Aresing
Zeit für Veränderungen

SZ TRIFFT: Gerti Erlewein, die sich Nachfolgerinnen an der Spitze des Aresinger Frauenbundes wünscht

02.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Wie vor langer Zeit angekündigt, hat sich Gerti Erlewein von der Spitze des Aresinger Frauenbunds zurückgezogen. Und nicht nur sie, auch ihre Stellvertreterin Gabi Sandl hört nach 16 Jahren auf, andere ziehen sich ebenfalls zurück. Gesucht wird jetzt eine Nachfolgeregelung. −Foto: Petry

Aresing (mpy) Die Entscheidung begann schon vor Langem zu reifen.

Vor weit über einem Jahr kündigte sie ihren Rückzug an, jetzt hat sie ihn wahr gemacht: Gerti Erlewein ist nicht mehr Vorsitzende beim Frauenbund in Aresing. Der Zeitpunkt ist gekommen, etwas zu verändern. "Ich werde heuer 60", sagt sie, "mein Mann ist inzwischen daheim, jetzt möchten wir auch mal etwas freier sein." Im arbeitsreichen gemeinsamen Leben haben die beiden nicht immer so viel Zeit für einander gehabt, wie sie sich gewünscht hätten.

Der Aresinger Frauenbund ohne Gerti Erlewein - leicht vorstellbar ist das nach so langer Zeit nicht. Zarte 22 Jahre jung war sie, als sie eintrat. Maria Klemm war damals Vorsitzende. Nach vier Jahren kam die Zeit für Neuwahlen. "Da hat's dann geheißen: Gerti, gell, du machst das." Und sie so: "Was, ich?" Und dann war sie auch schon gewählt.

Ihr Mann Hans fand das gut, und er half auch viel mit. "Wir hatten damals schon zwei kleine Kinder und eine Landwirtschaft. Mein Mann war in der Arbeit, und ich habe mit den Schwiegereltern den Hof geführt, so war das damals", erinnert sie sich. Als dann das dritte Kind unterwegs war, wurde es dann doch etwas viel. "Dann habe ich mit Maria Endres getauscht, sie hat wieder erste und ich zweite Vorsitzende gemacht." Als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, erklärte sie sich bereit, den Vorsitz wieder zu übernehmen. Insgesamt 32 Jahre war sie jetzt im Vorstand, 22 Jahre davon an der Spitze.

Es ist viel passiert, in dieser Zeit. Viele große und kleine Aktivitäten galt es zu organisieren. Vereinsabende, die Ausarbeitung von Gottesdiensten, die Organisation des Weltgebetstags, Ausflüge - es ist ein breites Feld, das der Frauenbund in Aresing bestellt. Früher gehörte auch die Betreuung von Senioren zum Aufgabengebiet, bekanntlich ist das inzwischen in Aresing anders organisiert.

Legendär sind die Auftritte der Aresinger Kirchturmspatzen. Die haben immer beim Pfarrfamilienabend erzählt, was sie übers Jahr aufgeschnappt haben. Derblecken, Ausrichten nennt man das, was da passiert ist, und das war immer lustig. "Wir haben die Texte selber geschrieben, uns die Kostüme ausgedacht", erinnert sich Gerti Erlewein, "eine schöne Zeit."

Und natürlich der Weihnachtsbasar. Wie viele tausend Euro der Frauenbund Aresing über Jahrzehnte für gute Zwecke gespendet hat - zuletzt auch über die SZ-Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen", weiß sie aus dem Stegreif gar nicht. "Da ist schon einiges zusammengekommen!", sagt sie nur.

Begonnen hatte der Basar ganz klein, mit einer einzigen Bude. In den vergangenen Jahren wurde der Basar teils in wochenlanger Arbeit vorbereitet - ein riesiges Ereignis für die Gemeinde mit enormem Zuspruch. Auch in diesem Winter ging insgesamt ein vierstelliger Betrag an Ape in Waidhofen und Elisa in Neuburg.

In den Jahren ihres Engagements hat Gerti Erlewein vier Pfarrer erlebt, angefangen mit Johannes Maria Bauer (1919-1999), einem sehr gläubigen Mann, der dann aber mit seinem Engagement für das Engelwerk aneckte. Sein Nachfolger war Josef Gleich (1926-2012), der von 1982 bis 2002 in Aresing wirkte, gefolgt von Reinhold Schwarz, der 2014 in Aresing mit 70 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Dann wurde Aresing im Zuge der Bistumsreform Teil der Pfarreiengemeinschaft mit Weilach unter Pfarrer Michael Menzinger. Gerti Erlewein hat sich in all diesen Jahren bis jetzt viel eingebracht. Und sie kann sich mit dem Wissen zurückziehen, dass sie ihren ehrenamtlichen Beitrag mehr als geleistet hat.

Ein Thema ist aber noch nicht zu Ende, und das treibt nicht nur sie um, sondern auch ihre Vorgängerin Maria Endres. "Alle möchten, dass es weitergeht, aber den Vorsitz mag halt keiner machen", erzählt sie. Mit anderen Worten: Die 120 Mitglieder des Aresinger Frauenbundes haben aktuell keinen Vorstand.

"Die Zeiten sind halt anders geworden", sagt Gerti Erlewein, "die Leute haben halt nicht mehr so viel Zeit, es sind so viele andere Angebote da." Noch ist die Hoffnung da, dass eine Lösung gefunden wird, in einigen Wochen soll es zu einer weiteren Zusammenkunft kommen. Inzwischen wird darüber nachgedacht, dass man vom klassischen Vereinsvorstand weggeht und sich ein Dreier-Team die Arbeit dann so gut wie möglich teilt.

Aber eben ohne Gerti Erlewein. Ganz ohne ehrenamtliches Engagement kann sie aber auch nicht, seit einer Weile bringt sie sich in der Notfallseelsorge ein. Wenn sie wüsste, dass beim Frauenbund alles geregelt ist, wäre es noch leichter. Für sie.