Schrobenhausen
Trommeln gegen die Abschiebung

Zahlreiche Menschen unterstützen Freunde des senegalesischen Asylbewerbers Mamadou Ba

03.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr
Zu einer kleinen Trommel-Session finden Mamadou und Carola Morgenschweis-Siegl zusammen, unterstützt werden sie von einem Teil der Gruppe Obwisana. −Foto: Budke

Schrobenhausen (SZ) Reichlich Trubel herrschte am Sonntag im Awo-Kinderhaus Dreilinden.

Fröhlich wirbelte Renate Schwäricke, Elternbeiratsmitglied, durch das Haus auf der Suche nach einem Gong, um sich im Garten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Fröhlich deshalb, weil so viele Menschen der Einladung gefolgt waren, bei der Unterschriften- und Spendenaktion für Mamadou Ba (wir berichteten) mitzumachen. Ziel war es, den Abschiebebescheid für ihn auszusetzen.

 

Der Senegalese ist ein Freund, Schwäricke lernte ihn über ihre Tochter kennen. Ein Glück für Mamadou, denn die Schrobenhausenerin spricht ausgezeichnet Französisch, die Amtssprache im Senegal, und so standen die beiden schnell in engem Kontakt. Mamadou berichtete von seiner Flucht und seiner Angst, im Senegal verhaftet zu werden: Er war Teilnehmer bei einer Demonstration für die Präsidentschaftskandidatur von Youssou N’Dour, bekannt in Deutschland als Sänger. Die jungen Menschen im Senegal erhofften sich einen Generationenwechsel in der Regierung. Bei der Demonstration wurde ein Polizist tödlich verletzt und in der Folge viele Männer im Alter von Mamadou Ba – er ist jetzt 35 Jahre alt – verhaftet. Irgendwie kam er durch mehrere afrikanische Länder und „wurde mit der Flüchtlingswelle nach Deutschland geschwappt“, sagt Schwäricke und betont: „ Das war nie sein Plan. Er hatte einfach Angst.“

Als sie tatsächlich einen Gong gefunden hat und sich alle Gäste versammelt haben, gibt sie erst ein paar Hinweise auf das Programm und die weiteren Angebote am Nachmittag wie Getränke, Speisen und Bücherflohmarkt, um dann auf den Punkt zukommen: „Heute kann hier niemand zu viel Geld da lassen.“ Tatsächlich sollen alle Einnahmen Mamadou Ba zugutekommen. Vom Erlös der Aktion sollen eine Anwältin und ein medizinisches Gutachten bezahlt werden. Spenden, die darüber hinaus übrigbleiben, fließen in den Kindergarten. Komme nicht genug zusammen, solle ein Spendenkonto eingerichtet werden.

Die Besucher jedenfalls haben viel Spaß, denn nicht nur das Kuchenbuffet hat einiges zu bieten. Die Trommelgruppe Obwisana unter der Leitung von Carola Morgenschweis-Siegl sorgt für die richtige Stimmung. Alle wippen mit zu den eingängigen Rhythmen, ein paar afrikanische Worte sind schnell gelernt und mitgesungen. Mamadou ist so begeistert, dass er tanzt und eine Mutter von einem Kindergartenkind gesellt sich gleich dazu. Das strahlt Lebensfreude aus. Und so schätzen ihn auch alle, die ihn kennen, als aufgeschlossenen, unkomplizierten und hilfsbereiten Menschen. Dauernd rufen Kinder seinen Namen, müssen ihm unbedingt etwas zeigen oder etwas sagen. „Mamadou, schau hier!“, „Mamadou, geh mit!“

Als Mamadou Ba eine kurze Dankesrede hält, sieht man allerdings auch diesem positiven Menschen an, unter welcher Belastung er steht. Er sagt: „Ich bin in einer schlimmen Situation, aber jedes Mal, wenn ich euch sehe, bekomme ich wieder Kraft. Ihr zeigt mir wirklich eure Unterstützung, ich spüre das. Vielen Dank“.

Als die ersten Gäste gehen, verabschieden sich die meisten persönlich von Mamadou – mit einem Händedruck, einer Umarmung, aufmunternden Worten und der Senegalese strahlt. Renate Schwaricke ist überrascht, dass so viele Menschen da waren, die nichts mit dem Kindergarten zu tun haben. Manche fragen ausdrücklich nach der Unterschriftenliste und wünschen Erfolg. „Mamadou kennt hier so viele Leute und alle schätzen ihn. Ich hoffe, wir können etwas erreichen – er braucht einfach mehr Zeit hier in Schrobenhausen.“