Karlshuld
Liebling der Massen und Freund von Spiegeleiern

Sympathischer Auftritt von Superstar Frank Ribéry beim FC-Bayern-Fanclub Bierstüberl in Karlshuld

10.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

−Foto: Kaufmann, Roland, Schrobenhausen (Kaufmann, Roland)

Karlshuld (SZ) Ein Weltstar in Sachen Fußball zum Anfassen - und das mitten im Donaumoos: Franck Ribéry gab sich gestern Nachmittag in Karlshuld genau so, wie es sich die Mitglieder des FC-Bayern-Fanclubs Bierstüberl im Vorfeld erhofft hatten - nämlich volksnah, sympathisch, sogar zu manchem Spaß bereit. Und doch, einen Verlierer hat es beim Besuch des Franzosen gegeben.

Sein Name? unbekannt. Aber er war schon ein stattlicher Ochse. Einer, der letztlich völlig unnötig sein Leben lassen musste - denn Ribéry, für den das leckere Tier an diesem Sonntag hauptsächlich gegrillt worden ist, rührt es überhaupt nicht an. Ein paar Spiegeleier würden ihm bereits reichen - so der Franzose, der beim FCB ja rund zwölf Millionen Euro an Jahresgehalt einsackt, ganz bescheiden.

Irgendwie ist dieser in Boulogne-sur-Mer geborene Zeitgenosse immer wieder für Überraschungen gut. Die erste hiervon, an diesem für den Fanclub Bierstüberl so historischen 10. Dezember 2017: Der 34-Jährige kommt eine Stunde später als ursprünglich angekündigt. "Raimond Aumann, früher Nationalspieler und jetzt Fanbeauftragter beim FC Bayern, hat uns das bereits am Samstagabend telefonisch mitgeteilt", berichtet Kassier Thomas Artner. Mittlerweile sagt er das souverän - aber dass ihm, als deswegen das Handy geklingelt hat, kurzzeitig massiv "die Pumpe ging" - der Funktionär verhehlt es nicht: "Normalerweise ist es doch eher etwas Negatives, wenn noch so ein Anruf kommt." So, wie in Nassenfels geschehen, wo der versprochene Mats Hummels dann nicht erscheint.

In Karlshuld geht hingegen alles seinen geplanten Gang. Der Saal im Gasthaus Greppmair ist zum Bersten voll, nahezu alle Anwesenden sind in Rot und Weiß gekleidet. Nun gut, nicht jeder hat ein Ribéry-Trikot an. Aber gegen Oberteile mit Aufschriften wie Müller, Robben oder Alaba ist doch auch nichts einzuwenden. Hauptsache, FC Bayern. Auf den sind sie hier alle mächtig stolz.

Draußen hat's inzwischen zu schneien begonnen. Richtig dicke Flocken sogar. "Franck ist allerdings schon unterwegs", gibt's von Bierstüberl-Klubchef Michael Lederer sofort Entwarnung: "Sein Fahrer hat gerade von unterwegs angerufen, um 14.15 Uhr sind sie definitiv da."

Derweilen positioniert Karlshulds Bürgermeister Karl Seitle im Nebenraum das Goldene Buch der Gemeinde. Und als er dieses so durchblättert, findet der 67-Jährige tatsächlich auch einen Eintrag von Helmut Haller: Die Augsburger Fußball-Legende war am 13. März 2005 hier im Donaumoos gewesen - ohne dass nur annährend so viele Fans davon Kenntnis genommen hatten.

Exakt um 14.13 Uhr ist Ribéry schließlich da. Nur auf große Begrüßungsworte gleich im Freien hat er anscheinend keine Lust. Schnell ein Händeschütteln mit den Bierstüberl-Vorstandsmitgliedern, dann schnell die Baseballmütze weit ins Gesicht gezogen - und rein ins Wirtshaus. Beziehungsweise schnurstracks rein in die Toi-lette. Auch Weltstars haben eben ihre Bedürfnisse.

Ohne Druck geht's schließlich weiter in den Nebenraum. Zum Goldenen Buch. Zu Seitle. Der verrät dem Ehrengast schnell, dass die Gemeinde Karlshuld und der große FC Bayern eine nicht unerhebliche Gemeinsamkeit hätten: Sie wären nämlich beide schuldenfrei. Ribéry lächelt. Genauso wie bei Seitles Geständnis, doch eigentlich Verehrer des 1. FC Nürnberg zu sein. Der Franzose verzeiht's - und setzt schwungvoll seine Signatur auf das Papier. Dass Pfarrer Paul Igbo das Ganze durchaus interessiert verfolgt - sowie für den Anlass der Veranstaltung angemessen mit einem weißroten Hemd bekleidet ist: eigentlich müßig zu erwähnen, denn der aus Nigeria stammende Seelsorger ist sehr wohl FCB-Fan.

Exakt so wie rund 380 andere Zeitgenossen, die nebenan, im großen Saal, immer ungeduldiger werden. Doch dann: "Stern des Südens" dröhnt plötzlich aus den Lautsprechern, die Hymne des FC Bayern. Das Startsignal für den Einmarsch von Ribéry. Was für eine Stimmung, was für eine Begeisterung nun in Karlshuld. Klubchef Lederer marschiert mit stolzgeschwellter Brust vorneweg, die Menge ruft "Riiibeeeryyy, Riiibeeeryyy." - immer wieder. Das lässt selbst den Superstar von der Säbener Straße nicht kalt: Blitzschnell zückt er sein Handy, filmt sich mit den Fanmassen, filmt jene allein. Damit er irgendwann seinen Lieben daheim zeigen kann, wo er an diesem 10. Dezember 2017 hingeraten war.

Zum Trinken bestellt sich der Franzose gleich zwei Espressi. Die Nachwehen der vorabendlichen FCB-Weihnachtsfeier? Lassen wir ihm das Geheimnis - und lassen lieber Lederer reden. Dieser nutzt die Gelegenheit, gleich regelrechte Lobeshymnen in Richtung Ribéry loszuwerden: "Du bist ein freundlicher, sympathischer Kerl und - 75000 Zuschauer regelmäßig in der Allianz-Arena können sich nicht täuschen - auch ein absoluter Publikumsliebling." Das Volk jubelt, der 34-Jähriger schaut derweilen verlegen - und er ändert diesen Blick auch nicht, als er feierlich zum allerersten Ehrenmitglied des Fanclubs Bierstüberl ernannt wird. Dieser Titel hat ihm bestimmt noch gefehlt.

Und prompt taut der Franzose so richtig auf. Einem weiblichen Mitglied schnell mal per Bussi und Blumenstrauß zum Geburtstag zu gratulieren - er macht diesen Spaß ebenso mit wie einen Balljonglierwettbewerb gegen die mutigen Lokalmatadoren Michael Birgmann, Dominik Hausler und Lisa Vollmeier. Bloß will Ribéry auch ernsthaft aus dem Nähkästchen plaudern? Die Karlshulder probieren's jedenfalls gnadenlos, löchern den Star regelrecht mit ihren Fragen - zu Familie, Freunden, Gegnern, Trainern, und so weiter, und so weiter. Dass er den FCB hierbei als "besten Klub der Welt" bezeichnet - natürlich kommt das gut an. Ebenso wie seine Ankündigung, "auch nach dem Karriereende in München bleiben" zu wollen. Den elfjährigen Kevin aus Karlshuld bezeichnet das Offensiv-Ass so ganz nebenbei noch als seinen besten Freund - um einem etwas nervösen Fragensteller spontan ein "Ich liebe Dich" entgegenzuknallen. Ja, Ribéry spielt mit den Anhängern. Er genießt es sichtlich, unter ihnen zu sein. "Ich gebe immer 100 Prozent für meine Fans", berichtet er - und liefert in jenen rund zweieinviertel Stunden in Karlshuld auch gleich den Beweis dafür ab.

Bloß das härteste Stück Arbeit kommt für ihn noch - nämlich Autogramme zu schreiben beziehungsweise als Motiv für Erinnerungsfotos zur Verfügung zu stehen. Ribéry erträgt jedoch auch dies geduldig, während sich all die anwesenden Anhänger lobenswert diszipliniert anstellen. Kein Gedränge, keine bösen Worte - so muss es sein an diesem für alle Beteiligten rundum gelungenen Nachmittag.

Nur was gibt man so einem Superstar als Abschiedsgeschenk auf den Weg? Einen zünftigen Brotzeitkorb aus Bayern? Etwas Hochprozentiges? Nix da, Ribéry ist schließlich ein gläubiger Moslem. Also überreicht Lederer Süßigkeiten für die vier Kinder, einen Rosenstrauß für Ehefrau Wahiba sowie ein rotweißes Vereins-Trachtenhemd für Franck selbst. Auf der Portion Ochsenbraten bleibt er ja sitzen.