Aresing
Zwei Dörfer wollen jetzt anpacken

Aresinger Gemeinderat stellt Oberlauterbach und Niederdorf 260 000 Euro für ein Dorfheim zur Verfügung

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Foto: Bernd Hofmann

Aresing (SZ) Die Oberlauterbacher und Niederdorfer bekommen ihr Dorfheim: Bei nur einer Gegenstimme hat der Aresinger Gemeinderat am Montagabend beschlossen, das Projekt mit 260 000 Euro zu bezuschussen. Die Bürger des Gemeindeteils wollen aber auch selbst anpacken.

Fast 50 Oberlauterbacher und Niederdorfer waren als Zuschauer zur Sitzung gekommen - ein Interesse, das die Gemeinderäte sichtlich beeindruckte. Und so wurde dann in der Debatte der Gemeinderäte auch mehrfach angesprochen, dass man gar keinen Zweifel daran habe, dass die Bürger dieses Projekt stemmen können. Denn die Oberlauterbacher und Niederdorfer wollen Tausende Stunden Eigenleistung in ihr Dorfheim stecken.

In einem Brief an die Gemeinde hatte der gesamte Vorstand der Jennerweinschützen seinen Wunsch - und offenbar den der ganzen Dorfgemeinschaft - präsentiert. Nach der Schließung der Gastwirtschaft Dafelmaier in Strobenried, in deren Keller der Verein seine Schießstände hatte, stelle sich die Frage, wie es weitergehen soll, und zwar nicht nur für die Schützen, sondern auch für die anderen Ortsvereine, die nun vorübergehend in Gerolsbach, Aresing oder Autenzell unterkommen müssten. Ein eigenes Dorfheim würde wohl annähernd eine Million Euro kosten. Um die Gemeinde finanziell zu entlasten, erkläre man sich bereit, selbst mit anzupacken, schreiben die Schützen.

Dadurch würden die Gesamtkosten auf rund 400 000 Euro sinken - inklusive Erschließung, Außenanlagen und Planungskosten. "Unser Dorfheim soll kein Prunkbau werden", schreiben die Oberlauterbacher und Niederdorfer, "sondern lediglich ein möglichst kostengünstiger Zweckbau." Rechne man die Zuschüsse (erhofft werden gut 50 000 Euro vom Bayerischen Sportschützenbund, BSSB, und rund 12 000 Euro vom Landkreis) sowie den Eigenanteil des Schützenvereins von 10 000 Euro heraus, bleibe ein Restbetrag von 330 000 Euro offen. Die Gemeinde bitten die Oberlauterbacher und Niederdorfer um 260 000 Euro Zuschuss sowie eventuell um die Übernahme einer Bürgschaft und um die Vorfinanzierung der Zuschüsse von BSSB und Landkreis.

"Es ist schon klar, dass man da einen Präzedenzfall schafft", sagte Hermann Bachhuber, Schützenmeister von Jennerwein und Gemeinderatsmitglied, am Montagabend. Hier werde allerdings nicht nur für einen Verein ein Domizil geschaffen - "das ist ein Dorfheim für Oberlauterbach und Niederdorf". Jeder Aresinger Gemeindeteil habe ein vernünftiges Gebäude für die Dorfgemeinschaft - lediglich Oberlauterbach und Niederdorf nicht. Bachhuber bot an, dass das fertige Dorf- und Schützenheim ins Eigentum der Gemeinde übergehen könne. Hier werde "ein Wert geschaffen, der mehr als die 260 000 Euro beträgt, die wir beantragt haben".

"Das ist unbandig viel Geld", räumte Bürgermeister Klaus Angermeier ein, appellierte aber an seine Gemeinderäte: "Wir sollten da schon etwas schaffen für die Vereine." Und: "Langfristig werden wir für die Feuerwehr auch etwas brauchen." Das Gerätehaus sei eigentlich schon jetzt zu klein. Deshalb solle das Dorfheim so konzipiert werden, dass einfach ein Feuerwehrhaus angegliedert werden kann. Ein entsprechendes Modell haben jüngst die Alberzeller verwirklicht: Hier entstand nach der Schließung der Gastwirtschaft im Ort ein Dorf- und Schützenheim, in dem Schützen, Feuerwehr und die anderen Ortsvereine samt den kirchlichen Gruppen Platz gefunden haben. Die Oberlauterbacher und Niederdorfer haben es sich natürlich angeschaut.

Während in Alberzell der Schützenverein das Grundstück gekauft hatte, wird in Oberlauterbach die Gemeinde für diesen Teil zuständig sein. Von der Kirchenstiftung könne sie eine Fläche bei der Kirche in Erbpacht bekommen, der Pfarrer würde mitspielen, berichtete Angermeier. Er sei, so der Bürgermeister, aber auch noch in Verhandlungen für ein anderes Grundstück in diesem Bereich, das die Gemeinde eventuell kaufen könne.

Alois Rauscher und Georg Haas erinnerten daran, dass die Gemeinde 1983 das alte Oberlauterbacher Schulhaus samt Grundstück für 125 000 Euro verkauft habe. Deshalb solle man der Dorfgemeinschaft nun Geld für ihr Projekt zur Verfügung stellen. Markus Harner, Vorsitzender des Schnupfclubs Oberlauterbach und ebenfalls Gemeinderatsmitglied, versicherte: "Der Schnupfclub steht 1:1 hinter dem Projekt, der würde auch mithelfen."

Der Beschluss des Gemeinderats umfasste schließlich die Zusicherung eines auf 260 000 Euro gedeckelten Zuschusses und die Vorfinanzierung eventuell ausstehender Fördergelder. Dafür müsse die Gemeinde Eigentümer des Gebäudes werden, die spätere Unterbringung der Feuerwehr müsse eingeplant, ein Finanzierungsplan müsse vorgelegt werden und der Bau müsse unter der Eigenregie des Schützenvereins laufen, mit dem ein Nutzungsvertrag über mindestens 25 Jahre abgeschlossen werden soll. Lediglich Vizebürgermeister Georg Hartmann stimmte schließlich - bei einer Enthaltung von Schützenmeister Bachhuber - gegen den Beschlussvorschlag, allerdings nur, weil er zuvor gerne noch detailliertere Informationen zu Finanzierung und Grundstück gehabt hätte. Auch Hartmann aber stellte klar: "Grundsätzlich habe ich gar keine Zweifel, dass der Bau notwendig ist."

Die Oberlauterbacher und Niederdorfer quittierten den Gemeinderatsbeschluss mit donnerndem Applaus. Dass er ein Auge auf die künftige Baustelle haben werde, versicherte schließlich noch Bürgermeister Angermeier: "Ich werde ab und zu vorbeischauen - ob das aber zum Arbeiten ist, weiß ich jetzt nicht."