifrig gebibbert und gegrillt - mal mit mehr Frostfaktor, mal mit weniger.

Während man beispielsweise beim Video des Hörzhausener Tennisvereins direkt sieht, wie den Mitgliedern die Kälte in die Knochen fährt und die Knie schlottern, sieht das beim Burschenverein Alberzell schon direkt gemütlich aus: Die Füße in Wannen gesteckt, sitzen die Burschen an Biertischen, die Halbe in der einen Hand, die Gabel in der anderen wird geprostet und geschlemmt. "Aber mei, im Grunde is es ja auch wurscht, wie man es macht", sagt Roman Heigl. Was zähle sei doch, dass fleißig gespendet werde. Seine Wehr werde dem Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen 200 Euro zukommen lassen, aber auch der Verein Elisa wird sich in den kommenden Wochen - glaubt man den vielen Videos - über einen wahren Spendenreigen freuen dürfen.

Woher die Kaltwasser-Grill-Challenge kommt, ist übrigens nicht ganz klar. Ein Blick in die unendlichen Weiten der Videoplattform YouTube verrät aber, der Trend ist mittlerweile in ganz Bayern angekommen. Und: Eines der ersten Videos wurde bereits vor vier Monaten von der Freiwilligen Feuerwehr im niederbayerischen Obertrennbach hochgeladen, weitere niederbayerische Vereine folgten. Von dort aus schwappte der Trend wohl Richtung Oberbayern und in die Oberpfalz. Das Schrobenhausener Land ist seit gut drei Wochen dabei.

"Ich finde allerdings, dass das Ganze bald auch wieder vorbei sein könnte", sagt Roman Heigl. Im Grunde sei das doch "ein rechter Schmarrn", lustig, aber irgendwie auch doof. "Welche Deppen stellen sich im Winter ins eiskalte Wasser rein?", fragt er zwinkernd. Freilich, als er und seine Truppe nominiert wurden, da habe man nicht lange gefackelt. "Bei der Feuerwehr wird nicht lange rumüberlegt, da wird gemacht." Einmal, so der Kommandant, könne man so einen Krampf dann schon mitmachen. "Aber man darf auch nicht vergessen, dass es dabei um Vereinsgelder geht, die eigentlich dem Verein helfen sollen, sich selbst zu erhalten", so der 49-Jährige.

Daher habe er auch Verständnis, wenn Vereine sich nicht an dem Spiel beteiligen. So, wie beispielsweise die Schrobenhausener Feuerwehr. "Es stimmt schon, wir sind schon ganz oft nominiert worden", sagt Kommandant Ralf Schlingmann. Ins kalte Wasser gestiegen sei aber bisher keiner der Schrobenhausener Feuerwehrleute. "Nicht, weil wir uns zu fein sind, sondern weil wir ganz einfach entschieden haben, nicht mitzumachen", erklärt er. "Das hat nichts mit unserer ehrenamtlichen Arbeit zu tun." Dennoch wolle er das Ganze nicht verurteilen. "Wer es machen will, der soll es gerne machen, das muss jeder Verein für sich entscheiden."

Roman Heigl kann das nachvollziehen. "Die haben im Jahr gut 300 Einsätze, schon klar, dass die ihre Zeit nicht auch noch für sowas nutzen wollen", sagt er. In einem Jahr werde ohnehin keiner mehr darüber reden - und da hat er vermutlich recht. Wer sich - Sinn hin oder her - trotzdem noch ein bisschen amüsieren will und den lokalen Vereinen beim Bibbern zuschauen will, findet viele der Videos auf den Facebook-Seiten des jeweiligen Vereins oder bei YouTube unter dem Stichwort "Kaltwassergrillen".