Schrobenhausen
Günther Schalk, Karlheinz Stephan und Donald Trump

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Belgien ist eine sehr schöne Stadt, sagte einst Donald Trump. Geografie gehört offensichtlich nicht zu seinen Stärken. Dafür kann der Mann, der morgen offiziell das Amt als US-Präsident antritt, twittern, dass einem die Ohren schlackern. Politik in 140 Zeichen, das soll dem Mann erstmal einer nachmachen. Oder? Sagen wir mal so: Einen Twitter- oder Facebook-Account hat heute beinahe jeder große Politiker. Man muss ja Präsenz zeigen! Und das gilt ja freilich nicht nur für Staatsmänner aus Übersee. Solche hochmodernen Leute gibt's auch hier vor der virtuellen Haustür.

Der Schrobenhausener Stadtrat Günther Schalk zum Beispiel fühlt sich im Netz so richtig wohl. Gut, seine Twitter-Karriere scheint mit einem Follower und keinem einzigen Tweet etwas auf Eis zu liegen. Dafür hat der Schalkinator Facebook fest im Griff. Denn zu sagen und zu zeigen hat er allerhand. So darf man beispielsweise am Schalk'schen Winterspaziergang im Goachat teilhaben, mit ihm darüber lachen, dass ihm das Navi in Tschechien lustige Straßennamen anzeigt und gerne teilt er auch das Ergebnis eines Tests, der ihm sein Alter anhand des Profilfotos verraten hat. Demnach wäre er übrigens 23. Und zwischendrin kommt aber auch die Pflicht nicht zu kurz: Schalk kommentiert, kündigt Veranstaltungen - etwa vom BRK oder Verkehrsverein - an und gibt hilfsbereit Auskunft. Als zum Beispiel ein Mitglied der Gruppe "Schrobenhausen" an Heiligabend fragt, ob und wo man noch Semmeln bekommen kann, antwortet Schalk: "Beim Bäcker ;)". Ist halt ein Spaßvogel, der Günther Schalk.

Etwas ernster an die Sache geht da schon Bürgermeister Karlheinz Stephan. Er mag Schrobenhausen, Fußball und Mopeds. Das wird beim ausführlichen Genuss seiner Seite schnell klar. Und er wettert schonmal los. Zum Beispiel über die Eltern, die an der Grundschule immer wieder in den Haltebuchten der Busse parken. Den Schrobenhausenern gefällt's, für seine Posts bekommt der Bürgermeister stets Dutzende "Gefällt-mirs".

Nun liegt der jüngste Post des Bürgermeisters bei Facebook zwar schon rund vier Wochen zurück, aber Karlheinz Stephan ist ja nicht nur auf einem Kanal tätig. Er ist ein Mann von Format und seine Fans wissen längst, wo sie sich ihre tägliche Dosis Bürgermeister holen können. Na klar: Auf der Homepage der Stadt Schrobenhausen, wo es eine eigene Rubrik "Bürgermeister" gibt. Und da findet man auch den Reiter "Bürgermeister heute" - der persönliche Stundenplan des Bürgermeisters sozusagen. Immer aktuell lässt uns die Seite wissen, wo unsere Nummer eins heute unterwegs ist. Wer sich nach mehr trumpesker Kommentierfreudigkeit sehnt, der ist allerdings besser mit der Rubrik "Blitzlicht der Woche" bedient. Da kommentiert der Bürgermeister das Stadtgeschehen und spart auch mit Kritik nicht - zum Beispiel, wenn die Zeitung wieder ein bisschen zu böse war oder er schlicht nicht einverstanden ist. Gut möglich, dass es dieser Artikel in sein "Blitzlicht" schafft.

Aber wäre das schlimm? Nein. Weil bestimmt macht es auch den ein oder anderen Schrobenhausener stolz, einen Bürgermeister zu haben, der sich selbstbewusst im Netz bewegt, sich nicht scheut, seine Meinung kundzutun und so sogar mit dem Präsidenten des mächtigsten Landes der Welt mithalten kann. Der nämlich macht es nicht anders - nur dass sein "Steiflicht" halt Twitter heißt. Erst am Sonntag rügte er da die Sendung "Saturday Night Live", weil Alec Baldwin ihn in der Sendung parodiert hatte. "Nicht lustig, grauenvolle Besetzung, jedes Mal zum Erschießen. Richtig schlechtes Fernsehen!", kommentierte Trump.

Am Ende des Tages stellt man sich natürlich schon mal die Frage, ob denn wirklich alles kommentiert werden, ob Politik im Netz gemacht werden muss. Sicher nicht. Weil echte Politik nicht virtuell gemacht wird und im Grunde nur Diskussionen entfacht und angeheizt werden. Aber Unterhaltungspotenzial hat die ganze Chose ja doch. Ist doch super, dass es auch auf lokaler Ebene Politiker gibt, die den virtuellen Zirkus mitmachen und uns an dessen Zauber teilhaben lassen. Und wenn dann mal wieder so eine Debatte auf Facebook oder Twitter losgeht, bei der man die schlechten Gedanken kaum im Zaum halten kann - Günther Schalk hatte da erst letztens einen guten Tipp für seine Internetfreunde: "Bleibt locker bei allem, was sich euch auf oder in den Weg stellt." Prost!

‹ŒAlexandra Burgstaller