Allershausen
Für einen grundlegenden Wandel

ÖDP nominiert den Freisinger Asylsozialberater Reinhold Reck für die Bundestagswahl

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Geht für die ÖDP ins Rennen um das Bundestagsmandat im Wahlkreis 214: Reinhold Reck aus Freising. - Foto: Lehmann

Allershausen (SZ) Reinhold Reck, 58 Jahre alt, hält bei der Bundestagswahl die ÖDP-Flagge hoch. Von seinen Parteikollegen wurde er nun als Direktkandidat für den Wahlkreis 214, zu dem das Schrobenhausener Land gehört, nominiert.

Seine Vorstellung werde ein bisschen ausführlicher ausfallen, hatte Reinhold Reck gleich zu Beginn angekündigt. Und tatsächlich: Der 58-jährige studierte Theologe, der vor 20 Jahren nach Freising kam, der seit 2008 Mitglied der ÖDP ist und seit eineinhalb Jahren als Asylsozialberater beim Landkreis Freising beschäftigt ist, nahm sich in Allershausen 40 Minuten Zeit, um sich, seine und die ÖDP-Forderungen darzustellen. 17 Stimmberechtigte hörten ihm zu, 16 Jastimmen gab es dann bei der Wahl.

Am Anfang ein Überraschungseffekt: Reck zitierte CSU-Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, ohne dessen Namen zu nennen. Als das Geheimnis gelüftet wurde, wer da gegen das ständige Wirtschaftswachstum als Konzept der Zukunft redete, waren die ÖDP-Mitglieder baff: "Der ist in der falschen Partei." Müller, so war man sich einig, müsste eigentlich ÖDPler sein. Dass die Politik der Bundesregierung trotzdem ganz anders sei als das, was Müller fordere, dafür gebe es laut Reck nur eine Erklärung, ein "Grundmuster": "Wir wissen alles und tun fast nichts." Beispiel: Die Wirtschaft "ein bisschen grüner zu machen", genüge eben nicht. Da müsse schon ein grundlegender Wandel her.

Und dann nannte Reck konkrete Ziele und Forderungen: Keine Geschäfte mit Diktatoren, keine Kompromisse bei Menschenrechten, keine Rüstungsexporte außerhalb der Nato, faire Handelsverträge. Reck war sich auch sicher, dass man Flüchtlinge nicht mit Mauern und Zäunen abhalten könne. Denn: Flüchtlinge, auch Wirtschaftsflüchtlinge, kämen ja nicht aus Lust und Laune.

Reck und die ÖDP sagen grundsätzlich Ja zur EU, aber zu einer EU, in der das Parlament über entsprechende Kompetenzen verfüge. Und dann äußerte sich Reck auch noch zur Innenpolitik: Das derzeitige Rentensystem habe keine Zukunft, man brauche eine "konsequente Energiewende", angesichts der seit 30 Jahren immer weiter auseinanderklaffenden sozialen Schere brauche man eine grundlegende Steuerreform, und solle, so Recks persönliche Meinung, auch über einen relativen Höchstlohn nachdenken. Will heißen: Innerhalb einer Firma sollte das höchste Gehalt maximal um soundso viel höher sein als das durchschnittliche Gehalt.

Außerdem fordern Reck und seine Partei die Einführung einer Ersatzstimme. Will heißen: Wenn die Partei, der man seine Stimme gegeben habe, nicht in den Bundestag einziehe, solle man gleich festlegen, wer denn die Stimme dann bekommen solle. Die Partei setzt sich auch für Volksentscheide auf Bundesebene und die Stärkung der Kollektivorgane ein.

Und über allem schwebe laut Reck die alles entscheidende Frage: "Wie kommen wir aus dieser strukturellen Nichtnachhaltigkeit heraus" Reinhold Reck glaubt die Antwort zu wissen und will so Stimmen für sich gewinnen.